Haselnuss-Plantagen sind in Österreich eine Seltenheit

In Österreich gibt es nur ganz wenige Haselnuss-Plantagen – Christoph Böckl klaubte bis Ende Oktober seine reiche Ernte im Marchfeld auf.

Ein Symbol der Liebe, Unsterblichkeit, Fruchtbarkeit, Magie, des Friedens, Glücks und letztlich des Frühlings – es gibt wenige Nahrungsmittel wie die Haselnuss, die in vergangenen Zeiten fester Teil unserer Bräuche war. Im Alten Rom trugen Friedensverhandler einen Haselzweig in den Händen, in zahlreichen Ländern bewarf man das Brautpaar mit Haselnüssen und noch heute sind Wünschelruten Haselzweige.

Der niederösterreichische Landwirt Christoph Böckl kannte all diese Geschichten, deswegen entschloss er sich im Jahr 2015 aber nicht zum erwerbsmäßigen Anbau. Wie viele Landwirte war er auf der Suche nach einer neuen Idee, die sich auch nach Jahrzehnten rechnen sollte. Und damals gab es bereits die ersten erfolgreichen Versuche in Niederösterreich, Haselnüsse anzubauen.

Frisch oder ranzig

Zwar ist Corylus avellana – besser bekannt als die Gemeine Hasel oder Haselstrauch – in unseren Parks und Wäldern heimisch, allerdings eignet sich diese nicht für den Erwerbsbau. Wenn wir wie vor der Weihnachtszeit gemahlene Haselnüsse im Supermarkt kaufen, dann handelt es sich um Exportware und meist um Lambertshaseln. Weltweit stammen 70 Prozent aller Haselnüsse (alle Gattungen zusammengefasst) aus der Türkei, sehr weit abgeschlagen folgen Italien und Aserbaidschan als die weltgrößten Anbaugebiete.

"Wir bauen kleine Jungbäume an, auf denen die Zeller Nuss sowie die nah verwandte Pflanzenart Lambertshasel aufgepfropft ist. Die Lambertshasel ist auch jene Gattung, die in großen Regionen wie der Türkei angebaut wird und längliche Früchte hat. Erst nach rund zehn Jahren sind die Bäume voll ertragsfähig."

©Kurier/Jeff Mangione

Aufwendige Ernte

Die Haselnuss-Bäume fühlen sich im warmen Marchfeld besonders wohl: "Und leider wird es ja auch bei uns immer wärmer. Zwar ist Spätfrost im Mai auch für Haselnüsse ein Problem, allerdings sind die Bäume nicht so empfindlich wie Marillen."

Aufwendig ist das mehrmalige Zuschneiden der Bäume pro Jahr und die Ernte: Wobei sich Böckl mit seinem Team dazu entschieden hat, die reifen Früchte vom Boden aufzuklauben. Die Haupternte fand Ende September und Anfang Oktober statt: Wenn ein Baum voll ertragsfähig ist, können bis zu sieben Kilo Haselnüsse geerntet werden.

©Kurier/Jeff Mangione

Wobei die Früchte mit mehr als 50 Prozent einen relativ hohen Schalenanteil haben. Böckl bewirtschaftet rund neun Hektar und erntet bis zu 3.000 Kilogramm pro Hektar.

"Durch das Thema Nachhaltigkeit liegen Nüsse aus regionalem Anbau im Trend. Den Unterschied schmeckt man auch: Durch die Lagerung schmeckt Exportware im Supermarkt oft ranzig. Unsere schmecken frisch."

Fakten

Haselstrauch
Wenn wir in der Natur  Haselnussträuche sehen, dann handelt es sich um die Gemeine Hasel: Ein rund fünf Meter hoher sommergrüner Strauch

 

Früchte
Die Samen der Haselnuss enthalten rund 60 Prozent  Öl

 

5 Millionen Jahren
Aus fossilen Funden ist die Frucht aus dem Zeitalter des Pliozän bekannt, das vor rund 5 Millionen Jahren begann und vor 2,5 Millionen Jahren endete. Im Europa der Mittelsteinzeit waren Haselnüsse eine wichtige Nahrungsquelle. Zu dieser Zeit war der Strauch bei uns das wichtigste Gehölz und wurde schließlich zurückgedrängt 

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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