"Dunkle Triade": Warum du dich nicht in 007 verlieben solltest

James Bond gilt als Prototyp der „Dunklen Triade“. Weshalb man bei solchen Menschen vorsichtig sein sollte, vor allem in der Liebe.

„Du stehst auf verheiratete Frauen, oder James?“, fragt Bond-Girl Vesper Lynd ihren 007. James Bond bejaht: „Das schützt vor Komplikationen“, antwortet er. Obacht – besser könnte man narzisstisch geprägte „Bindungsprogrammierung“ nicht ausdrücken. Aber da geht noch mehr: Menschen vom Typ „Bond“ gelten aufgrund einer Analyse des australischen Sozialpsychologen Peter Jonason als Inkarnation dessen, was Psychologen „Dunkle Triade“ bezeichnen. Auf der einen Seite smart, charmant, charismatisch und unglaublich anziehend. Auf der anderen machtgeil, ausbeuterisch und raffiniert. Und so unangepasst, dass sie sich mitunter gängigen Regeln widersetzen oder das Gesetz brechen. Narzissten mit dem toxischen Extra – faszinierend, aber düster.

Der Begriff „Dunkle Triade“ wurde 2002 von den Psychologen Delroy Paulhus und Kevin Williams geprägt. Er vereint folgende drei Persönlichkeitsmerkmale: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Ein brisanter Mix mit hohem zerstörerischem Potenzial, wie gemacht für Dramen oder Thriller aller Art. Da wäre mal „Narziss“, der bewundert und verehrt werden möchte, weil er sich als etwas Besonderes wahrnimmt. Dem machiavellistischen Anteil hingegen ist alles recht, was zum persönlichen Erfolg führt und Vorteile verspricht, man geht dafür auch gerne über „Leichen“, manipuliert und lügt. Was dem Psychopathen niemals ein schlechtes Gewissen beschert – weil ihm dafür das nötige Mitgefühl fehlt. Sind da auch Frauen darunter? Barbara Tiefenbacher schreibt in ihrer spannenden Arbeit „Das Persönlichkeitsmodell der Dunklen Triade“, dass aufgrund diverser Testinstrumente Männer bedeutend höhere narzisstische,  machiavellistische und psychopathische Ausprägungen als Frauen aufweisen.

Das "soziale Raubtier"

Kurzer Einschub: Ein bisschen narzisstisch ist so gut wie jeder Mensch, und auch die beiden anderen Eigenschaften der „Dunklen Triade“ sind in vielen angelegt. Jeden zu „pathologisieren“ oder gar abzuwerten, der eigennützig handelt, Karrierist ist und in der Liebe unverbindlich bleibt, wäre falsch.  Davor sei alo gewarnt, denn gerade rund um den Begriff „Narzissmus“ (über zwei Millionen Google-Einträge bei Suche) gibt es viele Klischees und Missverständnisse. Und dennoch gilt es achtsam zu sein, wenn man auf Menschen trifft, die der Spezies „soziales Raubtier“ angehören. Weil sie, wie der Prototyp „Bond“, zunächst faszinieren. Deshalb erliegen ihm so viele Damen. Das Charisma ist enorm, diese Männer lieben Luxus, edle Uhren, Anzüge, Autos. Die Frisur sitzt, die Schuhe sind maßgeschneidert. Sie wirken cool, fokussiert und willensstark, ihr Charme kann enorm sein. 

Auch beim Sex geht es um den Kick

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Sex - und Kick

„Bad Boys“ dieser Art erzielen daher beachtliche Erfolge bei Frauen und punkten beim Dating. Mehrere Studien zeigen, dass die „Dunkle Triade“ anziehend wirkt. Aber nur kurzfristig - und vor allem mit dem Prädikat „abenteuerlich, spontaner Thrill“ versehen. Es mag zunächst wie ein Privileg erscheinen, von so einem Menschen „verehrt“ zu werden: Wow! Man fühlt sich auf Wolke 7, als etwas Besonderes. Doch nach der Eroberung folgt zügig die Enttäuschung – das Spiel mit der Macht beginnt, das „Unangepasste“ wird genauso deutlich wie das Rücksichtslose. Nix ist mehr fix. Es wird gelogen und betrogen. Verbindlichkeit in Beziehungen existiert genauso wenig wie Mitgefühl. Was zählt? Ich und ich.

Auch beim Sex geht es um den Kick, um Macht, um Sensationssuche – aber nicht um tief gefühlte Emotionen oder Intimität. So intensiv sich das anfangs anlässt – so nah ist das Haltbarkeitsdatum solcher Begegnungen. Weil Verpflichtungen abgelehnt werden und an der nächsten Theke schon was Spannenderes lauert. „Wenn man von Anfang an wüsste, auf was man sich bei einem Menschen der dunklen Triade einlässt, dann würde man sich gleich von ihm fernhalten. Wenn der oberflächliche Charme nämlich verfliegt, bleibt nicht viel übrig und der wahre Charakter kommt zum Vorschein. Man spürt die Selbstbezogenheit und die Aggression – je länger man sie kennt, desto schwieriger fällt es, sie wertzuschätzen. Doch bis es in einer Partnerschaft so weit kommt, ist es oft schon zu spät.“  Fazit: Wer kurzfristig Spaß haben mag, kann mit solchen Typen ein paar sehr aufregende Wochen erleben - wichtig ist, sich gut abzugrenzen. Wer einen verlässlichen und liebevollen Partner sucht, sollte rasch weiterziehen. 

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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