"Bird Test“: Wie mittels dieser Methode die wahre Liebe geprüft werden soll

Im Internet greift ein neuer Liebestest um sich: Der Bird Test. Mittels dieser Methode soll man in Erfahrung bringen, wie lange die eigene Beziehung halten wird. Was es damit auf sich hat.

Gibt es tatsächlich eine Methode, die verraten kann, ob der Mensch an deiner Seite der Richtige ist? TikTok-User sind zumindest davon überzeugt. Auf der chinesischen Video-App geht gerade ein neuer Liebestest viral. Der sogenannte Bird Test (zu dt. "Vogel Test“) sorgt für Aufsehen. In den Kommentarspalten diskutieren die Nutzer über ihre Testergebnisse. Doch, funktioniert das wirklich?

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Lange Beziehung: Ja oder nein?

Beim Bird Test geht es um die Beantwortung der Frage, ob die Beziehung Zukunft hat und ob sie lange hält oder eben nicht. Eigentlich war dieser Liebestest für romantische Partnerschaften gedacht. Inzwischen nutzen TikTok-User den Test aber auch im Kreise der Familie, unter Freunden oder bei ihren Mitbewohnern. 

Der Liebestest startet damit, dass die Zielperson auf etwas Unwichtiges hingewiesen wird – wie eben auf einen Vogel. Reagiert sie mit Neugier auf den Hinweis und stellt Fragen dazu, hat sie den Test bestanden. Das bedeutet: Nicht bestanden hat der, den es nicht interessiert oder der nur wortkarg auf das Gezeigte reagiert. 

Beim Bird Test geht es also darum, herauszufinden, wie viel Interesse mein Gegenüber an dem hat, was ich ihm mitteile und zeige. 

Ursprung des Liebestests

Der Bird Test ist aber keine Erfindung von TikTok-Usern. In den Kommentarspalten unter den entsprechenden Videos wird immer wieder Bezug auf einen Mann genommen: John Gottman. Doch wer war dieser Mann?

John Gottman war ein amerikanischer Psychologe und wurde vor allem durch seine Arbeit über Beziehungsanalysen und Ehestabilität bekannt. Gemeinsam mit seiner Frau Julie Schwartz Gottman entwickelte er eine eigene Form der Familien- und Paartherapie. Seine populärste psychologische Arbeit ist die Gottman-Konstante. Durch das Beobachten von unglücklich-instabilen Partnerschaften erkannte Gottman ein deutliches Übergewicht von negativen Interaktionen. Somit besagt die Gottman-Konstante, dass in stabil-zufriedenen Beziehungen das Verhältnis von positivem zu negativem Verhalten mindestens 5:1 betragen muss – wobei eine negative Interaktion durch fünf positive kompensiert werden kann.

Doch der Bird Test nimmt nicht Bezug auf die Gottman-Konstante, sondern auf "Die sieben Geheimnisse der glücklichen Ehe“ –Grundregeln, die der Psychologe herausgearbeitet hat. Demnach ist Freundschaft die Basis jeder Beziehung. Die sieben Geheimnisse lauten:

  1. Bringen Sie ihre Partner-Landkarte auf den neuesten Stand

  2. Pflegen Sie Zuneigung und Bewunderung füreinander

  3. Wenden Sie sich einander zu und nicht voneinander ab

  4. Lassen Sie sich von Ihrem Partner beeinflussen

  5. Lösen Sie Ihre lösbaren Probleme 

  6. Überwinden Sie Pattsituationen

  7. Schaffen Sie einen gemeinsamen Sinn

Zusammenhang Bird Test und Gottman

Der Bird Test bezieht sich auf den dritten Punkt der sieben Geheimnisse. Dabei geht es darum, sich einander zuzuwenden, um so eine Grundlage für eine emotionale Verbindung zu schaffen. Zuwendung gelingt, indem Partner Interesse aneinander haben, sich Zeit einräumen und zuhören. Hier kann die Brücke zum Bird Test geschlagen werden, wo mittels etwas Unwichtigem eben diese Neugier heimlich erfragt wird. 

Laut Gottman haben Paare, die sich häufiger einander zuwenden, eine höhere Wahrscheinlichkeit zusammenzubleiben. Zu dem Ergebnis kam er durch eine selbst durchgeführte Studie, die 1998 im Journal of Marriage and the Family veröffentlich wurde. 

Allerdings ist an der Wissenschaftlichkeit Gottmans zu zweifeln. Bei genauerem Blick auf die Studie fällt auf, dass er keinen korrekten Nachweis für seine Hypothesen erbrachte. So gab er an, er könne mit einer 91-prozentigen Wahrscheinlichkeit voraussagen, ob eine Beziehung halten würde. Doch die Stichprobenanzahl der Studienteilnehmer betrug gerade einmal 57 verheiratete Paare, die er über einen Zeitraum von sechs Jahren mittels eines Fragebogens kontrollierte. 

Am Ende der sechs Jahre formulierte er seine wissenschaftlichen Hypothesen in Bezug auf die Dauer der jeweiligen Beziehung. Doch Gottman wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, welches Testgruppen-Paar noch zusammen war und welches nicht. Seine "Erkenntnisse“ ließ er allerdings stehen, ohne sie an weiteren Forschungsgruppen zu überprüfen.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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