Sex vor dem Match – ja oder nein?

Hommage an den ersten Kuss: Die besten Plätze zum Schmusen

Ambitionierte Küsser dürfen sich freuen: Ein neues Buch verrät die besten Schmuseplätze in Wien.

Schmusen unterm Badetuch, während ein heftiges Gewitter über dem Wiener Kongressbad niederging: Das zählt zu meinen intensivsten und schönsten Jugenderinnerungen. Aus Gründen. Ich war knapp 14 Jahre alt. Beziehungstechnisch ging es noch nicht um wirklich Ernstes, aber es war mir ernst genug, um stundenlang mit Herzklopfen nach jenem Typen Ausschau zu halten, der diese wahnsinnig coole Badehose anhatte. Ich sage nur: Modell "Mitte 1970er-Jahre“, glänzend-psychedelischer Blumendruck in mutigen Farben, eng und knapp über dem Knie endend. Aus heutiger Sicht eher zum Davonrennen. Damals völlig egal: Zumal es ja nicht darum ging, mit der Badehose zu schmusen, sondern mit jenem jungen Mann, der drinsteckte. Drei Jahre älter als ich, grüne Augen, lange Haare, erste Liebe. Zart, unverfänglich und verwirrend. Außerdem trug ich Badeschlapfen mit Plateausohlen – was heißt trug: Ich stolperte besinnungslos verliebt durch das städtische Bad.

Weil das Küssen "mit Zunge“ eine Art Qualitätskontrolle war – da konnte es durchaus vorkommen, dass man mit einem Propeller im Mund nach Luft schnappen musste und sich relativ zügig mit einem "Sorry, ich fühle mich noch nicht reif für einen fixen Freund“ aus der Affäre zog.

Kuss-Plätze

Warum ich mich gerade jetzt an all das erinnere? Weil es seit April ein neues Buch gibt – Titel: "L’amour“. Darin beschreiben die Autorinnen Doris Rittberger und Jine Knapp die schönsten Schmuseplätze und Herzerlorte Wiens. Verbunden mit dem – alten, aber durchaus berechtigten – Gedanken, dass mehr g’schmust g’hört. Der Rest liegt auf der Hand: Die schönsten Lippenbekenntnisse gelingen am Leopoldsberg, auf dem Cobenzl, auf der Gloriette in Schönbrunn und an wasserreichen Orten wie etwa der Wienerbergteich oder der Donaualtarm Greifenstein. Angeblich bester Platz für einen allerersten Kuss: der Bahnsteig 9 am Westbahnhof. Hm. Schwierig, ich bin mir da nicht so sicher. Irgendeinen Bahnsteig habe ich zu diesem Thema tatsächlich in Erinnerung, allerdings handelte es sich eher um einen letzten Kuss. Jedenfalls weckt das Œuvre ein Kaleidoskop an Schmuseerinnerungen in mir – damit begann vieles, aber auch vieles nicht. Weil das Küssen "mit Zunge“ eine Art Qualitätskontrolle war – da konnte es durchaus vorkommen, dass man mit einem Propeller im Mund nach Luft schnappen musste und sich relativ zügig mit einem „Sorry, ich fühle mich noch nicht reif für einen fixen Freund“ aus der Affäre zog. Andererseits konnte ein gemeinsames Cornetto Erdbeer auf diese Weise besonders aufregend schmecken. Jolly ging auch, vorausgesetzt, es handelte sich um einen talentierten Schmuser. Im Großen und Ganzen hatte ich da ganz schön viel Glück. Schmusen war – rückblickend betrachtet – die Achtsamkeitsmeditation meiner Jugendjahre. Da konnte ich mich im Hier und Jetzt verlieren, die Welt und ihren Lauf für Stunden vergessen und dass ich zur Schule gehen oder Mathe lernen musste. Stattdessen: atmen, züngeln, spüren, wollen – aber niemals zu viel. Damit verbundene Gefühle füllten meine Tagebücher, nachts träumte ich mich mit Donovan und der Ö-3-Hitparade unterm Kopfpolster ins Bussi-Paradies. Fix davon überzeugt, schon sehr erwachsen zu sein.

Der Kuss-Mythos lebt immer noch. Zwar schmust man ab einem gewissen Alter vielleicht nicht mehr so häufig – aber wenn, dann mit genauso großer Hingabe wie einst, vor allem aber in Dankbarkeit. Rein wissenschaftlich ist dazu bereits alles gesagt, der Kuss ist entlarvt. Man weiß, dass Schmusen gut fürs Immunsystem ist oder – welch Erkenntnis! – dass Männer mit mehr Speichel küssen als Frauen. Und dass es Kusswettbewerbe gibt, mit Weltrekordhaltern: Mehr als 31 Stunden Nonstop-Schmusen. Wenn einer aufs Klo muss, wird der andere mitgezerrt: Die Lippen sollen unzertrennlich bleiben.

Sex am Sand.

Von wegen Dolce Vita: Wer denkt, er könne seinen Urlaubsgefühlen immer und überall freien Lauf  lassen, irrt. Sich am Strand beim Klang der Wellen zu vergnügen, ist in vielen Ländern strafbar. Wer etwa auf einem griechischen Strand beim Schäferstündchen erwischt wird, kann sogar im Gefängnis landen. In anderen Ländern, etwa  in Italien oder Spanien,  droht für die "schwere Ordnungswidrigkeit“ eine Geldstrafe.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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