Liebeskummer

Broken-Heart-Syndrom: Wenn das Herz gebrochen ist

Das Broken-Heart-Syndrom betrifft vor allem Frauen und muss behandelt werden.

Wenn der Mensch, den man liebt, stirbt oder einen verlässt, steht die Welt still und es fühlt sich an, als ob das Herz bricht. Was so umgangssprachlich dahingesagt wird, gibt es wirklich. Ein emotionaler Schock kann eine schwere Krankheit auslösen: das Broken-Heart-Syndrom, unter Medizinern auch Takotsubo-Kardiomyopathie genannt.

Es beginnt wie ein Herzinfarkt mit Schmerzen in der Brust, Atemnot, starkem Schwitzen und Ohnmachtsanfällen. Diese Anzeichen sind nicht von jenen eines akuten Herzinfarkts zu unterscheiden. Stefan Aschauer, Vorstand der Inneren Medizin im Wiener Franziskus Spital: "Bei ein bis zwei Prozent der Patienten zeigt sich nach eingehender Untersuchung eine Takotsubo-Kardiomyopathie. Fast 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen nach der Menopause."

Das Broken-Heart-Syndrom ist zwar weniger lebensbedrohlich als ein Herzinfarkt, dennoch können ernsthafte Komplikationen oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Behandelt wird symptomatisch, eine spezifische Therapie steht nicht zur Verfügung. Aschauer: "Das emotional belastende Ereignis hat sich meist innerhalb der vergangenen Stunden bis Tage zugetragen." In der ersten Phase sollten die Patienten überwacht werden, meist bilden sich die Beschwerden völlig zurück.

Die Schmerz-Phasen

Doch auch wenn das Herz geheilt ist, kann Liebeskummer die Betroffenen schwer aus der Bahn werfen und psychische Probleme auslösen. Eine Trennung – egal in welchem Alter – löst Kummer, Schmerz, Wut und Trauer aus. Die ersten zwei Wochen nach der Trennung sind die schlimmsten für die Betroffenen. Keine Betätigung scheint mehr Sinn zu machen. Die Verlassenen ziehen sich zurück, meiden soziale Kontakte und leiden. Die klinische Psychologin Dunja Radler sagt: "In der dritten Woche sollte es schon leichter sein und nach zwei bis drei Monaten sollte es den Betroffenen wieder besser gehen."

Sei dies nicht der Fall und es treten auch nach Wochen noch Symptome einer Depression wie Antriebslosigkeit, Schlaf- und Appetitlosigkeit sowie im äußersten Fall auch Suizidgedanken auf, sollte man sich sofort Hilfe holen. "Wer sich nicht arbeitsfähig fühlt, sollte auch nicht zögern, sich für einige Tage krankschreiben zu lassen", so Radler. Auch für den Freundes- und Bekanntenkreis beginnt jetzt eine aufreibende Zeit, denn die Trennung ist das bestimmende Thema. Radler: "Freunde sollten den Ex-Partner nicht schlechtmachen, sondern gemeinsam mit dem Betroffenen trauern und sich die Geschichte auch immer wieder aufs Neue anhören."

Rituale zur Aufarbeitung

Trennungen kommen in jedem Alter vor: egal ob 15 oder 75 Jahre alt. Prinzipiell gilt: Je jünger man ist, desto schneller kommt man über die Trennung hinweg. Denn bei jüngeren Menschen ist das Leben mit Kindern, Haus und Hund noch nicht so eng verknüpft. Doch der Liebeskummer selbst schmerzt bei einem 60-Jährigen genauso wie bei einem halb so alten Menschen.

Seine Gedanken aufzuschreiben, könne ebenfalls helfen, wie die Trauer in ein Ritual zu verpacken. "Das kann etwa sein, sich eine Stunde vor dem Schlafengehen Fotos anzuschauen", so die Psychologin. Sie rät dazu, nach dem ersten Schock alles zu machen, was einem Spaß bringt. "Es geht darum, wieder am sozialen Leben teilzunehmen, sich abzulenken und nicht völlig zu isolieren." Auch flirten oder sich auf etwas lockeres Neues einlassen, ist für viele Menschen eine Art loszulassen und nach vorne zu schauen. Denn: Was hilft am besten gegen Liebeskummer? Eine neue Liebe.

Tipp

Bei Liebeskummer kann es helfen, seine Gedanken aufzuschreiben.

Über Brigitte Biedermann

Kommentare