
Champagner: Wo man in Wien richtig guten Stoff findet
Wer guten Stoff sucht, verzichtet auf Robe und Frack und besucht ganz in Zivil eine der vielen Champagner-Bars und -Shops in Wien.
Die Ballsaison dauert heuer besonders lang. Erfreulich für ewige Prinzessinnen und passionierte Frackträger. Der Rest der Bevölkerung kann sich Ballkarten nicht leisten oder verspürt nicht die geringste Lust auf derlei Amüsement.
Zumal das önologische Niveau dort trotz stolzer Preise zumeist bescheiden bleibt. Mit Ausnahme vielleicht des Opernballs, wo inzwischen ordentliche Weine namhafter Winzer zu haben sind – freilich auch hier nicht im Abverkauf. Besonders übel trifft es Champagner-Trinker: Supermarktware wird auf Bällen meist so teuer gehandelt wie erlesene Edelsteine.
Wer hingegen wirklich guten Stoff sucht, verzichtet auf Robe und Frack und besucht ganz in Zivil eine der vielen Champagner-Bars und -Shops in Wien. Neben bekannten Marken bekommt man hier auch beste Ware kleiner Vignerons, also von Winzern, die ihre Trauben nicht mehr an große Häuser liefern, sondern selbst abfüllen.
Einige genießen inzwischen Kultstatus unter Schaumweinkennern: Anselme Selosse etwa, der Pionier guter Winzerchampagner, Agrapart, der Meister herkunftstypischer Champagner – kaum jemand weiß die Kreideböden der Côte de Blancs besser abzubilden als der wortkarge Winzer, Cédric Bouchard aus der oft vergessenen Aube, dem südlichsten Teil der Champagne mit Blanc de Noirs, die sich in Sachen Finesse mit Pinot Noir aus dem Burgund messen können, Jérôme Prévost mit seinen betörenden Pinot Meuniers, Ulysse Collin, Benoît Tarlant und, und, und. Da tanzen die Sterne.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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