Spanien oder England: Wer siegt beim kulinarischen EM-Finale?

Auf den ersten Blick steht küchentechnisch der Gewinner des Matchs schon vor dem Spiel fest. Doch einen Underdog sollte man nie unterschätzen.

Mancher Ausgang steht einfach schon fest, bevor das Ereignis stattfindet, und das ist auch bei diesem kulinarischen Finale der Fall. Im  ersten Spielfeld: Lebenslust, Meeresfrüchte, kleine Häppchen Dem gegenüber: Schwere und fette Kost, viel Bier  und Essig auf den Chips.    Was würden Sie wählen? Eben! 

Spanien dominierte wohl nicht zufällig jahrelang die Fußballwelt. In den 2000er-Jahren führten spanische Restaurants wie das El Bulli in Barcelona jahrelang die Listen der weltbesten Restaurants an.

Bei aller in der Tat sehr großen Liebe einer Anglophilen zur Lebenskultur auf der Insel (ja, auch die Küche!), die spanische Überlegenheit muss bereits vor dem Anpfiff eingestanden werden, am Herd zumindest. 

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Kalte Suppe, Huhn und Meer

Nicht nur in hitzigen Tagen wie momentan, in denen man sich  kulinarisch einiges abschauen kann. „Perfekt bei Gluthitze“, das kennen die Spanier. Zum Beispiel mit der gekühlten Suppe Gazpacho. Und wer sonst könnte Reis mit der ungewöhnlichen Kombination aus Huhn, Kaninchen und Meeresfrüchten zu einem derart unwiderstehlichen Pfannengericht wie Paella machen. 

Es ist genau diese Vielfalt, die für Christian Strake die Faszination der spanischen Küche zusammenfasst. „Es ist eine spannende Mischung aus Produkten aus dem Meer und vom Land.“ Er führt mit  Küchenchef Gerald Klöckl  in der Wiener Innenstadt das spanische Restaurant Bodega Marqués, und Spanien ist beider Leidenschaft. „Einfache Produkte, aber in sehr guter Qualität, das ist ein Charakteristikum der spanischen Küche.“ Bei kleinen Häppchen wie den Tapas sehe man dias besonders gut. „Aufgeschnittener Iberico-Schinken mit geröstetem Weißbrot oder Pimientos de Padrón sind gehen immer.“

Tapas

Oliven mit Schafskäse gefüllt
Für 3-4  Personen: 16 entkernte grüne Oliven, 16 enthäutete Mandeln, 200 g Schafskäse, 4 Knoblauchzehen, 1  Zwiebel, 1 EL Olivenöl

Schafkäse in kleine Würfel schneiden. Zwiebeln sehr klein hacken, Knoblauch schälen und pressen
Alle Zutaten außer den Oliven in eine Schale geben und mit dem Olivenöl zu einer Paste rühren
Oliven mit der Paste füllen und jeweils eine Mandel hineindrücken. Die Oliven über Nacht kühl (nicht im Kühlschrank) stehen lassen. Statt der Mandeln können Sie auch Pinienkerne verwenden

Baguette mit Tomate und Serrano-Schinken
Für 4 Personen 2 Baguette (acht Scheiben), 8 Scheiben Serranoschinken, 4 Tomaten, 8 TL Olivenöl, evtl. 4 Knoblauchzehen

Baguette-Scheiben leicht rösten
Tomatenhälften auf den Toastscheiben verreiben, sodass das Fruchtfleisch in das Toastbrot eingerieben ist
Etwas Öl auf die Scheiben träufeln und mit dem Serranoschinken belegen
 

Spanien in der Favoritenrolle?

Ob Spanien allerdings tatsächlich seiner Favoritenrolle gerecht wird, wird sich weisen. Am Spielfeld wie am Herd. Ein Stück weiter nordöstlich, hat nämlich auch Finalist England um einiges mehr zu bieten als die oft bemühten Küchen-Klischees. Es stimmt, dass in jedem noch so kleinen Laden die typischen kleinen Chips-Sackerl zu finden sind. Ebenso stimmt aber, dass die Dichte an Sternelokalen ist hoch – und hey, moderne britische Köche wie Jamie Oliver, Hester Blumenthal, Yotam Ottolenghie oder Gordon Ramsey begeistern mit ihren Rezepten, Kochshows und Rezepten die ganze Welt.

