Kult um Kebabs: Wo es den besten Edel-Döner in der Stadt gibt

Ab jetzt müssen die Wiener nicht mehr Schlange stehen für ein Kebab bei Ferhat Döner: Warum seine zu den besten der Stadt zählen.

Luftballons in Rot-Weiß-Rot, Kamerateams und ein DJ drinnen, draußen Schlange stehen für eine Fladenbrottasche mit Grillfleisch. Ferhat Yildirim schaut verlegen zu Boden, als der türkische Botschafter sein Lob ausspricht. An diesem Tag wird der zugewanderte Gastronom gefeiert wie ein Popstar: Zwei Jahre stellten sich die Wiener täglich in Favoriten an, um in das angeblich beste Kebab der Stadt – nein, der Welt, wie ein Youtuber behauptet – zu beißen.

Das hat jetzt ein Ende, denn seit vergangener Woche brät Yildirim das österreichische Weiderind in seinem modernen 400  großen Flagship-Restaurant. "Ich wollte nicht mehr, dass die Menschen Schlange stehen müssen“, meint der Gastronom im KURIER-Interview. 

Trend zu Gourmet

©KURIER/Jeff Mangione

Der Erste, der den Grillspieß in Wien salonfähig machte, war der prominente Do&Co-Unternehmer Atilla Doğudan. Mittlerweile gibt es zahlreiche Gourmet-Standln: So wird bei Berliner Döner in Neubau ebenso Schlange gestanden. Nimetullah Karakülah kauft das Gemüse am Naschmarkt und setzt auf hausgemachte Saucen. Am Wiener Kutschkermarkt wiederum verkauft Hüseyin Tanis nicht nur sein Weltmeister Kebab – er lockt sogar mit Steaks vom Wagyū-Rind aus Japan oder Txogitxu-Rind aus Spanien. Etwas anders sehen die Kebabs bei den Jungunternehmern von Döner Brutal aus: Vor lauter Kräutern sieht man das Fleisch nicht mehr – die junge Generation liebt es.

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Marktbereinigung

Dennoch gehören Imbissstuben in der Bundeshauptstadt längst nicht mehr zum Stadtbild. Ende 2022 gab es in Wien nur noch 125 Würstel- und Kebabstände, österreichweit immerhin noch 652 Standln. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 gab es in Wien noch 441 Imbissbuden und 2.059 österreichweit.

Die Gründe für die Marktbereinigung sind die Pandemie und diverse Lebensmittelskandale. Erst heuer löste Billigfleisch aus Polen in mehreren Ländern Salmonellenvergiftungen aus – hierzulande erkrankten 27 Menschen, ein 63-jähriger Kärntner starb nach einer Portion von einem verseuchten Kebabspieß. Yildirim: "In den letzten 50 Jahren ging der Trend eher Richtung billige Massenproduktion. Das hat dazu geführt, dass die Jungen oftmals gar nicht mehr wissen, wie natürliche Zutaten schmecken. Deshalb versuche ich, in meinem Lokal genau das Gegenteil zu vermitteln." Warum er nur österreichische Zutaten verwendet? "Weil ich dem Land etwas zurückgeben will."

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Bereits in seiner Kindheit schätzte er einfaches Essen: Seine Mutter verwendete zum Würzen nur Salz, die Hühner wurden vor der Haustür gehalten und das Gemüse selbst angebaut. Im Alter von 17 Jahren kam er von Anatolien nach Österreich und lebt seitdem seinen Traum. "Das Fleisch kommt aus Tirol, aber meinen Lieferanten verrate ich niemandem. Mir ist der reine, unverfälschte Geschmack ohne Zusätze oder E-Nummern besonders wichtig. Ich möchte Tradition und Menschen verbinden – Türkei und Österreich im Herzen vereint."

Neben Fleisch vom Holzkohlengrill backen seine Mitarbeiter das Sauerteigbrot selbst: Das Mehl bezieht Yildirim aus der Steiermark.

Geschichte

Die Idee, Dönerfleisch in eine Fladenbrottasche zu legen, soll Kadir Nurman im Jahr 1972 in Berlin gehabt haben – so erzählt es zumindest der Verein türkischer Dönerhersteller in Europa. Die Geschichte des Nationalgerichts der Türkei ist freilich viel älter. Ein Mann namens Iskender soll um 1850 in der türkischen Stadt Bursa erstmals Fleisch nicht direkt auf Kohle gegrillt haben, sondern auf einer vertikalen Konstruktion. Noch heute gilt der Iskender Döner mit zerlassener Butter und Joghurt als Urform der Grillspezialität.

Döner bedeutet "sich drehend", Kebab gegrilltes Fleisch: Ein "Döner Kebab" ist also das "sich drehende Grillfleisch".

Laut österreichischem Lebensmittelrecht dürfen für die Herstellung von „Döner Kebab“ entweder dünne Fleischscheiben auf einem Drehspieß oder dünne Fleischscheiben gemeinsam mit Faschiertem auf einem Drehspieß aufgesteckt werden, wobei der Anteil vom Faschierten höchstens 60 Prozent betragen darf. Fleisch vom Schaf, Rind oder Kalb sind erlaubt – sogenanntes Separatorenfleisch ist hierzulande verboten.

Top 5: Hier gibt's das beste Kebab in der Stadt

Ferhat Döner, 1100 Wien

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Saftig, knuspriges Kebab-Fleisch, das hauchdünn vom Spieß geschnitten wird – zuvor in Joghurt mariniert.

Info: Favoritenstraße 94, 1100 Wien

Berliner Döner, 1070 Wien

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Familie Karakülah setzt nicht nur auf Lamm und Huhn im Fladenbrot – es gibt auch Boxen to go sowie Fischgerichte.

Info: Zieglergasse 33A, 1070 Wien

Weltmeister Kebab, 1180 Wien

Ab 8 Uhr gibt es bereits Marktfrühstück, zu Mittag Kebabs, Rindfleisch-Köfte oder Lamm-Cevapcici.

Info: Kutschkermarkt Stand 53+7, 1180 Wien  

Döner Brutal, 1060 Wien

In dem kleinen Geschäft kommt Bio-Rindfleisch ins Bio-Sauerteigbrot, zudem gibt es eine vegetarische Variante mit Seitan.

Info: Gumpendorfer Str. 33, 1060 Wien

Dönermeister, 1070 Wien

Ins Fladenbrot (auch glutenfrei) kommt österreichisches Rindfleisch und es eine vegane Alternative mit Jackfrucht.

Info: Neubaugürtel 38, 1070 Wien

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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