Kolumne von Gabriele Kuhn bei "Sex in der Freizeit"

Da unten „high“: Was können Gleitgels mit CBD?

Gleitgels als „Schmiermittel“ beim Geschlechtsverkehr gibt es schon lange – in allen Geschmacks- und Prickelvarianten. Doch nun liegen welche mit dem „gewissen Extra“ im Trend.

Tsebede, hui“ hauchte L in die Runde leicht sonnengebräunter Damen, die gerade irgendwo von griechischen Inseln, spanischem Festland oder italienischen Weingütern zurück ins verregnete Wien hineingepurzelt waren. L hatte schon zuvor in die Frauen-WhatsApp-Gruppe namens „Reifeprüfung“ einen Teaser verschickt: „Muss Euch bei unserem nächsten Treffen ein kleines Geheimnis verraten, stay tuned!“ Dazu: Kleeblatt, Sonne, drei Mal Zwinkersmiley.

„CBD“ hatte sie nun verzückt gelispelt, jetzt war es heraußen. Aber wofür? Die Damen waren ratlos, L hingegen sah äußerst zufrieden aus, dank lustiger Tinder-Dates. Und – Überraschung! – einem offenbar neuen Gleitgel, das die Rutsche in ihr Schlafzimmer genommen hatte. Aha! Sie hätte sich das Zeug besorgt, wegen eines „Artikels“, den sie irgendwo im Netz gelesen hat, und wo stand, dass Gleitgels, die mit CBD angereichert sind, ziemlich geil machen. Und deshalb helfen würden, den berüchtigten „Orgasm-Gap“ zu schließen. Die weibliche Orgasmuslücke – denn heterosexuelle Frauen kommen nachweislich ein Drittel weniger häufig als Männer zum Höhepunkt. Cannabidiol – aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen – wird viel nachgesagt (wissenschaftlich nachgewiesen ist es allerdings nicht): Vor allem, dass es stress- und schmerzlösend wirkt. Im Gegensatz zum THC (Tetrahydrocannabinol) des Hanfs hat es weder eine berauschende noch eine süchtig machende Wirkung. So landete CBD nun auch im Gleitgel, wo es seinen aphrodisierend-stresslösenden Effekt direkt vor Ort entfalten soll.

Die Damen waren ratlos, L hingegen sah äußerst zufrieden aus, dank lustiger Tinder-Dates. Und – Überraschung! – einem offenbar neuen Gleitgel, das die Rutsche in ihr Schlafzimmer genommen hatte.

Entkrampfend

Eine Art „High“ im Souterrain, klingt doch gut. L liegt damit ziemlich im Trend, denn mittlerweile gibt es so gut wie in jedem High-End-Sex-Shop, der sich dem Geschäftsfeld „Sexual Wellness“ widmet, Produkte dieser Art. Gleitgels mit dem gewissen CBD-Plus sorgen aktuell für einen Hype. Dazu vielleicht ein Hauch Aloe vera, im Sinne der Pflege, Hyaluronsäure, damit’s noch flutschiger wird und – wie etwa im Gleitgel von „Runi“ – mit Vitalpilz-Extrakten. So soll es mit der Durchblutung noch besser klappen, Orgasmusgarantie. Das alles hat natürlich damit zu tun, dass die Ingredienzien über die Schleimhaut sehr rasch ihre Wirkung entfalten können. Fünf bis 15 Minuten vor dem Verkehr direkt auf die Klitoris, die inneren Schamlippen und in die Vagina aufgetragen, sollten im besten Fall recht zügig kleine Wunder passieren. Zum Beispiel dieses gewisse „Loslassen“, CBD wird eine entkrampfende Wirkung nachgesagt. Mehr noch: Es soll auch gegen Ängste wirken. In diesem Sinne könnte das gute Zeugs tatsächlich dazu führen, dass Frauen lockerer im Schritt werden – beim Sex mehr fühlen, weniger denken, sich hingeben. Man nennt das auch „sich fallen lassen können.“ L erzählte jedenfalls, dass sie den „Höhepunkt ihres Lebens“ hatte. Hm.

Gleitgel, auch „Lube“, ist an sich nichts Neues – man kann es seit Jahrzehnten in allen Varianten und Geschmacksrichtungen kaufen, Erdbeere, Vanille, Kokos, prickelnd, wärmend. Es gibt Gels auf Wasserbasis, die sind leicht abwaschbar und machen keine Flecken. Oder solche auf Silikonbasis, die aufgrund ihrer dickeren Konsistenz länger wirken. Mit ihrer Hilfe flutscht es besser, vor allem, wenn Frauen aufgrund hormoneller Veränderungen weniger feucht werden, was aber nicht bedeutet, dass sie deshalb weniger erregt ist. So oder so sind diese Gels eine schöne Bereicherung im Bett. Bleibt nur mehr die Frage, was beim Oralsex passiert – wird der Partner dann high? Natürlich nicht, weil CBD keinen „Rausch“ erzeugt. Ein bisserl schade.

Öliges

Apropos Hanf: „Sveta“, ein österreichisches CBD-Start-up, bringt nun ebenfalls ein Öl mit Cannabidiol auf den Markt. „Love Oil“ ist sowohl als Gleitgel als auch als Körper-Massageöl gedacht und enthält nicht nur CBD, sondern auch biozertifizierte Öle, wie zum Beispiel pflegendes, feuchtigkeitsspendendes Marulaöl und Kameliensamenöl, dazu anregendes Damiana. Duftet nach Rose und Vanille, 100 ml um 89 €, sveta.world

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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