Spritz Cocktail in glasses with ice and orange slice on trendy colorful background. Creative minimal concept

Ultimativer Sommercocktail - und urösterreichisch: der "Spritz"

Er ist warm und ER hat wieder Saison: Der "Spritz" kommt weltweit in hunderten Variationen auf den Tisch. Und ist eigentlich eine österreichische Erfindung.

Franzl, Sisi, nostalgisch verklärte k.u.k.-Zeit. Da war nicht alles Gold was glänzt, schon klar. Aber einiges lässt sich doch auch heute noch mit ruhigem Gewissen genießen. Ein "Spritz" zum Beispiel, der als "Aperol Spritz" praktisch weltweit die Sommer-Hitparade der Cocktails anführt.

Das kam so: Als Venedig noch bei Österreich war, und länger im benachbarten Grado, wurden österreichische Soldaten und Urlauber gleichermaßen mit zwei irritierenden Tatsachen konfrontiert. Erstens war der Wein stärker als zuhause – und zweitens mischten die Italiener ihn, wenn sie ihn als Aperitivo vor dem Essen genossen, ganz gerne mit Bitter-Likören, verschiedenen Amaros, ab 1860 dann mit dem berühmten Campari.

Diese Bitters verleihen dem Wein noch ein bissl mehr Wumms – den die Österreicher gewitzt mit Wasser bzw. Mineralwasser ausglichen. Und zackzack, der „Spritz“ war geboren, ursprünglich sagten die Österreichischen Gäste wohl "Gespritzter", aber das kam den italienischen Gastronomen nicht so rund über die Lippen.

Der bei uns namengebende Aperol kam eigentlich erst 1919 ins Spiel, nicht umsonst heißt der süffige Sommercocktail im englischen Sprachraum nicht "Aperol Spritz" sondern "Spritz Veneziano".

Was insofern verwirrend ist, weil die Venezianer im Jahr 1920 dem Mailänder Aperol einen eigenen Bitter entgegenstellten, nämlich den etwas dünkleren Select. Seither gilt als Originalrezept für den echten "Spritz Veneziano" eigentlich folgende Mixtur:

Rezept

Spritz Veneziano

Zutaten

7,5 cl Prosecco
5 cl Select
2,5 cl Soda

1-2 Oliven

Zubereitung

1 / Eiswürfel ins Glas, zuerst den Select, dann den Prosecco einschenken.

2/  Mit Soda aufspritzen und den aufgespießten Oliven garnieren. Hier kommt keine Orange ran!

Der klassische "Spritz", wie er in Italien ganz simpel heißt, kann wahlweise mit Select, Aperol, Campari, Cynar (oder praktisch jedem anderen Amaro) gemacht werden. Und man sollte ruhig einmal über den knallroten Glasrand hinausschauen und ein bisschen experimentieren. Es lohnt sich! Die Zutaten, egal mit welchem Bitter, werden im Negroni-Verhältnis - also 1:1:1 . gemischt:

Rezept

Spritz

Zutaten

4 cl Prosecco
4 cl Bitters (Select, Aperol, Campari, Cynar oder praktisch jeder andere Amaro)
4 cl Soda

Zubereitung

1 / Eiswürfel ins Glas, zuerst den Bitter, dann den Prosecco einschenken.

2/  Mit Soda aufspritzen - die Deko richtet sich nach dem jeweiligen Likör.

Und noch eine gängige Variante gibt es, nämlich die von der IBA, also der "International Bartenders Association", empfohlene:

Rezept

IBA Spritz

Zutaten

9 cl Prosecco
6 cl Bitters

1 Spritzer Soda

Zubereitung

1 / Eiswürfel ins Glas, zuerst den Bitter, dann den Prosecco einschenken.

2/  Mit Soda aufspritzen - die Deko richtet sich nach dem jeweiligen Likör.

 

Der haut natürlich schon mehr rein und man fragt sich, ob die alten k.u.k.-Italienfans den vertragen hätten ...

Wer etwas mehr zurück zum Ursprung will, könnte es auch mit einer ganz früh Version versuchen, quasi einer, die sich am "Original" aus dem 19. Jahrhundert orientiert, und Wein statt Prosecco verwenden:

Wein und Bitters im Verhältnis 2:1 mischen, dann nach Belieben mit Soda auftoppen. Prost!

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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