
Mit dem Reblaus Express durchs Weinviertel: Ein Tag voller Genuss, Geschichte und grüner Hügel
Das Weinviertel hat nicht nur den größten Weinkeller Österreichs und einen der größten Europas zu bieten, sondern wartet auch mit charmanten Dörfern auf, die man ganz bequem mit dem Reblaus Express erkunden kann.
Manche Tage überraschen einen – nicht mit Sensationen, sondern mit kleinen Wundern: einem historischen Zug, der durch sanfte Weinberge tuckert, einem unterirdischen Labyrinth aus Sandstein und einer wohltuenden Fahrradtour. Steven, mein Freund und passionierter Weinconnaisseur, und ich hatten schon länger den Reblaus Express im Visier. Der historische Genusszug schlängelt sich gemächlich durch das niederösterreichische Weinviertel ins Waldviertel und bietet dabei herrliche Ausblicke auf Weinberge, Wiesen und Wälder. Nun haben wir einen Ausflug mit dem Reblaus Express unternommen, bei dem auch unsere Fahrräder nicht fehlen durften. Immerhin kann man diese hier kostenlos mitnehmen und wir wollten uns den Reblaus-Express-Radweg nicht entgehen lassen, der zu den schönsten Radwegen Niederösterreichs zählt.
Erfahren Sie hier, wie der Wein bei einer Weinführung in Retz schmeckt, welche Ausblicke Sie im Reblaus Express erwarten und wie wohltuend sich der Fahrtwind auf dem Reblaus-Express-Radweg anfühlt.
Unser Zeitplan zur Übersicht
- 07.30 Uhr: Abfahrt aus Wien
- 09.20 Uhr: Ankunft Retz
- 10.30 Uhr: Führung durch den Weinkeller
- 12.00 Uhr: Mittagessen
- 13.30 Uhr: Reblaus Express nach Drosendorf
- 14.50 Uhr: Erkundung Drosendorf
- 15.30 Uhr: Rückfahrt mit dem Reblaus Express bis Weitersfeld
- 16.10 Uhr: Fahrradtour durch Weinberge nach Retz
- 17.30 Uhr: Zug zurück nach Wien
Retz: Früh aufstehen für Wein und Landschaft
Unser Tag begann früh – um 7:30 Uhr machten wir uns auf den Weg. Ziel: Retz, ein charmantes 4.000-Seelen-Örtchen im Weinviertel. Pünktlich um 9:20 Uhr rollte unser Zug in den Bahnhof Retz ein. Schon auf den ersten Blick war klar: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Der Marktplatz begrüßte uns mit bunten, gepflegten Fassaden historischer Häuser, einem kleinen Wochenmarkt mit regionalen Köstlichkeiten (der übrigens das ganze Jahr stattfindet) und einer Atmosphäre, die man sonst nur aus Urlaubspostkarten kennt.
Schnell merkten wir, dass nur eine Stunde in Retz viel zu wenig Zeit ist, denn die Stadtgemeinde hat mehr zu bieten als man meint: Es gibt einen Rathausturm, auf den man für 2 € hinaufgehen kann und eine schöne Rundumsicht über Retz und die umliegenden Weinberge hat. Von hier aus sieht man auch die Windmühle am Rande der Stadtgemeinde, die man besichtigen kann – eine der beiden letzten, betriebsfähigen in Österreich. Auch ein Fahrradmuseum hat der Ort zu bieten. Zu guter Letzt gibt es hier auch den größten Weinkeller Österreichs, den Besucher:innenmagnet von Retz.
Ein besonderer Tipp an dieser Stelle: Die Gästeinfo Retzer Land, direkt am Marktplatz gelegen (dem zweitgrößten Österreichs), empfängt Besucher:innen mit offenen Armen – und versorgt sie nicht nur mit Kartenmaterial (für z.B. Fahrradtouren), sondern auch mit echten Geheimtipps für die Region.
Führung durch den größten Weinkeller Österreichs
Um 10:30 Uhr stand eine Führung durch den berühmten Retzer Erlebniskeller auf dem Programm, worauf sich vor allem mein Partner freute. Doch, wie ich während der Tour feststellte, ist die Führung bei Weitem nicht nur etwas für Weinliebhaber:innen, denn auch ich lauschte ganz gebannt.
