Sex in der freizeit

Inspirationen für sexy Geschenke: Ohrensamen und Libidomüsli

Weihnachten kommt - und damit das Erotik-Präsent. Doch was bringt es, wenn er ihre Dessous aufessen kann und sie sich lustlos Orgasmusgel auf die Klitoris schmiert?

Wie gut, dass es Gwyneth Paltrow gibt. Über ihre Website „Goop“ verkauft der Hollywoodstar seit Jahren diverse Lifestyle-Produkte, gerne auch erotischer Natur. Weihnachten naht. Da mag der Gedanke naheliegen, sich für die Liebsten einmal etwas sehr Spezielles einfallen zu lassen und bei Frau Gwyn zu ordern. Zum Beispiel diese hübschen weißen Kamasutra-Servietten aus Stoff, auf die diverse Stellungen (in elegantem Blau) gedruckt sind. Möglicherweise ein heiterer Höhepunkt bei jedem Familienessen, vielleicht auch nicht. Stattdessen wären die „Ear Seeds für Sexual Wellness“ vielleicht etwas – was bitte keinesfalls als „Ohrensamen“ übersetzt werden sollte, das könnte zu komischen Missverständnissen führen. Nein, es handelt sich dabei um kleine vergoldete Dinger aus Edelstahl, die an speziellen Akupressurpunkten im Ohr angebracht werden und dort ihre anregende Entwicklung entfalten sollen. Vielleicht gleich in Verbindung mit einem Orgasmusgel, das Pfefferminzöl und Menthol enthält und direkt auf die Klitoris aufgetragen wird. Hollodero, Hollywood. Danke, liebes Christkind.

Diskret verpackt

Wem das alles ein bisserl zu weit weg ist, der wird ebenso  nach dem Prinzip „Das Gute liegt so nah“ fündig. Irgendwie beruhigend, dass auch hierzulande oder bei den deutschen Nachbarn schlüpfrige Präsente geordert werden können, die diskret verpackt ins Haus geliefert werden. Immer wieder lustig, dennoch stellt sich schon auch ein bisserl die Sinnfrage. Zumal solche guten Gaben gerne mit dem Wunsch auf eine eheliche Erotik-Wiederbelebung verknüpft werden. Im Sinne einer leisen Hoffnung, die ungefähr so lautet: „Wenn ich das am Heiligen Abend schenke, geht am Christtag die Post ab.“

Immer wieder lustig, dennoch stellt sich schon auch ein bisserl die Sinnfrage. Zumal solche guten Gaben gerne mit dem Wunsch auf eine eheliche Erotik-Wiederbelebung verknüpft werden. Im Sinne einer leisen Hoffnung, die ungefähr so lautet: „Wenn ich das am Heiligen Abend schenke, geht am Christtag die Post ab.“

Ich will echt keinem die Stimmung verderben, aber das ist kein Konzept, das erotische Weihnachtswunder bewirken wird. Ein Orgasmusgel macht noch lange keinen Orgasmus. Und Dessous zum Aufessen (ja, die gibt es!) brauchen mehr als nur Hunger auf ein Gabelfrühstück. Ein männlicher Mensch, der gerade mit sich selbst und der Welt nicht im Einklang ist und dessen Verkehrstüchtigkeit deshalb ein wenig reduziert wirkt, wird durch „The Big Book of Pussy“ in der 3D-Version jetzt auch nicht zum Sex-Hengst mutieren und die Schenkerin täglich zwei Mal besteigen. Daran würde das frech gestaltete „Gutschein-Heft für 15 erotische Ideen“ (mit „Bon für ein Blaskonzert“) kaum was ändern, es wird in der Nachtkastllade verstauben.

Wenn schon so was in der Art, dann wenigstens eine Dose „Sexcereal“, das Libidomüsli für ihn. Da hat der gute Mann wenigstens etwas zu knabbern. Ähnliches gilt für sie, die das „Erotische Bodypaint-Set mit Schokolade“ zwar entzückt entgegennehmen, es aber dezent verschwinden lassen wird. Warum? Weil sie sich bei der Vorstellung, sich mit Schokolade von Kopf bis Fuß zu bemalen, unglaublich daneben vorkommt, und den Sex-Faktor daran nicht erkennen kann. Nicht sehr viel besser wird es ihr mit „Knetasutra“ gehen: das Kamasutra zum Nachkneten. Plastilin für Erwachsene also, „Handjob“ einmal ganz anders. Eh lieb. Doch solche Präsente sind vor allem als „Wink mit dem Zaunpfahl“ zu verstehen: Nicht ganz ernst zu nehmen – und trotzdem ist was damit gemeint, will gesehen und gespürt werden. Dass sich was tut, verändert und wieder Bewegung in die erogenen Zonen einer Beziehung kommt. Kleine Anregung: Darüber offen zu reden, wäre vielleicht die bessere Alternative. Ein Anfang. Dann kann man ja noch immer mit Schokolade herumpatzen.

Lustorgan

Immer wieder ist die Rede davon, dass die Klitoris an die 8.000 Nervenendigungen besitzt. Bisher gab es keine Studie, die das bestätigte. Dabei wäre es wichtig zu wissen, wie viele Nerven eine Rolle spielen, vor allem  hinsichtlich  medizinischer Behandlungen und chirurgischer Eingriffe.  Wie aber nun eine neue Studie des Chirurgen Blair Peters zeigt, finden sich in der Klitoris sogar 10.000 Nervenendigungen.  

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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