Ein Leben im Takt der inneren Uhr bringt viele Vorteile

Der Mensch unterliegt einem individuellen Rhythmus, den er nicht beeinflussen kann. Wer ihm folgt, schläft besser, ist leistungsfähiger und gesünder

Achtzig Prozent der Leichtathletik-Weltrekorde wurden zwischen 15:30 und 18 Uhr am Abend aufgestellt. Der Grund dafür liegt in unseren Genen. So wie ein Tag mit der Morgenröte startet und der Abenddämmerung endet, unterliegt auch die Leistungskurve des Menschen einer klaren Struktur.

Normalerweise beginnt  nach dem Aufstehen eine kognitive Hochphase – der ideale Zeitpunkt, um komplexe Probleme zu lösen. Am Nachmittag hingegen ist der Körper in Bestform und bereit, Rekorde zu brechen. “Nach dem Mittagessen haben wir in der Regel eine Ruhephase oder das Schnitzel-Koma, wie manche sagen”, erklärt Coach und Trainer Oliver Kogler, er beschäftigt sich seit 30 Jahren mit Schlafforschung und der Bedeutung der Chronobiologie.

Am Abend, wenige Stunden vor dem Schlafen gehen, empfiehlt er tendenziell hingegen kreatives und künstlerisches Arbeiten, weil im Gehirn um diese Zeit die sogenannten Alphawellen aktiv sind.  Sie sorgen für Entspannung.  

Aktive - Passive Phasen

Auch jedes menschliche Organ hat aktive und passive Phasen. „Wenn man zum Beispiel zu einem Zeitpunkt isst, wo der Darm nicht aktiv ist, wird sich das auf die Fettverbrennung auswirken. Gewichtszunahme ist dann oft die Folge”, erklärt Kogler.
Adipöse Menschen haben in einer Studie monatlich drei bis fünf Kilogramm abgenommen, weil sie sich chronobiologisch ernährt haben. Das heißt, sie haben gleich viel gegessen, allerdings nur zu chronobiologisch sinnvollen Zeiten.

©Grafik

Wer jeden Tag mit dem Wecker aufsteht, lebt nicht im Takt und leidet am sogenannten sozialen Jetlag.
Geschätzt 70 Prozent der Menschen sind laut Kogler betroffen. Grund dafür ist das Umfeld – nicht jeder kann mit der Arbeit beginnen, wann er möchte, und nach wie vor wird spätes Aufstehen mit Faulheit assoziiert.

Methoden wie der „5 a.m. Club“ propagieren das Frühaufstehen, obwohl das nur für rund ein Drittel der Gesellschaft von Vorteil ist. „Das ist ein ziemlich langer Glaubenssatz, der schon seit ewigen Zeiten besteht, obwohl er eigentlich grundlegend falsch ist. Ich kann meinen Rhythmus nicht verändern. Wenn ich Frühaufsteher bin, bin ich Frühaufsteher und wenn ich Spätaufsteher bin, bin ich Spätaufsteher“, erklärt Kogler. 

Eine evolutionsbiologisch intelligente Strategie. Denn hätten Höhlenmenschen pünktlich zum Sonnenuntergang gemeinsam für acht Stunden geschlafen, wäre der Mensch vermutlich ausgestorben. 

Leistungssteigerung von bis zu 30 Prozent

Laut DAK Deutschland erscheinen etwa vierzig Prozent der Menschen müde im Büro. Wer in der Früh zwei Tassen Kaffee braucht, um in die Gänge zu kommen, sollte länger im Bett bleiben. Für das Unternehmen leistet er zu dieser Zeit wenig.

Würde diese Person erst um 11 Uhr starten, ginge die Arbeit leichter und schneller von der Hand und das Betriebsklima wäre besser. Wie viel Potenzial in der Berücksichtigung der inneren Uhr liegt, zeigen Studien. So konnte die Leistung in Unternehmen um bis zu 30 Prozent gesteigert und Krankenstandstage konnten um bis zu 25 Prozent reduziert werden.

Über Monika Mueller

Kommentare