Röstfrisch: So wird die eigene Küche zur Kaffeebar

Die Pandemie hat den Kaffeegenuss in die eigenen vier Wände verlagert: Heute wird zu Hause geröstet, gemahlen und gebrüht.

Morgendliche Kaffeehausbesuche, das war für viele einmal. Der Pandemie fielen viele Alltagsrituale zum Opfer; der Kaffeegenuss hat sich vermehrt in die eigenen vier Wände verlagert. Die Qualität soll darunter nicht leiden: Die neuen Kaffeemaschinen laufen in den heimischen Küchen auf Hochtouren.

"Die Leute wollen heute nicht nur in der Gastronomie guten Kaffee trinken, sondern auch daheim. Viele haben sich in der Pandemie eine eigene kleine Kaffeebar in der Küche eingerichtet“, erzählt Stefan Grabner von La Cultura del Caffè, einem Kremser Kaffee-Unternehmen. Zur Heimausstattung gehören neue Kaffeemaschinen, Mühlen, Tassen und natürlich qualitativ hochwertige Bohnen. Mit speziellen Röstvollautomaten kann Kaffee heute sogar in der Wohnung selbst geröstet werden.

Wachsendes Interesse

Auch der Österreichische Kaffeeverband sieht steigendes Interesse bei den heimischen Konsumentinnen und Konsumenten. Ihre wachsende Kaffee-Expertise führt zu einem allgemeinen Anstieg der Qualitätsstandards in der Branche. Spezialitätenkaffee zählt 2022 zu den größten Trends im gesamten Lebensmittel- und Getränkesektor. Das beginnt mit der Herkunft über den Anbau bis hin zu frisch gerösteten Bohnen und unterschiedlichen Brühverfahren.

Statt Vollautomaten werden nun auch verstärkt professionelle Siebträgermaschinen für daheim angeschafft. Diesen Trend bestätigt auch Kaffee-Experte Grabner: "Während Corona haben wir gemerkt, dass auch im Hausgebrauch immer mehr Siebträgermaschinen gekauft werden – obwohl deren Anschaffung eine größere Investition ist.“

Comeback des Filters

Das Publikum für die Profi-Produkte ist dabei quer durch die Bank gemischt: Auch junge Leute wissen heute guten Kaffee mehr zu schätzen und lassen sich diesen durchaus bis zu einige Tausend Euro bei der Maschine kosten.

Doch nicht nur Siebträgermaschinen zieren heute die heimischen Küchenzeilen, ein alter Klassiker ist zurück: "Filterkaffee wird immer mehr Thema. Sogar Röster spezialisieren sich zunehmend darauf, Kaffee speziell für Filterkaffee zu rösten“, erklärt Grabner. Hier gibt es zahlreiche Zubereitungsarten: AeroPress oder Handfilter der Marken Hario und Kalita sind nur die Bekanntesten.

Der Vorteil von Filterkaffee? Die Maschinen sind deutlich günstiger in der Anschaffung und der Kaffee ist dennoch gut, so der Experte. Im Vergleich zur Siebträgermaschine hat Filterkaffe auch deutlich mehr Koffeingehalt. Denn je länger Wasser mit Kaffee in Berührung kommt, desto mehr Koffein wird herausgespült – und umso koffeinhaltiger ist letzten Endes das Getränk.

Gute Bohne

Wichtig für das optimale Kaffee-Erlebnis ist neben der Zubereitung auch die Qualität der Bohne. Diese kann man über das Bohnenbild erkennen: Man nimmt eine Handvoll Kaffee, legt die Bohnen auf und vergleicht die Farben. Bei hochwertigen – und dementsprechend teureren Bohnen – sollten alle in etwa dieselbe Farbe haben. Ob hell oder dunkel, ist Geschmackssache. Grabner: "Hell geht eher ins Fruchtige, dunkel ins Schokoladige.“ Jedoch: Sind die Farben zu vermischt, "erreicht man nie den Geschmack, den man eigentlich möchte“.

Auch das Datum auf der Kaffeepackung ist ausschlaggebend für das Endresultat: "Wenn Kaffee geröstet ist, sollte er mindestens zwei Wochen reifen können. Wenn er nach zwei Tagen zubereitet würde, bilden sich oben am Kaffee viele Bläschen, weil noch zu viel Sauerstoff darin ist.“ Wer also heute Kaffee kauft, sollte die Packung wählen, auf der ein zwei oder drei Wochen altes Datum abgedruckt ist. So steht dem Kaffeegenuss aus der Eigenküche nichts mehr im Wege.

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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