Weltweite Rotweinkrise? Was dahintersteckt
In der Weinbranche gibt es derzeit rückläufige Zahlen – insbesondere Rotweine scheinen am Markt gerade nicht gut anzukommen.
Es gibt echte Krisen und herbeigeredete. Die Menschen sind halt gerne Dramaqueens. Gut inszenierte Mikrodramen taugen vermutlich auch dazu, tatsächliche Probleme zu verdrängen.
So gibt es etwa in der Weinbranche derzeit rückläufige Zahlen – insbesondere Rotweine scheinen am Markt gerade nicht gut anzukommen. Und schon wird eine weltweite Rotweinkrise ausgerufen. So lange, bis selbst eingeschworenen Rotweintrinkern die Lust darauf vergeht. Dann haben zumindest einige Winzer eine echte Krise.
Sieht man sich die Sache genauer an, kommt man drauf, dass das nur spezielle Rotweine betrifft. Nämlich solche, die nicht mehr in die Zeit passen, und zwar nicht erst seit gestern. Rotweine, die viel zu schwer, viel zu überladen, zu süß sind. Rotweine, die mitunter im Keller konzentriert wurden und die schon ein Jahr nach der Abfüllung wie Greise wirken – welk und müde.
Rotweine, die vielleicht einst perfekt zu barocker Haute Cuisine passten, zum tendenziell puristischen Küchenstil von heute hingegen keinen schlanken Fuß machen. Weine, die vielen nicht mehr verträglich sind, die schlaflose Nächte und Migräne bereiten und oft eine Stange Geld kosten.
Mit Vergnügen hat das alles so viel zu tun wie das Mästen für Gänse. Eine einzige Qual. Kein Wunder also, dass derlei Rotweine in den Regalen verstauben. Zum Glück gibt es längst Winzer, die zeitgemäße Rotweine produzieren: leicht, hochelegant, mit Tiefgang. Sie animieren, machen Spaß und sind verträglich. So geht Krisenbewältigung.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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