So kocht Österreich: Stilmix und viel Nudeln
Wir sind Genussmenschen, kochen gern selber, haben aber keinen bestimmten Kochstil. Seit Corona kochen vor allem Junge mehr und aufwendiger.
Wenn wir uns der Frage annähern, wie es denn die Österreicher mit ihren Ess- und Kochgewohnheiten halten, müssen wir dabei neuerdings auch den Faktor Corona miteinfließen lassen, doch dazu später. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich zwar einiges geändert, es gibt aber auch Konstanten. Eine wesentliche ist: Herr und Frau Österreicher sehen sich als Genussmenschen.
Land der Genießer
Vor einigen Jahren wurde im Zuge einer großen Umfrage des Vereins Forum. Ernährung heute das erste österreichische Genussbarometer erstellt. Laut dieser Umfrage schätzen sich 82 Prozent (85 Prozent Frauen, 76 Prozent Männer) als Genießer ein – unabhängig vom Alter. Auf die Frage, was das Essen im persönlichen Erleben zum Genuss macht, fallen die Antworten breit gefächert aus. Die häufigsten Nennungen waren Zeit haben, etwas Nicht-Alltägliches essen, gemeinsam mit der Familie essen, im Restaurant essen sowie abwechslungsreich essen und in Maßen zu genießen.
Kochen ist sehr wichtig
Was das Kochverhalten betrifft, gab es noch vor Corona mit der iSi Kochstudie 2019 eine spannende Erhebung. Hierzulande wird häufig und mit viel Liebe gekocht, wobei 68 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen Kochen sehr wichtig finden. Sie sehen darin die Möglichkeit, sich gesünder, vielseitiger und preiswerter zu ernähren; 82 Prozent kochen selbst, weil sie wissen wollen, was auf den Tisch kommt.
Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher (58 Prozent) folgt beim Kochen keinem besonderen Ernährungsstil – Fleischspeisen, Salate, Suppen, Reis- und Gemüsegerichte werden dementsprechend ausgewogen zubereitet.
Land der Nudeln
Nicht nur die Italiener, auch die Österreicher lieben Nudeln. So nimmt laut Studie einzig Pasta – 91 Prozent kochen sie regelmäßig – eine Sonderstellung am heimischen Speiseplan ein. Geschmacklich führt die mediterrane Küche noch vor „neuer“ Hausmannskost und exotischen Gerichten die österreichische Beliebtheitsskala an.
Vier Kochtypen
Was die Kochgewohnheiten betrifft, ließen sich vier unterschiedliche Koch-Typen identifizieren. 59 Prozent sind Köche aus Leidenschaft. Sie bereiten ihre Speisen generell passionierter und aufwendiger, aber auch traditioneller zu, legen größten Wert darauf, dass mit Liebe gekocht wird und sind überzeugt, dass „Selbstkocher“ gesünder leben.
Koch-Routiniers machen die Hälfte derer aus, die täglich kochen. Sie bringen viel Küchenerfahrung mit und zeichnen sich durch eine geplante Vorgehensweise bei Einkauf und Zubereitung sowie durch ihren allgemein entspannten Zugang zum Thema Essen aus. Was sie zu sich nehmen, ist ihnen aber äußerst wichtig und sie schätzen am Selbstkochen, dass es preiswerter und gesünder ist.
Jungköche sind zwar experimentierfreudiger unterwegs, geben sich aber in Bezug auf „richtiges Kochen“ ein wenig unsicher. Sie benötigen mehr Rat und Unterstützung in der Küche und halten sich häufiger strikt an Rezepte. Unter ihnen findet man mehr Veganer und Vegetarier als in anderen Altersklassen.
Singles unterscheiden sich in ihrem Koch- und Essverhalten deutlich von den anderen Gruppierungen: Alleinlebende investieren unterdurchschnittlich Zeit in die Zubereitung von Speisen. Dafür finden 48 Prozent von ihnen, dass Essen unbedingt mit Liebe gemacht werden muss. Auf ihrer Zubereitungsliste stehen vergleichsweise weniger Fleischgerichte, Kuchen, Torten und Snacks.
Küchentratsch
Obwohl laut iSi-Kochstudie hierzulande nur sieben Prozent Kochen als Frauensache betrachten, zeigen die Ergebnisse, dass 89 Prozent aller Frauen täglich oder mehrmals pro Woche und somit häufiger kochen als Männer (71 Prozent) – unter den täglich Kochenden befinden sich sogar 70 Prozent Frauen.
Durchschnittlich eine halbe bis eine Stunde investieren Kochende in die Zubereitung ihrer alltäglichen Mahlzeiten.
Für die Rezeptsuche ist das klassische Kochbuch über alle Altersgruppen hinweg die Nummer 1, obwohl bereits die Hälfte aller Kochenden auch online nach passenden Rezepten sucht.
Dann kam Corona
Nicht wenig überraschend hat Corona die Karten noch einmal etwas durchgemischt. Die Pandemie hat viele Lebensbereiche verändert – unter anderem auch das Thema Essen. Eine Integral-Studie im Auftrag von Iglo Österreich hat zwar im Grunde die iSi-Studie bestätigt, allerdings wurde das Essen noch wichtiger. Einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert hat das Thema bei den 18- bis 49-Jährigen und bei Stadtbewohnern. Besonders wichtig wurde das Thema in der Pandemie für 18- bis 29-Jährige und für alle, die vermehrt im Homeoffice gearbeitet haben bzw. noch arbeiten.
Obwohl Take-aways und Lieferdienste in der Pandemie florierten, wurde wieder wesentlich öfter selbst gekocht. 35 Prozent der Befragten haben die Zeit genutzt, um neue Rezepte auszuprobieren, für ein Drittel hat Selbstgekochtes grundsätzlich einen höheren Stellenwert bekommen, 31 Prozent geben an, dass gemeinsames Essen zu Hause nun viel wichtiger sei und 30 Prozent kochen viel öfter als noch zuvor.
Mehr Selbstvertrauen
Was auch zu beobachten war: Das Vertrauen in die eigenen Kochkünste ist gestiegen. Rund ein Viertel wagt sich an aufwendigere Rezepte heran. Auch Kochen als gemeinsame Beschäftigung ist ebenfalls vermehrt gelebt worden: So sagt rund ein Viertel, dass nun mehr mit dem Partner oder der Partnerin gekocht wird.
Die neue Lust am Kochen
Am meisten haben sich die Gewohnheiten der unter 30-Jährigen verändert. Unter ihnen haben 61 Prozent viele neue Rezepte ausprobiert, jeder Zweite gibt an, dass Selbstgekochtes nun einen wesentlich höheren Stellenwert hat. 43 Prozent kochen nun viel häufiger als früher und 45 Prozent haben aufwendigere Rezepte ausprobiert. Und das ist zumindest ein positiver Effekt der Corona-Pandemie.
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