Hochzeit: "Männer erleben den Namenswechsel eher als Verlust"
Trotz liberalen Namensrechts wird zumeist noch nach traditionellen Mustern entschieden, erklärt eine Soziologin.
Die Frage „Möchtest du mich heiraten?“ ist – im Idealfall – ja relativ schnell beantwortet. Nach der Verlobung stellt sich eine weitaus kompliziertere: Wie wollen wir heißen, wenn wir ein Ehepaar und irgendwann vielleicht eine Familie sind?
Fiel die Wahl lange Zeit automatisch auf den Nachnamen des Mannes, werden heute mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen. Seit der Namensrecht-Reform von 2013 dürfen etwa beide Partner denselben Doppelnamen führen und auch Kinder einen Doppelnamen tragen, wenn Vater und Mutter ihren jeweiligen Nachnamen behalten. Zudem ist es möglich, zwei Nachnamen zu „fusionieren“ oder überhaupt einen neuen zu wählen. Dennoch zeigt sich: Die überwiegende Mehrheit greift nach wie vor auf das traditionelle Muster zurück und entscheidet sich für den Familiennamen des Mannes. Nur knapp zehn Prozent der österreichischen Paare wählen den Namen der Frau, ergab eine Parship-Studie.
Emanzipation
„Studien zeigen, dass sich die Wahl des Familiennamens nach wie vor sehr patriarchal gestaltet – unabhängig davon, wie liberal das Namensrecht des jeweiligen Landes ist“, sagt Eva-Maria Schmidt vom Österreichischen Institut für Familienforschung. „Männer erleben den Namenswechsel eher als Verlust. Zumindest wird das auch so erwartet.“ Bei jüngeren Paaren sei aber ein Wandel zu beobachten. „Da sehen wir einen zunehmenden Aushandlungsbedarf, was die Wahl des bzw. der Familiennamen betrifft. Dazu gehört die Frage: Wie rechtfertigen wir es vor unserem Umfeld, dass wir keinen gemeinsamen Namen haben, die Kinder anders heißen?“ Auch die Umfrage von Parship zeigt, dass Ehepaare unter 30 Jahren überdurchschnittlich oft ihren Nachnamen behalten oder einen Doppelnamen annehmen.
„Die Entscheidung hängt davon ab, wie die Einstellungen auf Paarebene sind“, sagt die Soziologin. „Wie sehr sind wir in traditionellen Vorstellungen verhaftet, wie sehr egalitär eingestellt? Wie weit sind wir im beruflichen Kontext bereits fortgeschritten, sodass mit dem Namen in der Branche etwas verbunden wird?“
Vor allem letzterer Punkt habe durch die Emanzipation der Frau und den vielfältigeren Ausbildungsmöglichkeiten an Bedeutung gewonnen, führt Schmidt aus. „Dass hier nun ein Umdenken stattfindet, geht daher eher von den Frauen aus. Mit einer Hochzeit haben sie auch die identitätsstiftende Wirkung eines Nachnamens aufgegeben. Für Männer hat das bis jetzt kaum eine Veränderung bedeutet.“
Kommentare