"Sober October": Warum viele Menschen im Oktober keinen Alkohol trinken
Jüngere Zielgruppen entdecken zunehmend alkoholfreie Alternativen bei Schaumweinen oder Weinen für sich - und zelebrieren den "Sober October". Auch die Vielfalt wird größer.
Es gibt ja viele Gründe, um auf Alkohol zu verzichten - von gesundheitlichen Gründen bis zum Vorsatz, einfach einmal bewusster zu leben oder seine Trinkgewohnheiten zu reflektieren. Neben dem "Dry January" hat sich vor einigen Jahren auch der "Sober October" (sober - US-engl. für nüchtern, trocken) als derartiger Fixpunkt im Jahr etabliert.
Seinen Ausgang nahm die Aktion - exakt 31 Tage keinen Alkohol zu trinken - in Großbritannien. Das dadurch gesparte Geld solle man Wohltätigkeitsorganisationen spenden, so die Idee. Mittlerweile konsumierten weltweit Menschen exakt 31 Tage lang keinen Alkohol.
Alternativen sind gefragt
Gleichzeitig mit dem trendigen, temporären Alkoholverzicht zeigt sich auch im Rest des Jahres eine steigende Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen, die trotzdem nicht auf den gewohnten Geschmack eines Schaumweins oder Weins verzichten. Das merken die Produzenten. Beim Weinhändler Wein & Co. wächst das Sortiment laufend und umfasst mittlerweile fast 60 Produkte, von Säften über Sparkling Teas bis zu entalkoholisierten Weinen.
"Derzeit ist es die dynamischste Produktgruppe, stark wachsend und anhaltend", betont Pressesprecherin Manuela Bogendorfer. Die Bedeutung zeige sich auch darin, dass Regionalität immer wichtiger werde. "Es stecken auch mittlerweile sehr viel Kreativität und Innovationskraft dahinter."
Kontinuierlich sieben Prozent jährliches Wachstum verzeichnet, etwa "Henkell Freixenet" (österreichischer Marktführer im Schaumweinbereich) im alkoholfreien Segment. Die steigende Nachfrage wirkt sich ebenfalls auf das Sortiment aus: Es wächst. "Wir haben bereits 2015 begonnen, entsprechend zu erweitern, sagt Philipp Gattermayer, Geschäftsführer für Österreich und Deutschland. Er rechnet mit weiterer Zunahme. In Österreich fehlen allerdings allgemeine Zahlen.
Die Zielgruppen verändern sich
Einen Grund des Trends zu alkoholfreien Weinen und Schaumweinen sieht er in wechselnden Zielgruppen. Vor allem die Jüngeren würden die Entwicklung vorantreiben, zeigen Marktanalysen. Bereit zum Umstieg sind durchschnittlich 30 Prozent. Aber bei der "Generation Z" (geboren zwischen 1995 und 2010) sind es bereits 43 Prozent, bei den "Millennials" (geboren 1980 bis späte 90er-Jahre) setzen 39 Prozent auf weniger bis gar keinen Alkohol. "Die Menschen wünschen sich vermehrt Genuss ohne Verzicht."
Das hat sich dank verbesserter Technologien "sehr zum Positiven weiterentwickelt", heißt es etwa beim Deutschen Weininstitut. "Die Entalkoholisierung der Weine geschieht mittlerweile sehr aromaschonend." Bei Henkell Freixenet wird der jeweilige Wein in mehreren Schritten durch eine Membran gefiltert und ein spezielles Vakuumverfahren entalkoholisiert. "In mehreren Phasen wird der Wein auf lediglich 26 Grad erhitzt, sodass der Alkohol langsam verdampft", erklärt Gattermayer das aufwendige Verfahren.
Dieser langsame Prozess stelle sicher, dass die Aromen im Wein erhalten bleiben. "Anschließend wird dem alkoholfreien Wein die sogenannte Gärungskohlensäure hinzugefügt." Gerade diese Kohlensäure kompensiere bei Schaumweinen den fehlenden Alkoholgehalt "recht gut", so das Deutsche Weininstitut. Bei der Bekanntheit von alkoholfreien Weinen sei noch Luft nach oben.
Gegentrend wurde bereits entwickelt
Doch es wäre kein Trend, wenn sich nicht schnell eine Art Gegentrend etablieren würde. Im Fall des "Sober October" heißt dieser "Come over October", was so viel wie "im Oktober zusammenkommen" heißen soll. Initiiert wurde die Kampagne von Karen MacNeil, einer US-Weinautorin, (The Wine Bible), die maßvollen Weinkonsum in den Vordergrund stellen will. "Wir sind soziale Wesen, die gerne in Gesellschaft sind. Wein spielt eine positive Rolle dabei, uns zusammenzubringen", sagte sie der Washington Post. Henkell Freixenet-Geschäftsführer Gattermayer sieht auch hier Potenzial für alkoholfreie Schaumweine. "Man kann mit alkoholfreien Varianten auch entscheiden, ob man alkoholfrei oder eine Lower Alcohol-Variante trinken möchte."
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