Der Wet Martini (Symbolbild) ist jetzt angesagt.

Dieser Cocktail erlebt gerade eine Renaissance

Wermut wird gerade wiederentdeckt: In New York trinkt man jetzt am liebsten "Wet Martini". Im Gegensatz zum Klassiker "Dry Martini" enthält er mehr Wermut.

Für eingefleischte Liebhaber des klassischen Martini Cocktails wirkt der neue New Yorker Trend-Cocktail wie ein Schlag ins Gesicht: Im Gegensatz zum Dry Martini, der mit so wenig Wermut wie möglich gemixt wird, enthält seine Antithese reichlich dieses mit Kräutern aromatisierten Weins. Und so könnte der "Wet Martini" dazu beitragen, die Renaissance des Wermuts voranzutreiben.

Ein Klassiker mit wenigen Zutaten

Zwar findet sich Wermut seit jeher als fixe Zutat darin - die Hauptzutaten des Martini Cocktails sind Gin und Wermut. Allerdings kommt es auf die jeweilige Menge an - die Kombinationsmöglichkeiten aus klar-fruchtigen Ginnoten, gepaart mit dem herb-würzigen Wermut sind vielfältig, und die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Als Nischengetränk war die Version mit viel Wermut zwar nie von den Cocktailkarten vieler Bars verschwunden, dennoch galt es seit den 1950er-Jahren als schicker, das trockene Pendant zu ordern. Gar nicht trocken genug konnte der Cocktail sein, das Mischverhältnis zwischen Gin und Wermut reduzierte sich immer mehr. Ein Grund dafür dürfte die schlechte Wermut-Qualität in den USA der Nachkriegszeit gewesen sein. Und je weniger Wermut, desto trockener ist er. Ein Mischverhältnis von 6:1 ist mancherorts üblich.

Allerdings hat ein Martini-Cocktail nichts mit dem gleichnamigen italienischen Aperitif der Firma "Martini" aus Weinen, die mit Kräutern und Früchten versetzt werden.

Gleiche Anteile von Gin und Wermut

Der "Wet Martini" setzt da mehr auf Gleichheit: Gin und Wermut kommen zu gleichen Teilen oder zumindest im Verhältnis 2:1 ins Glas, allerdings greift man im "Eel", einem neuen Restaurant in New York, zu einer Mischung aus trockenem und kräuterbetonterem Wermut. 

Für Barbesucher des Jahres 2024 ist der Cocktail ein Getränk, das ankommt und vor allem die Neugier weckt. Dem Vernehmen nach wird er momentan häufig bestellt. Warum er sich gerade diesen eher nicht so gefragten Cocktail ausgesucht hat, erklärt Besitzer Nialls Fallon in der New York Times mit den Traditionen des spanischen Baskenlands, an denen er sein Lokal anlehnt. 

Dort ist der "vermut preparado" bekannt, die Barkeeper fügen dem hier traditionell beliebten Wermut einen Spritzer Gin, süßen roten Wermut oder Campari zu und servieren ihn auf Eis. 

Vielfältigkeit im Cocktailglas

Da zeigt sich die Vielfältigkeit von Wermut bereits gut. Der Siegeszug des Dry Martini an sich brachte überhaupt zahlreiche Versionen hervor, die heute vielfach ebenso als Klassiker gelten. Fast ebenso bekannt ist etwa der "Vodka Martini", der den Gin ersetzt und als eine spätere Version des Martini, da Vodka erst später in Cocktails auftauchte. Ob Gin oder Vodka: Mit etwas Olivenlake wird daraus der "Dirty Martini" - vermutlich, weil die ansonsten klare Flüssigkeit nun etwas "schmutzig" wirkt.

Diese Version würde dem berühmtesten Trinker des Martini Cocktails - James Bond - wohl ebenso wenig schmecken wie der "Wet Martini". Ursprünglich schrieb der Autor Ian Fleming seinem Spion 007 im ersten, 1953 erschienenen Roman "Casino Royal" einen Lieblingscocktail aus 3 Teilen Gin, einem Teil Vodka und einem halben Teil Lillet auf den Leib. Bond nannte ihn nach seiner Geliebten Vesper, und so ging er als "Vesper Martini" in die Cocktailwelt ein. 

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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