Prost: Warum sich Sekt aus Österreich mit Champagner messen kann
Es muss nicht immer Champagner, Prosecco & Co. sein. Der Sekt von Österreichs Winzern erlebt derzeit einen ungebremsten Aufstieg.
Die Österreicher lieben es prickelnd, nicht nur zum Jahreswechsel. Laut Sektreport ist die Nachfrage zuletzt zwar leicht zurückgegangen, doch fällt das nicht ins Gewicht: Über die vergangenen zehn Jahre hat sich der Konsum von Schaumwein nämlich in Summe um ganze 70 Prozent gesteigert. Auch die Zielgruppe zwischen 18 und 29 Jahren trinkt gerne Sprudelndes, die Absatzzahlen in dieser Altersgruppe haben sich sogar vervierfacht. All das belegt auch, dass es nicht immer Champagner oder Cava sein muss.
Sekt kann mit Champagner mithalten
Denn der Sekt von Österreichs Winzern boomt. Er wird nicht nur immer beliebter, sondern steht dem König aus der Champagne in Qualität und Geschmack um nichts nach. Das bestätigt Gastronom und Sommelier Simon Schubert: „Sekt von Österreichs Winzern muss sich ganz sicher nicht mehr verstecken, es gab hier zuletzt eine ganz tolle Entwicklung. Von der Basis bis zur Großen Reserve kommen viele tolle hochwertige Produkte aus Österreich. Zahlreiche davon können mit Champagner mithalten oder sind ihm sogar überlegen.“ Rund 200 Unternehmen produzieren hierzulande Schaumweine und verkaufen rund 40 Millionen Flaschen pro Jahr. Das Image vom sauren Sprudel ist vorbei. Was Österreichs Winzer heute abfüllen, schmeckt und wird qualitativ hochwertig produziert.
Begünstigte Anbauregionen
Die Vermarktung der Produkte wurde 2013 durch die Gründung des Österreichischen Sektkomitees auf eine professionelle Ebene gehoben. Im Komitee kümmert man sich nicht nur um das Image, sondern hat die Qualitätskriterien vereinheitlicht. Es wurde eine dreistufige Qualitätspyramide festgelegt. „Sekt Austria“ bildet dabei die Basis, gefolgt von „Sekt Austria Reserve“ und „Sekt Austria Große Reserve“ an der Spitze. Vorstand Benedikt Zacherl: „Wer die rot-weiß-rote Banderole tragen will, muss zum Beispiel seine Trauben nur in einem Bundesland oder bei der Großen Reserve sogar nur in einer Gemeinde angebaut und auch gepresst haben.“ Weitere Kriterien sind Handlese, traditionelle Flaschengärung und schonende Pressung. Wie bei Wein und Champagner gibt es natürlich auch bei Sekt geschmackliche Unterschiede, die von Boden und Klima abhängen. Die perfekten Bedingungen für den Anbau findet man in Niederösterreich rund um Poysdorf, im Kamptal sowie in den kühleren Regionen des Burgenlands und den höheren Lagen in der Steiermark. Sommelier Schubert: „Spitzenschaumweine in den wärmeren Regionen Österreichs zu finden, ist eher schwierig. Das Burgenland ist nicht so begünstigt. Das Kamptal hingegen ist eine tolle Region und Langenlois ist das Sektepizentrum.“
Eine Frage des Preises
Was sich Sektkomitee-Vorstand Zacherl von der Gastronomie wünschen würde, ist mehr österreichischer Sekt auf der Karte zu günstigeren Preisen. „Ein Glas Sekt kostet rund 6 Euro. Wäre es günstiger, würden die Gäste wahrscheinlich mehr konsumieren.“ Die Preise im Handel bewegen sich je nach Kategorie zwischen 15 und 50 Euro pro Flasche. Sommelier Schubert appelliert jedoch: „Qualität muss seinen Preis haben. Da braucht es in Österreich oft noch mehr Selbstbewusstsein.“ Wichtig ist es, dass Produzenten die österreichische Identität hochhalten, ausbauen und nicht versuchen, ein Champagner zu werden.“
Idealer Speisenbegleiter
Noch vor zehn Jahren war ein Glas Sekt nur als Aperitif gedacht. Aber auch das hat sich gewandelt. Laut Sektreport gibt mehr als ein Drittel der Befragten an, Sekt nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch im Alltag zu genießen. Das kann auch Gastronom Schubert beobachten, der in Wien das Gasthaus Reznicek und das Café Florianihof führt. „Sekt ist ein umfangreicher Speisenbegleiter und kann zu fast jedem Gericht getrunken werden – auch zu Schnitzel und Steak. Wenn man sich in einer Runde nicht auf einen Wein einigen kann, sollte man einfach Schaumwein bestellen.“ Na dann, Prost!
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