Trend: Warum Menschen jetzt Selfies an Fremde schicken

Wer in Korea auf ein Date gehen möchte, schickt fremden Personen per AirDrop ein Foto von sich. Was diesen Dating-Trend problematisch macht.

Andere Länder, andere Sitten. So abgedroschen diese Floskel auch ist, in ihr steckt mehr als nur ein Funken Wahrheit. Das beweist unter anderem ein Dating-Trend aus Korea. 

Die Welt davon unterrichtet, hat die TikTok-Userin Stephanie Ahn. In ihrem Video erklärt sie, wie Menschen in Südkorea am besten miteinander ausgehen: Dating-Bereite schicken via Airdrop Fotos von sich selbst an so vielen Leuten wie möglich, die sich auch im Lokal aufhalten und hoffen, dass jemand, auf sie zukommt.

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"Koreaner gehen in eine Bar, schalten ihren AirDrop ein und schicken dann ihre Fotos an jede einzelne Person in dieser Bar, die ihren Airdrop eingeschaltet hat. Während sie dann trinken, warten sie darauf, dass Leute auf sie zukommen, denen ihr Foto gefallen hat und die denken, dass sie wie ihr Idealtyp aussehen“, so Than.

Sie merkt dabei an, dass es sich dabei nicht um normale Lokale handelt, wie wir sie aus Europa kennen, sondern um spezielle Bars, die dafür gemacht sind, dass Menschen gezielt Leute treffen.

Die TikTok-Userin, die in Toronto lebt, weiß, dass diese Technik in Korea funktioniert. In Nordamerika sei dies laut ihr aber nicht möglich, weil dort zu viele "Creeps“ leben. 

Dating-Apps werden immer unbeliebter

Laut einer Studie aus den USA, an der 978 Studierende teilnahmen, haben 79 Prozent der Befragten angegeben, gar nicht online zu daten. Unter denen, die es tun, verwendeten die meisten Tinder (12%). 

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Anstelle von Dating-Apps greifen sie wieder auf Anleitungsbücher von vor 20 Jahren zurück oder orientieren sich an den Regeln, die ihre Eltern schon befolgt haben: rausgehen, Menschen ansprechen, ins Gespräch kommen.

Was daran problematisch ist

Immer mehr Frauen werden im Internet sexuell belästigt. Laut Zahlen des Weißen Ring Österreichs haben mehr als ein Drittel der Frauen und Mädchen persönliche Beschimpfungen und sexuell anzügliche Mitteilungen oder Fotos/ Videos ohne ihre Zustimmung erhalten. 

Wiederholte und sehr hartnäckige Belästigung bzw. Verfolgung (Online-Stalking) hatten mehr als 20 Prozent der Befragten erlebt. Hinzukommt, dass jeder zehnten Betroffenen bereits mit körperlicher Gewalt oder Vergewaltigung gedroht wurde. 

Dabei waren die Täter zum Großteil Männer: Mehr als doppelt so häufig machten Frauen und Mädchen eine Online-Gewalterfahrung, bei der die gewaltausübende Person Männer waren. So waren für 59 Prozent der berichteten Übergriffe laut Befragten ein oder mehrere Männer verantwortlich.

AirDrop ist technisch gesehen eine Kombination aus Bluetooth und Wlan. Nutzer können so Dokumente, Daten und Fotos zwischen den Geräten verschicken. Bei der Nutzung können User festlegen, ob etwas ihr iPhone lediglich auf Geräten eines ihrer Kontakte oder auf sämtliche Apple-Geräte im näheren Umkreis angezeigt werden soll. 

Stellt man die Sichtbarkeit seines Geräts auf "Für alle“, können auch alle Personen im Umkreis Daten senden. Auch wenn vor der Übertragung Empfangende die Nachricht bestätigen müssen, können sie missbräuchliche Fotos gesendet werden.

Im Klartext bedeutet das, dass bei diesem Dating-Trend die Gefahr signifikant steigt, Opfer sexueller Belästigung zu werden. 

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Übrigens: Sollte euch einmal ungefragt ein Penisbild gesendet werden, könnt ihr die Täter auf dickstinction.com/ anzeigen.

Wenn ihr weitere Beratung und Unterstützung bei dem Thema braucht, wendet euch an die Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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