Rechtzeitig zum Fußball-Frühling: Snacken wie die alten Römer

Rechtzeitig vor dem Euroleague-Kracher zwischen Salzburg und Roma stellen wir uns die Frage: Was snackten eigentlich die alten Römer in ihren "Stadien". Otternasen und Lerchenzungen?

Die legendären britischen Monty Pythons wussten es genau: Die Römer snackten schräge Sachen. Aber vielleicht ist ihr berühmtester Film, "Das Leben des Brian", historisch ähnlich korrekt wie die als Biker verkleideten Vikings in der gleichnamigen Erfolgsserie. Und so wie die Nordmänner eben nicht in der Ledermontur auf große Reise gingen, sondern eitle Pimpfe waren, die gerne teure, bunte Stoffe trugen und die Haare schön hatten, aßen Nero und seine Zeitgenossen dann ja vielleicht doch keine gefüllten Jaguarohrläppchen, Zaunköniglebern, Buchfinkenhirne - und ja, die berühmten Otternasen und Lerchenzungen natürlich.

Wie schön also, dass es Archäologen gibt, die immer alles ganz genau wissen wollen.

Und die Damen und Herren mit den Hacken und feinen Besen werden immer wieder fündig - vor kurzem erst in den Kanälen unter dem großen Kolosseum von Rom. Ja, es gibt tatsächlich kaum etwas Aufschlussreicheres als im Mist alter Kulturen zu wühlen, um herauszufinden, wie die Menschen damals gelebt haben. Da wird nichts geschönt oder verklärt, kaschiert und nachgebessert. Der Müll ist ehrlich.

Die durchaus erstaunliche Erkenntnis: Caius, Calpurnia & Co. snackten überaus gesund! In den 70 Metern an Kanälen, die teilweise mit ferngesteuerten Robotern durchsucht wurden, fanden sich neben Knochen von Bären, Löwen und anderen Großkatzen, die wohl nicht verspeist wurden, sondern an den Kämpfen in der Arena teilnehmen mussten, hauptsächlich Reste von Feigen, Kirschen, Brombeeren und Nüssen. Dazu gesalzene Erbsen, Weintrauben, Pfirsiche, Pinien und Wassermelonen. Wesentlich seltener sind Reste von Ziegen- und Schweineknochen und frittierten Fischen. Zu kaufen war das alles in unzähligen Buden rund um das Kolosseum.

Das klingt doch viel gesünder als alles, was moderne Sportfans heute so in sich reinstopfen, nicht? Wäre vielleicht ja sogar eine Idee für den Donnerstags-Kracher zwischen Salzburg und Roma!

Gibt's dann denn gar nichts Dekadentes, was sie gegessen hätten, nicht ein kleines Bisschen Monthy Python? Für den Durchschnittsrömer wohl kaum, denn auch diverse Imbissbuden, die in den letzten Jahren ausgegraben wurden, und die von der einfachen Bevölkerung gerne frequentiert wurden, boten eher Bodenständiges an. Kichererbsen, Bohnen, Erbsen, Linsen für Eintöpfe mit Zwiebeln, Pinienkernen, gewürzt mit Kreuzkümmel und Koriander oder Sesam. Seltener Lamm und Ziege, immer wieder kleine, frittierte Fische.

Kaiser Augustus liebte Spargel, sein Nachfolger Tiberius mochte Salatgurken. Auch nicht gerade exzentrisch.

Wobei, hier wird man dann schon eher fündig: Bei den üppigen abendlichen Banketten der Oberschicht - bei denen übrigens NICHT absichtlich gekotzt wurde, um noch mehr essen zu können! - kamen dann doch ganz gerne auch die feinsten Stücke einer Giraffe auf den Tisch. Oder der Hals, gefüllt mit gebratenen Mini-Schildkröten. Oder geschmorter Siebenschläfer, Austern von den britischen Inseln, Stachelschwein aus Nordafrika - und ja, endlich: frittierte Pfauenzungen! Von aus Babylonien importierten Vögeln, wie uns Marcus Gavius Apicus in seiner Rezeptsammlung "De re coquinara", einem 2.100 Jahre alten Kochbuch, wissen lässt.

Und irgendwo findet sicher irgendwo auch gegrillte Otternasen ...

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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