Flaschenpost: Edler Eiswein
Weinliebhaber freuen sich bei Minusgraden über eine kostbare Rarität: Eiswein kann nämlich erst bei mindestens Minus sieben Grad entstehen.
Kein Nachteil, so sagt man, der nicht auch einen Vorteil mit sich bringt. So begünstigt etwa die Klimaerwärmung Weinbau auch in kühlen Regionen wie England und lässt die Trauben in der Champagne so gut reifen, dass man sie am Ende der Produktion nur mit geringer oder gar keiner Dosage aufbessern muss.
Man kann bei Champagner nunmehr tatsächlich von Terroircharakter sprechen, ohne dass es sich dabei um reines Marketing Geplänkel handelt. Aber auch gegenteilige Wetterphänomene wie der jähe Wintereinbruch Anfang Dezember mit Schneemassen und eisigen Temperaturen können kleine Wunder vollbringen: Nüchterne Pragmatiker mögen bei glitzerndem Winterwonderland bloß an bedrohliches Chaos mit Verkehrsstau, Dachlawinen und hohe Heizkosten denken – Weinliebhaber hingegen freuen sich bei deutlichen Minusgraden über eine kostbare Rarität: Eiswein kann nämlich erst bei mindestens Minus sieben Grad entstehen. Gefriert das Wasser in den überreifen Trauben, werden die restlichen Inhaltsstoffe wie Zucker, Säure und Extrakt konzentriert.
Gelesen wird vor Sonnenaufgang (nichts für Weicheier!) und die noch gefrorenen Trauben schnellstmöglich in den Keller gebracht und gepresst – die konzentrierten Anteile (ohne das gefrorene Wasser) werden vergoren. Das Ergebnis: Edler, natürlicher Süßwein mit hoher Säure als Gegenpart. Die Ausbeute ist gemessen am Aufwand gering, das Risiko für den Winzer hoch – der fertige Eiswein somit eine Preziose und nichts für Preis-Leistungs-Kalkulierer.
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