Kreativ: Wie man Pizza in Sizilien, Chicago und Co. zubereitet

Pizza zählt zu den Lebensmitteln, die in Sachen Beliebtheit ganz oben steht. Und das liegt nicht zuletzt an ihrem Geschmack, sondern auch an ihrer Vielfalt. Wie die Welt ihre Pizza isst.

Es gibt wohl kaum ein Lebensmittel, das so verherrlicht wird, wie Pizza. Sie hat sich von den Tellern Neapels über die ganze Welt verteilt und dabei charakteristisch für die jeweiligen Länder passende Formen und Geschmäcker angenommen. Vermutlich ist es genau ihre Anpassungsfähigkeit, die sie in Sachen Beliebtheit nach ganz oben katapultierte. Nahezu endlos viele Varianten gibt es inzwischen von der italienischen Speise.

Dabei bringt jede Form ein kleines Stück Kultur des jeweiligen Landes mit auf den Teller. Wir haben für euch verschiedene Varianten der Pizza aus aller Welt.

Hier mehr lesen: So schmeckt die Pizza aus dem eigenen Backofen wie in Neapel

Was euch erwartet:

  • Die Geschichte der Pizza im Überblick
  • Die verschiedenen Variationen und Abwandlungen
  • Die italienischen Variationen
  • Die amerikanischen Variationen
  • So isst sie der Rest der Welt

Die Geschichte der Pizza im Überblick

Die erste belegte Pizza, beträufelt mit Olivenöl und bedeckt mit Tomatenscheiben, Oregano und Basilikum, entstand nachweislich Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Tomate in Süditalien populär wurde. Da die Pizza bei sehr hohen Temperaturen gebacken werden sollte, was nur den wenigen möglich war, wurde sie anfangs vorbereitet und ungebacken zum örtlichen Bäcker gebracht. Dann entstand ein eigenes Handwerkszeug - und der Pizzamacher, der Pizzaiolo, wurde als Beruf geboren. Die Pizza, wie wir sie heute kennen, soll erstmals 1889 in Neapel vom Pizzabäcker Raffaele Esposito für König Umberto I. und seine Frau Margherita hergestellt worden sein. Der Pizzabäcker soll demnach die so genannte "Pizza Margherita“ in den italienischen Nationalfarben belegt haben. Und so erschuf er die heute überall bekannte Variante des Hefeteigs.

Jedoch wurde diese Legende bereits von Historikern widerlegt. Denn Umberto I. hat sich bereits vorher von anderen Pizzabäckern ihre Kreationen bringen lassen. Das belegt auch ein Zeitungsartikel der Washington Post aus dem Jahr 1880, laut dem der König aus einer Liste mit 35 verschiedenen Pizzabelägen acht Sorten auswählte und diese für sich backen ließ.

Durch italienische Auswanderer Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Kunst des Pizzabackens auch in den USA und anderen Teilen Europas. So kam sie auch nach Österreich, wo schließlich 1975 die erste Pizzeria in Wien eröffnete, betrieben von Pasquale Tavella.

Die verschiedenen Variationen und Abwandlungen

Die italienischen Variationen

Die wohl bekannteste Variante ist die neapolitanische Pizza. Ihre heutige international verbreitete Erscheinung mit Tomatensauce und Käse als Basis stammt vermutlich aus Neapel. Die Pizza ist kulturell so weit verankert, dass sie 2017 von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde.

Die Associazione Verace Pizza Napoletana (AVPN), die 1984 in Neapel gegründet wurde, um die neapolitanische Pizza in Italien und weltweit zu fördern und zu schützen, hat strenge Regeln für die Zubereitung der sogenannten Verace Pizza Napoletana artigianale (echte handgemachte neapolitanische Pizza) festgelegt. Sie besteht demnach aus Weichweizenmehl, Bierhefe, natürliches Trinkwasser, geschälten Tomaten, Meersalz oder Kochsalz und natives Olivenöl extra. Weitere Zutaten, die verwendet werden dürfen, sind Knoblauch, Oregano, frisches Basilikum und Mozzarella di Bufala Campana. Das Backen erfolgt ausschließlich in Holzöfen, in denen eine wesentliche Backtemperatur von 485 °C erreicht wird. Die Garzeit darf dabei 60 bis 90 Sekunden nicht überschreiten. Ein weiteres Wahrzeichen der Pizza Napoletana ist der etwas dickere Rand mit Leopardenmuster.

