Flaschenpost: Außen hui, innen pfui
Besuch beim Winzer, Teil 2: Spannender als die Besichtigung des Weinkellers, wo man ohnehin nicht sieht, ob Zaubermittelchen oder wundersame Techniken zum Einsatz kommen, ist ein Ausflug in die Weingärten.
Dort kriegt man schnell mit, wie der Hase läuft: Sehen sie aus wie die Ziergärten von Versailles, mit der Nagelschere getrimmt und lückenlos von vermeintlichem Unkraut befreit, mag das für Ordnungsfanatiker eine Augenweide sein, den Reben bekommt das hingegen gar nicht gut. Auch gelb-braun verdorrte Gräser unter den Stöcken verheißen nichts Gutes – wurde doch das umstrittene Herbizid Glyphosat eingesetzt.
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Der Steirereck-Sommelier René Antrag zeigt, wie man in 10 Video-Lessons zum Weinkenner wird.
Dort wächst dann tatsächlich kein Gras mehr, aber auch unter der Erde vernichtet es anstandslos jegliches Leben. Zurück bleibt verbrannte Erde. Man erinnere sich an die durchaus boshafte Weisheit unserer Großmütter: „Außen hui, innen pfui.“ Intaktes Bodenleben ist die Voraussetzung für naturnahe Bewirtschaftung, die nicht zur Marketing-Leerhülse verkommen ist.
Ist der Boden tot, braucht es die ganze Chemie-Maschinerie, um den Weinstock zumindest künstlich am Leben zu erhalten. Einen gesunden Weingarten erkennt man etwa an ganzjähriger Begrünung zwischen den Rebzeilen, am Einsatz vom Kompost oder an Kräutern und Obstbäumen im Weinberg. Wenn es wild wuchert und sich die Bienen und Hummeln an blühender Begrünung delektieren, ist das nicht nur hübsch anzusehen, sondern ergibt auch Sinn.
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