Der Keller gilt als der größte Weinkeller Österreichs, manche sagen sogar: einer der größten Europas. Die Vorstellung, dass sich unter der gesamten Stadt ein dreistöckiges Labyrinth aus Sandsteingängen erstreckt, ist beeindruckend – noch beeindruckender war jedoch unser Guide Regina. Mit viel Herz, Fachwissen und einer großen Portion Rücksicht und Fürsorge (für Kinder und ältere Teilnehmende) erzählte sie uns die Geschichte der mittelalterlichen Handelswege. Auch die besonderen Gegebenheiten des Weinkellers erklärte sie uns: Warum hat er eine konstante Temperatur von 10 Grad? Warum schimmelt es hier nicht? Und wie kann es sein, dass der aus Sandstein bestehende Weinkeller in den Jahrhunderten seit seiner Entstehung noch nie eingestürzt ist? Gerade der letzte Punkt verleitete uns zu einigen ungläubigen Lachern. Das glaubt man doch gar nicht.
Neben dem historischen Aspekt gibt es auch kulturelle Highlights: das Graffitihaus von 1560, eine der schönsten Rokokokapellen Österreichs und Veranstaltungen wie das Retzer Weinlesefest im September, bei dem Wein aus den zwei Marktbrunnen fließt (einer mit Weiß-, der andere mit Rotwein). Zu diesem fährt übrigens ganz bequem auch der Reblaus Express samt Sonderzug aus Wien nach Retz. Auch das Halloween-Fest, das durch den ganzen Keller führt, sorgt für Leben und Grusel im Ort. Kurz: Retz fetzt!
Unsere Empfehlung
Wer sowohl in den Retzer Erlebniskeller abtauchen als auch den Reblaus Express genießen möchte, sollte sich das Kombiticket zulegen. Hier kann man gut Geld sparen und erlebt das Weinviertel gleich aus zwei Perspektiven, die einander harmonisch ergänzen.
Reblaus Express: Genuss auf Schienen
Nach einem stärkenden Mittagessen – Pizza, wie sich das gehört – ging es zum Reblaus Express. Wir waren begeistert von der historischen Eisenbahn, die da gerade in den Bahnhof einfuhr, und doch so anders war als jeder Zug, den wir bisher genommen hatten – wir waren sofort in einer anderen Zeit angekommen.
Ein Mitarbeiter half uns freundlich, unsere Fahrräder in den separaten Waggon zu verladen. Im Reblaus Express kann man Fahrräder kostenlos mitnehmen, solange man vorher dafür reserviert – ein praktisches Feature, das den Zug besonders für Aktiv-Ausflüge, die man gerade im Weinviertel so gut unternehmen kann, attraktiv macht. Dann machten wir es uns in unserem Abteil bequem. Und bequem war es wirklich – die Sitze weich, das Licht schummrig, fast schon nostalgisch. Der Zug versprüht Charme und fühlt sich an wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Dazu ein Stück Kuchen, ein Glas Grüner Veltliner, der sanfte Ruck des Zuges – und man könnte meinen, man sei in einem Werbespot für entschleunigtes Reisen. So wundert es auch nicht, dass wir den Zug gleich „Orientexpress Österreichs“ tauften – vor allem durch die grünen, weichen Samtsitze und die Lok-Geräusche erinnerte er doch sehr an diese weltberühmte Eisenbahn.
Auch wenn zuvorkommende Mitarbeiter:innen durch die verschiedenen Waggons liefen, um Essens- und Getränkebestellungen aufzunehmen und an die Plätze zu bringen, entschieden wir uns einen Blick in den Heurigenwaggon, den Speisewagen des Reblaus Expresses, zu werfen. Dank Blumen-Dekorationen war es hier noch idyllischer und durch andere Mitreisende, die sich diverse Kuchen bestellten, ließen wir uns auch zu je einem Stück Torte hinreißen. Natürlich durfte der Wein der Region nicht fehlen. Mit einem Weißwein in der Hand und Nusskuchen im Bauch stellten wir fest: Im Reblaus Express wird Genuss wirklich großgeschrieben.
Drosendorf im Dornröschenschlaf
Nach etwa anderthalb Stunden legten wir einen Stopp in Drosendorf ein, bevor der Reblaus Express sich auf den Rückweg machen sollte. Das 1.000-Seelen-Dorf ist zwar nicht so lebendig wie Retz, lädt dafür aber zum Entschleunigen ein. Beim Spaziergang durch die ruhigen Gassen entdeckt man liebevoll restaurierte Häuser und spürt die Geschichte auf Schritt und Tritt. Seine Lage am Rand des Nationalparks Thayatal macht den Ort auch für Naturliebhaber:innen attraktiv. Doch auch Geschichtsinteressierte sollten einen Abstecher nach Drosendorf unternehmen, immerhin ist es der einzige Ort Österreichs, der vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist, und versprüht dadurch entsprechend viel mittelalterlichen Charme.
