Guter Haus- oder Schankwein ist rar wie Schönwetter am Wochenende

Wieso man bereits am Haus- und Schankwein erkennt, wie die Qualität der Weine aus erstklassigen Lagen ist.

Es könnte so einfach sein: Ein solider Schankwein, eine Jause aus guten Grundprodukten und ein paar Bänke mit Blick in die Weinberge. Gelingt erstaunlich selten. Weil das Einfache nie auszureichen scheint und alles immer noch optimierter daherkommen muss. Warum soll es dem Heurigen anders gehen als den Menschen. Die Crux fängt beim Wein an: Guter Haus- oder Schankwein ist rar wie Schönwetter am Wochenende. Ein Glücksfall. Eine Ausnahme vielmehr. Man möchte annehmen, dass das Einfache einfach ist – dass auch Wein, der nicht aus erstklassigen Lagen kommt, ebenso fürsorglich behandelt wird wie die so genannten Paradegewächse des Hauses. 

Im Wirtshaus muss ja auch die Frittatensuppe passen, sonst will man das Gourmetmenü erst gar nicht probieren. Wer beim Einfachen scheitert, wird auch im komplexen Fach nichts hinkriegen. Wenn der Hauswein, oder wie unsere deutschen Nachbarn so schön sagen, der „Brot- und Butterwein“ bei einer Verkostung nichts taugt, kann man sich den Rest des Sortiments schenken. Es wird dann bloß verzwirbelter, aber selten besser. Möglicherweise ist man hierzulande einfach nicht von Kindesbeinen an auf Qualität konditioniert. Da werden Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien immer eine Nasenlänge vorn sein. Ein Klischee? Mag sein. Tatsache ist, dass man sich hier Qualität oft teuer erkauft: Es müssen das nativste Olivenöl, das sauerste Sauerteigbrot und der elaborierteste Wein sein. Sonst droht das Projekt Selbstoptimierung zu scheitern. 

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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