Paella Valenciana

Für 4 Personen 1 Becher Olivenöl, 1 zerlegtes Huhn, 1 zerlegtes Kaninchen, 300 g Fisolen, 1 mittelgroße Tomate, 1 EL  süßes Paprikapulver, Safran,  6 Becher Wasser,  200 Limabohnen, Salz , 3 Becher Reis. 1 Zweig Rosmarin

Olivenöl in einer breiten und flachen  Pfanne (wenn vorhanden Paella-Pfanne). Huhn und Kaninchen ca. 5 Minuten leicht anbraten. Fisolen und fein gewürfelte Tomate hinzufügen, einige Minuten, bis eine gleichmäßige Soße entsteht. Paprikapulver beigeben und bei niedriger Hitze eine Minute lang anbraten, mit Wasser aufgießen
Safran, Limabohnen dazugeben, ca. 15 Minuten bei hoher Temperatur kochen lassen. 
Reis auf die ganze Pfanne verteilen, weitere 15 Minuten kochen lassen, bei Bedarf nachsalzen.  Rosmarin  5 Minuten kochen lassen und danach entfernen
So lange köcheln, bis das Wasser verdunstet ist.  Damit sich am Boden der Pfanne „Socarrat“ (stark gerösteten Reis) bildet, ein bisschen länger bei niedriger Hitze köcheln lassen

 

Britischer Backteig mit Bier und Backpulver

Wir bleiben lieber  bei den Traditionen. So ein Beer Battered Fish ist durchaus etwas, das nur die Briten so hinkriegen. Warum, erklärt Andreas Brandstetter, Koch und langjähriger Mitbesitzer des Wiener Pubs „Shebeen“ und jetzt „The Nice Guys“ so: „Wichtig ist der richtige Fisch – dicke Filets, festes Fleisch.“ Kabeljau sei ideal, in England habe sich aber aufgrund des Preises Haddock (Schellfisch) durchgesetzt. In den Backteig kommt neben Bier und Mehl auch Stärke und Backpulver. „Gordon Ramsey  träufelt noch Bierteig auf den schon frittierten Fisch, damit er knuspriger wird.“

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Fish ’n’ Chips

Für den Fisch: Für 2 Personen 2 Kabeljaufilets, 75 g Mehl,  25 g Maisstärke, etwas Backpulver, je  1 Prise Salz und Kurkuma,  125 ml Bier (helles Lager oder Ale), 1 Liter Öl.
Für die Chips: 3 bis 4 große Erdäpfel (mehlig, stärkehaltig)

Erdäpfel schälen, in fingerbreite Stifte schneiden und 5 Min. in kaltes Wasser legen. Abwaschen und abtrocknen
Öl erhitzen. Die Chips zuerst bei 160 Grad frittieren, bis sie gar sind. Herausheben und etwas abkühlen lassen. Währenddessen das Öl auf 190 Grad erhitzen und die Chips ein zweites Mal frittieren, bis sie goldbraun und knusprig sind
Für den Backteig Mehl, Stärke, Kurkuma und Backpulver in einer Schüssel mit Bier rasch zu einem flüssigen Teig verrühren (Handmixer).
Öl nochmals erhitzen. Fisch mit etwas Mehl bestäuben und durch den Backteig ziehen. Eine Minute auf jeder Seite frittieren, dann nochmals mit etwas Teig beträufeln und weitere 4 Minuten fertigbacken
Abtropfen lassen und mit den Chips, Sauce Tartar und Mashed Peas (Erbsenmus) servieren
 

Was die Chips betrifft, seien  mehlige Erdäpfel das Um und Auf. „Die enthalten wenig Zucker und Eiweiß, dafür viel Stärke. Sonst werden sie schneller braun als knusprig.“ Besonders wichtig: „Unbedingt zwei Mal frittieren.“ 
Derart trainiert bleibt das Match weiterhin spannend. Manchmal jetzt sich ja der Underdog durch.

Cucumber Sandwich

Für 4 Personen 1 dünne Gurke, 8 Scheiben Schwarzbrot, in Scheiben geschnitten,  8 Scheiben Weißbrot, in Scheiben geschnitten, weiche ungesalzene Butter, 1 -2 Teelöffel fein gehackte frische Minze, Salz und Pfeffer

Gurke schälen und in hauchdünne Scheiben schneiden. Die Scheiben leicht salzen und 15 Minuten lang stehen lassen. Dann das ausdrucken und trocken tupen. 
Brotscheiben mit  Butter bestreichen. Zwei Schichten Gurkenscheiben auf die untere Scheibe legen, mit fein gehackter Minze bestreuen, salzen und pfeffern und mit einer weiteren gebutterten Scheibe bedecken. Mit der Handfläche leicht andrücken
Die Ränder dünn abschneiden. Sandwiches diagonal halbieren und dann wieder vierteln. Abwechselnd auf Teller legen
 
 

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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