Tipp: Besonders gut kennenlernen kann man die Geschichte von Drosendorf bei einer Führung, zu der man auch ein Kombiticket mit dem Reblaus Express erwerben kann.
Tipp: Holen Sie sich die Niederösterreich-Card
Mit der NÖ-Card kann man viele schöne Ausflüge mit den Niederösterreich Bahnen unternehmen:
- Wachaubahn
- Waldviertelbahn
- Mariazellerbahn (Ötscherbär)
- Schneebergbahn
- Reblaus Express
- und Gemeindealpe Mitterbach.
Und alleine in Retz kann man mit der NÖ-Card super viel machen: Die Windmühle und das Fahrradmuseum besuchen, mit dem Reblaus Express fahren und eine Weinkeller-Führung machen.
Auf zwei Rädern durch die Weinberge – das große Finale
Wie sagt man so schön? Das Beste kommt zum Schluss. Und das traf hier definitiv zu. Nach unserer Rückfahrt mit dem Reblaus Express bis Weitersfeld stiegen wir auf unsere Drahtesel um. Die letzte Etappe unseres Tages: eine rund einstündige Fahrt zurück nach Retz – mitten durch die Weinberge. Auf den 14 Kilometern ging es 63 Höhenmeter bergauf, 263 Höhenmeter bergab (hui!) und ansonsten nur eben. Den Weg hinunter legten wir rollend zurück und haben uns dabei nochmal wie Kinder gefühlt. Gleichzeitig waren wir froh, den Reblaus-Express-Radweg in diese Richtung gefahren zu sein und diese Höhenmeter nicht hoch strampeln zu müssen. So können wir den Abschnitt Weitersfeld nach Retz wirklich jedem empfehlen – auch denjenigen, die normalerweise nicht so oft aufs Fahrrad steigen.
Diese Tour war ein echtes Highlight – vor allem für uns, als begeisterte Fahrradfahrer:innen. So war die Tour trotz der hügeligen Landschaft nicht zu anstrengend. Es war ruhig, idyllisch und erfrischend. Nur eine Handvoll Autos fuhr an uns vorbei, ansonsten hatten wir die Natur ganz für uns. Die sanfte Bewegung, die Farben, das Gefühl von Freiheit – das war der perfekte Abschluss. Und als wir gleichzeitig mit dem Reblaus Express in Retz eintrafen, konnten wir uns das Schmunzeln nicht verkneifen.
Fazit: Ein Tag voller Weinviertel-Zauber und Zeitreise-Charme
Retz hat uns begeistert. Der Ort ist nicht nur hübsch, sondern bietet mit der NÖ-Card erstaunlich viel: Weinführung, Fahrradmuseum, Windmühle, Veranstaltungen – ein echtes Kleinod im Weinviertel. Der Reblaus Express hinterließ bei uns ein Gefühl der Nostalgie und wirkte wie aus der Zeit gefallen, so auch das mittelalterliche Drosendorf. Richtig lebendig fühlten wir uns beim Fahrradfahren durch die Weinberge, wo wir die Natur noch näher erleben konnten.
Kurzum: Ein Tag wie aus dem Bilderbuch! Historische Züge, ein unterirdisches Labyrinth und Weinreben so weit das Auge reicht. Der Reblaus Express entführt seine Gäste auf charmante Art in eine andere Zeit – inklusive Samtsitzen, Weißwein und Blick auf grüne Hügel. Retz begeistert mit Geschichte, Genuss und echter Herzlichkeit, während die Fahrradtour durch die Weinberge das i-Tüpfelchen eines gelungenen Ausflugs war. Drosendorf versprühte Ruhe und Altstadtflair – ideal für eine kleine Zeitreise. In Summe: Ein Tag voller Genuss, Entdeckungen und schöner Momente – mit einem leichten Grinsen, goldenen Sonnenstrahlen und einem vollen Glas Wein.
Sie haben noch nicht genug von Bahnreisen in Niederösterreich? Dann lassen Sie sich nicht die Waldviertelbahn entgehen.