Sex in der freizeit

Erdbeere, Vanille: Warum Kondome wie ein Besuch im Eissalon duften

Weshalb Gummis aromatisiert werden - in oft kuriosen "Duftnoten". Und welches Bouquet wünschen wir uns eigentlich?

Im Zuge einer tiefgreifenden und äußerst wichtigen Recherche zum Thema „Kondome“ stieß ich auf eine Online-Story aus dem Jahr 2013. Ich staunte: Bald zehn Jahre ist es also nun her, dass die Menschheit mit einem Präservativ beglückt wurde, das nicht nur wie Speck designt war, sondern auch wie Speck roch. Schweinisch. So richtig durchgesetzt dürfte sich diese Erfindung allerdings nicht haben, der Speckgummi existiert nicht mehr auf dem Markt. Aber vielleicht war die ganze Idee sowieso nur ein müder Gag. Und natürlich hatte ich auch ein paar Kopf-Kino-Bilder vor Augen: Sein bestes Stück im „Speck-Hemd“, dazu feine Küchenaromen, die an Ham & Eggs erinnern. Na ja. Kein Wunder, dass sich das nicht durchgesetzt hat. Ich wollte auch kein Kondom, das nach Grieskoch oder Krautfleckerln riecht. Oder nach Käse-Fondue.

Blowjob mit Duftnote

Nun ist es aber schon so, dass Naturkautschuk-Latex – aus dem viele Kondome gemacht sind – stinkt. Ein bisserl nach Schwefel, was im Kontext akuter Leidenschaft weniger prickelnd ist. Also hat man sich da was ausgedacht und Kondome aromatisiert, um die Latex-Note zu überspielen. Was beim (sicheren) Oralsex besonders wichtig ist, da tanzt einem der Gummi ja direkt vor der Nase herum. Die Aromastoffe tragen dazu bei, nicht nur den Geruch, sondern auch den Geschmack von Latex zu überdecken. Und schon macht so ein Blowjob viel mehr Spaß. Der Fantasie sind diesbezüglich längst keine Grenzen mehr gesetzt – Gummis riechen mittlerweile wie ein Besuch im Eissalon oder Zuckerlgeschäft. Nach Erdbeere, Waldbeere, Vanille oder exotischen Früchten, spielerisch „Tuttifrutti-Aroma“ genannt. Das sind die eher klassischen Düfte, da geht noch viel mehr. Irgendwann gab’s in Brasilien zum Beispiel ein Präservativ, das nach Caipirinha roch. Nicht minder spannend: Duftnoten wie „Marshmallow“, „Prosecco“, „Whiskey“ oder „Kautabak“. Man hat die Wahl, und das ist gut so.

Weil Gerüche mit Emotionen und Erinnerungen verbunden sind – im positiven wie negativen Sinn. Darin liegt viel Potenzial – nicht nur: Da wäre auch die eine oder andere Tücke. Heikel wird’s zum Beispiel, wenn dieser sehr geile Typ einen Erdbeer-Gummi zückt und klar wird: Das geht wegen der Erdbeerallergie gar nicht – schlechte Erinnerungen, ganz schlechte Erinnerungen. An Luftnot, zugeschwollene Augen und rote, juckende Bläschen am ganzen Körper. Sorry, aber Bläschen-Gedanken und Blowjob-Leidenschaft passen einfach nicht zusammen. Es ist auch blöd, wenn das Zeugs zum Beispiel nach Kokosnüssen riecht, und man sich dadurch in der Sekunde an diesen elenden Batida-de-Coco-Vollrausch erinnert. Gar nicht gut. Kein Zufall, dass ich dabei an Speisekarten denke, auf denen sämtliche Allergene ausgewiesen werden. Denn genau betrachtet, müssten Frau und Mann von Welt im Schlafzimmer (oder Portemonnaie oder Handtascherl) stets eine illustre Auswahl diverser Gummi-Aromen zur Hand haben, damit für jeden etwas Passendes dabei ist und etwaige unerwünschte Nebenwirkungen ausbleiben. Stellt sich nur mehr die Frage, was in puncto alternative Aromen noch wünschenswert wäre. Ich persönlich fände Kondome nett, die saisonal duften. Im Frühjahr nach feuchter Erde, Bärlauch und Flieder. Im Sommer nach Heu und frisch gemähten Wiesen, nach Meer, Lavendel und Mozzarella mit Basilikum. Im Herbst nach Maroni, Trauben, Sturm und Walnüssen. Und im Winter nach Zimt, Gewürznelken, Kerzenrauch und Glühwein. Vielleicht sogar ein bisserl nach Sternspritzern. Ach! „Sternspritzer-Kondome“. Was für ein großer Name für große Momente.

Erste Hilfe.

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Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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