Ebenfalls in Neapel sehr beliebt ist die sogenannte Pizza Fritta, eine frittierte Variante des Klassikers. Sie gilt als begehrtes Streetfood. Ihren Ursprung ist in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg anzusiedeln, als Vorräte knapp wurden. Die Lösung bestand darin, den Pizzateig in Schweinefett zu frittieren, um eine voluminösere und kräftigere Wirkung zu erzielen.

Pizza Italiana - Stock-Fotografie

Die neapolitanische Pizza zeichnet sich vor allem durch ihren hohen, luftigen Rand aus. 

©Al Gonzalez/ gettyimages

Die Römische Pizza

In den Jahren unmittelbar nach dem Krieg erschien die römische Pizza auf den Tellern Italiens. Es gibt zwei Arten der Pizza: die Pizza Tonda, also ganze runde Pizzen und die rechteckige Pizza namens al Taglio, was so viel wie Pizza in Stücken bedeutet. Die römische Pizza zeichnet sich durch einen dünnen, knusprigen Teig aus, immer gewürzt mit Tomaten und Mozzarella. Der Rand dabei ist viel niedriger als der neapolitanischen Variante.

Für den Teig werden Mehl sowie natives Olivenöl extra als auch Samen in einem minimalen Prozentsatz verwendet. Die Wassermenge ist die gleiche wie bei der Pizza aus Neapel. Auch wird frische Bierhefe für die Herstellung verwendet. Den größten Unterschied macht jedoch die Art, wie der Teig ausgestrichen wird. Bei der römischen Pizza wird er nämlich mit einem Nudelholz behandelt, damit er möglichst dünn ist.

Square pizza or pinza romana,High angle view of pizza on cutting board over white background,Italy - Stock-Fotografie

Im Gegensatz zur neapolitanischen Pizza hat die römische Pizza einen flachen Rand. 

©Nico Andrea Di Benedetto / 500px/ gettyimages

Die sizilianische Pizza

Wie es der Name schon verrät, hat diese Pizzavariation ihren Ursprung in Sizilien, genauer gesagt Palermo. Sie ist auch bekannt als Sfincione. Sie wird normalerweise mit stark aromatisierten Zutaten belegt: Tomatensauce, Zwiebeln, Anchovis, Oliven und einer reichlichen Menge an kräftigen Käse. Im Gegensatz zur neapolitanischen Pizza ist sie rechteckig und hat einen dickeren, weichen Teig, der eher an Brot als an Pizza erinnert.

Hausgemachte Salami sizilianischen Pan Pizza - Stock-Fotografie

Sie sizilianische Pizza ist rechteckig und hat einen dickeren, aber weichen Teig. 

©bhofack2/ gettyimages

Besondere Variationen aus den USA

Die Pizza im Detroit-Stil

Bei der Detroit-Pizza handelt es sich um eine Pfannenpizza mit dickem Boden und einem Belag, der bis zum Rand reicht, ergänzt von zwei großen Streifen Sauce, die obendrauf gegeben wird. Sie wird in einer Stahl- oder Aluminiumpfanne mit hohem Rand zubereitet. Der Teig ist ähnlich einer Focaccia und dementsprechend dick und luftig. Das besondere Markenzeichen dieser Pizza-Variation ist allerdings die Sauce, die immer auf den Käse und nicht darunter platziert wird.

Detroit Art Wurst Pizza - Stock-Fotografie

Die Besonderheit der Pizza im Detroit-Stil ist die Sauce, die auf den Käse und nicht darunter platziert wird.

©LauriPatterson/ gettyimages

Pizza im New-Haven-Stil

Die Einheimischen in New Haven in Connecticut nennen ihre Variante "apizza“, inspiriert von dem in Neapel gesprochenen italienischen Dialekt, der von früheren Einwandern in die Gegend gebracht wurde. Der Teig ist dünn und knusprig und wird in einem glühend heißen gemauerten Pizzaofen gebacken, der traditionell nur mit Kohle befeuert werden darf. Dadurch erhält die Kruste ihren charakteristischen verkohlten Effekt.

Close-up of pizza - Stock-Fotografie

Der New-Haven-Stil zeichnet sich durch den verkohlten Rand aus.

©İsmail Can Albayrak / FOAP/ gettyimages

Chicago-Deep-Dish-Pizza

Die Pizza nach Chicagoer Art deckt gleich mehrere verschiedene Stile ab. Ihre Besonderheit ist allerdings der keksartige Teig sowie die Art und Weise, wie dieser an der Seite der Pfanne nach oben gedrückt wird und tiefer in die Mitte der Pizza sinkt. Auf den Teig werden die Mozzarella-Stücke gelegt, um ihn so vor der Sauce zu schützen. Belegt ist sie typischerweise mit Rohwurst. Erst am Schluss wird die Tomatensauce dazugegeben, gefolgt von getrocknetem Oregano und geriebenem Pecorino-Käse. Erfunden wurde diese Variante 1943.

