Fitness, Familie, Follower: Phänomen Pamela Reif - wie fing das alles an?
Mit ihren Fitnessvideos hat Pamela Reif ein Markenimperium aufgebaut. Jetzt bringt die Deutsche ein Kochbuch heraus, vermutlich wieder ein Bestseller. Wie fing das alles an?
Ibiza ruft. Blautürkise Fluten, malerische Buchten, unberührte Natur. Und selbstverständlich herrlich fotogene Sonnenuntergänge in feurigem Abendrot. Pamela Reif lächelt, als sie davon spricht. Ihre Stimme bekommt ein glückliches Glucksen. Sie sucht gerade ein Haus, auf der Balearen-Insel mit den vielen Sonnenstunden, und das ergibt Sinn: Auf Ibiza lässt sich gut Content produzieren, direkt vor der Haustür. Besser, viel besser als zuhause, im grauen Karlsruhe.
Und doch hat sie genau von hier aus eine beachtliche Laufbahn gestartet. Pamela Reif ist eine freundliche, eloquente 25-Jährige mit einer sanften Ausstrahlung. Und sie ist die erfolgreichste Fitness-Influencerin im deutschsprachigen Raum. Auf Instagram folgen ihr 8,2 Millionen Abonnenten, auf YouTube 8 Millionen. Ihre Fans schwitzen und stöhnen vor dem Laptop, wenn sie Reifs Fitnessvideos abspielen und zu Hause nachmachen, hören zu, wenn sie über Ernährung spricht. Sie unterhält lukrative Jahresverträge mit Marken wie Puma, Na-kd oder Douglas. Mit Intimissimi hat sie gerade eine eigene Unterwäschekollektion herausgebracht. Jetzt erscheint ihr drittes Buch, das zweite Kochbuch.
„You Deserve This“. Auch das neue Werk mit einfachen und natürlichen Rezepten für einen gesunden Lebensstil soll ein Bestseller werden, nach schmackhaften Bowls sind nun Snacks für zwischendurch dran. Du verdienst das. Der Titel ist nichts weniger als ein Glücksversprechen: für gut schmeckenden Lohn nach harter, getaner Arbeit. Und harte Arbeit ist es, für die Reifs gestählter Traumkörper steht: Schweiß, Überwindung, Selbstoptimierung. Selbst wenn dazwischen mal getanzt wird.
Ob Reif eigentlich denkt, die Leute würden mit ihrem Namen verbinden, dass sie sich etwas gönnen dürfen? Und nicht bloß an die Qualen und Torturen denken, die eines ihrer neuen Workout-Videos für sie bereit hält?
Reif lacht auf. Der Gedanke scheint ihr nicht fremd zu sein. „Es ist natürlich immer eine Hassliebe, das ist mir völlig bewusst“, sagt sie amüsiert. „Klar macht das Ganze Spaß, aber in manchen Momenten denkt man, was die blöde Pamela da macht, ist so schwierig, kann die nicht mal aufhören?! Aber jeder, der die Workouts durchzieht, lernt auch sie zu lieben und freut sich an den Erfolgen.“
Pamela Reif: Mit 16 ging es los
Längst ist Reif von der Influencerin zur Unternehmerin geworden. Dazu gehören auch eine eigene App und eine Food-Marke („Naturally Pam“). Einträgliche Flaggschiffe ihrer Markenmacht. Wie das alles anfing? Als sie 16 Jahre alt war – und ganz ohne monetären Hintergedanken. Instagram war neu, ein Mädchen aus der Parallelklasse fing an, hübsche Bilder von sich zu posten, da wollte Reif nicht hintanstehen. Als sie zwei Jahre später ihre Matura macht, hält sie bereits bei 500.000 Followern auf der Bilderplattform. Heute kann man damit bereits gutes Geld verdienen, doch in Reifs Taschen wandert damals noch kein einziger Euro. Vier Jahre lang. 50 Dollar erhält sie für ihr erstes Bild, das sie im Zuge einer Kooperation postet. Als Musterschülerin maturiert sie mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Wovon sie damals träumte, welchen Beruf sie einmal ergreifen möchte?
