Mini-Paprika

Marktgeschichten, Folge 63: Vorratshaltung zahlt sich aus!

Im Sommer macht es besonders Spaß, die Aromen unserer Urlaubsländer in der Küche zuhause einzufangen.

Ich schlendere an diesem heißen Augustmorgen über den Markt und genieße die letzte kühle Stunde des Tages. Im Café bereite ich fünf Espressi für unsere Standler zu und schneide Kuchenstücke in mundgerechte Happen. Erol ist seit vier in der Früh auf dem Großmarkt unterwegs, um die schönste und beste Ware feilbieten zu können, da kann er eine kleine Stärkung gut gebrauchen.

Das Angebot an Obst und Gemüse ist zu dieser Jahreszeit besonders farbenfroh. Marillen lachen mich mit ihren roten Bäckchen an, dazwischen liegen steigenweise Beeren in allen Schattierungen. Auf der Gemüseseite des Marktstandes gibt es heuer unglaublich viele Schwammerln – dem vielen Regen sei Dank – da fällt mein Blick auf Kisten voller glänzender, bunter Paprika. Eine Paprikaquiche kommt mir in den Sinn, dazu angebratene Eierschwammerln mit vielen frischen Kräutern, Haselnüssen und Zitronenschale, das wird ein feines Abendessen an diesem lauen Sommerabend.

Intelligente Vorratshaltung

Da fällt mir ein, dass morgen das Pipsi zu Besuch kommt und ich unbedingt vorkochen muss. Unser Mäuschen, nicht dumm, hat recht schnell herausgefunden, dass die Nomi, also ich, einzig und allein zu ihrer Bespaßung auf der Welt ist. So ist es mir unmöglich, mit ihr gemeinsam zu kochen, also muss intelligente Vorratshaltung her. Mir fällt der rumänische Brotaufstrich des Cousins ein, den er im Herbst großzügig an die ganze Familie verschenkt. Allerdings werde ich das Rezept abändern und die Melanzani daraus verbannen, ich habe heute Lust auf den puren Paprikageschmack.

Zuhause brate ich die bunten Schoten, bis sie verkohlen, brutzle Zwiebel, Karotten und Knoblauch an, wir befinden uns schließlich gedanklich auf dem Balkan. Hÿseins Paprikamark aus dem Glas kommt mir sehr gelegen, was haben wir früher ohne türkische Lebensmittelgeschäfte gemacht? Die gebratenen Paprika häute ich nur, wo es flugs geht, Jamie Oliver hätte seine Freude mit mir. Alles wird vermischt, noch kurz geköchelt, damit sich die Aromen verbinden und ab in die Gläser. Von diesem herrlichen Vorrat werden wir die nächsten Tage profitieren.

Mal gibt es ein Sugo mit Paprika und Paradeisern, Gnocchi aus dem Tiefkühler dazu und das Pipsi ist glücklich. Dann werden die Schoten zusammen mit cremigem Gervais als Crostini serviert ("Schmeckt wie Ajvar, aber besser", lautet das Lob des Ältesten). Der letzte Rest wird im Glas in die Berge mitgenommen und dort zu levantinischen gefüllten Paprika verarbeitet. Dazu nehme ich Bulgur statt Reis, würze mit Ras-el-Hanout, schummle zitronengeküsste Rosinen als Berberitzenersatz hinein und würze das Faschierte mit getrocknetem Rosenpaprika. Der Paprikaaufstrich wird püriert, mit Wasser aufgegossen und als Garflüssigkeit um die Paprika gegossen. Was werdet ihr wohl aus den Paprika zaubern?

Nicole Ott schreibt an dieser Stelle einmal im Monat von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert exklusiv für die freizeit ein Rezept damit. 

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