Chicago Deep Dish Pizza on Table - Stock-Fotografie

Die Chicago-Deep-Dish-Pizza ähnelt eher einem Kuchen als der klassischen italienischen Variante. 

©TerenceLeezy/ gettyimages

Kubanische Pizza

In Miami ist vor allem die kubanische Pizza beliebt. Diese zeichnet sich durch die großzügige Verwendung von Mozzarella und Gouda aus. Der Belag wird aber anders als sonst nicht auf die Pizza gegeben, sondern im Teig eingebacken. Beliebte Zutaten sind Chorizo, Rinderhackfleisch und Kochbananen.

So isst sie der Rest der Welt

Die spanische Variante der Pizza nennt sich katalanische Koka. Das Rezept stammt, wie es der Name schon anmutet, aus Katalonien im Nordosten von Spanien. Für den Teig werden Mehl, Salz, Hefe und natives Olivenöl extra verwendet. Traditionell belegt man die katalanische Koka mit jeder Menge karamellisierten Zwiebeln und geröstetem Gemüse. Beliebt sind aber auch die Variationen mit Wurst, Melanzani, Oliven und gesalzenem Kabeljau. Und es gibt von ihr sogar eine süße Version.

Coca zu Hause - Stock-Fotografie

Klassisch ist die katalanische Coca belegt mit geröstetem Gemüse und karamellisierten Zwiebeln.

©fotoedu/ gettyimages

Die türkische Antwort auf die Pizza nennt sich Lahmacun. Seine genauen Ursprünge sind schwer zu ermitteln. Die Pizzavariation hat einen dünnen Teig im Fladenbrot-Stil und lässt sich leicht falten, wodurch sie einfach in den Mund gestopft werden kann. Sie wird typischerweise mit Faschiertem vom Rind oder Lamm belegt und mit Beilagen wie Petersilie, Zitrone, Zwiebeln und Tomate ergänzt. Auch beliebt in der Türkei ist Pide, ein weiteres Pizza-ähnliches Gericht in Form eines Kanus, das zusammengedrückte Enden hat.

In Georgien setzt man auf Chatschapuri, ein bootförmiges Gericht. Der aufgegangene Hefeteig wird ausgerollt und mit Käse, Eiern, saurer Sahne sowie Knoblauch gefüllt, bevor der Teig auf einer vorgeheizten Bratpfanne unter geschlossenem Deckel gebacken und anschließend mit Butter bestrichen wird.

Directly above view of Khachapuri - traditional Georgian pastry with cheese and egg - Stock-Fotografie

Die georgische Variante der Pizza wird mit Eiern gefüllt serviert.

©Alexander Spatari/ Gettyimages

In Großbritannien isst man hingegen die Pizza gerne mit einem kompletten englischen Frühstück belegt, sprich Eier, Baked Beans, Würsten und Bacon. Die Iren wiederum bevorzugen sie belegt mit Lauch und Kohl. Die Schotten mögen ihr Nationalgericht Haggis als Belag. In Belgien und den Niederlanden bevorzugt man zwar die klassische Margherita, aber hier wird sie mit Ananas und Schinken serviert.

Die Franzosen bevorzugen Spiegeleier auf ihrer Pizza. Entweder direkt auf der Pizza-Oberseite oder zunächst in der Pfanne zubereitet und danach als Belag drauf gegeben. Die Skandinavier lieben ihre Pizza bunt – das heißt, hier ist alles erlebt, was Belag und Sauce angeht. Ob Banane und Curry, Ente mit Honig, kandierte Früchte und Schokolade oder sogar schwedische Hackbällchen und Krautsalat. Die Finnen geben auch gerne geräuchertes Rentier auf ihre Pizza, während man in Estland Birne, Ente, Lachs, Miesmuscheln, Forelle und Ei drauf gibt.

Anders sieht es in Kroatien aus. Da dürfen Oliven, Feta, Pilze und Meeresfrüchte nicht auf der Pizza fehlen. Und in der Schweiz wiederum dreht sich alles um Käse. Hier wird nämlich Raclette auf die Pizza gegeben. In Australien mögen die Menschen ihre Pizza vor allem mit reichlich Fleisch. Das stammt von Emus, Krokodilen oder Kängurus. Die pakistanische Version der italienischen Küche heißt Chicken Tikka Pizza und wird mit in Chili gewürztem Hühnchen oder andere Wurstvariationen belegt.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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