Bei Eignungstests stellt sich heraus, dass ihre Stärken zu 90 Prozent im Bereich Mathematik liegen. Zahlen machen ihr Spaß. „Weil das Ergebnis entweder richtig oder falsch war und nicht viel Raum für Interpretation blieb“, erklärt sie. Sie hätte viele Sachen gut gekonnt, „ein herausragendes Talent in nur einer Sache besaß ich allerdings nicht“. Influencerin als Beruf war in dieser Zeit noch Zukunftsmusik. „Wenn ich allerdings eines immer gut konnte, dann: hoch motiviert an etwas zu arbeiten und sehr viel Disziplin darin aufzuweisen. Meine Eltern mussten auch nie darauf achten, dass ich für die Schule lerne.“
Gründe, warum wohl auch ihre Selbstständigkeit so gut läuft. Ihre Eltern sind heute sozusagen auch ihre Angestellten. Pamela Reif, das ist ein Familienunternehmen. Ihre Eltern betrieben 30 Jahre lang ein Modegeschäft, der Vater führte zusätzlich noch ein Restaurant. Jetzt erledigt er für seine Tochter die Buchhaltung und gibt – rational und reflektiert – Ratschläge, und auch ihre Mutter ist in die Geschicke der Firma involviert. Das funktioniere sehr gut, so Reif. „Es dreht sich unternehmerisch alles um meine Person, nichts kann von mir ferngehalten werden“, erläutert sie. „Da ist ein Team, das mich extrem gut kennt und mir ungefiltert seine Meinung sagt von großem Vorteil.“
Selbst ihr Bruder Dennis werkt seit einem Jahr in ihren Diensten. Recht war Reif das anfangs nicht, sie witterte Probleme. Doch der Ältere zerstreute ihre Bedenken. „Du musst verstehen, ich bin nicht so wie du.“ Jetzt leben und arbeiten alle vier unter einem Dach, in einem Haus – vielleicht bald auf Ibiza, noch allerdings im beschaulichen Karlsruhe. Mit ein Grund dafür mag sein, dass Reif mit steigendem Erfolg verstärkt die Nähe und Unterstützung der Familie suchte.
Reif habe im Haus zwar ihren separaten Bereich, erzählt sie. „Mein Bett steht allerdings weiterhin in der Wohnung meiner Eltern und ich finde das auch total schön“, sagt Reif. „Ich bin viel unterwegs, habe viel um die Ohren. Da die Sicherheit der Familie zu Hause zu spüren und nicht mit Problemen allein im Kämmerlein zu sitzen, das tut mir sehr gut. Ich sage immer: Ich ziehe wahrscheinlich erst von zu Hause weg, wenn ich heirate.“ Wobei: Für ein Liebesleben fehlt Pamela momentan schlicht die Zeit. „Ich gehe ja abends wenig weg, darum habe ich nicht so viele Chancen jemanden kennenzulernen. Und bislang hat der Prinz noch nicht an der Tür geklingelt.“ Sie nimmt’s mit einem Lachen. Man muss kaum erwähnen, dass ihr Posteingang auf Insta-gram vor amourösen Angeboten überquillt. Gelesen werden sie aus Zeitmangel allerdings kaum. Dennoch sagt sie: „Ich glaube ganz fest an das Schicksal meines Lebens und irgendwann wird das schon kommen.“
Übrigens: Männertraum ist die Deutsche erst in zweiter Linie. Vor allem Frauen begeistern sich für die Fitnessfrau: auf YouTube sind 85 Prozent ihrer Gefolgschaft weiblich. Auf Instagram sind es 70 Prozent, wohl auch, weil Bikinifotos Männern Schauwerte liefern. Die werden auf ihrer bald neuen Heimat Ibiza wohl noch steigen.
Pamela Reif
You Deserve This: Snack-Kochbuch
"You Deserve This. Snack-Kochbuch"
Schmackhafte Rezepte für gesunde Snacks, wenn’s schnell gehen soll, von Pamela Reif: „You Deserve This. Snack-Kochbuch“, Community Editions, 25 Euro
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