Warum wir gerade die spektakulärsten Polarlichter seit 20 Jahren sehen

Nordlichter treten aktuell häufiger, farbenfroher und südlicher als normalerweise auf - auch in Österreich und Deutschland. Warum sich das sogar noch steigern wird.

Und plötzlich, eine Stunde nach Sonnenuntergang, war der Himmel wieder rot. Besonders stark war der Kontrast in den schneebedeckten Alpen, aber der tanzende Lichtstreif war bis nach Wien zu sehen. Stundenlang waberte er über Österreich, mal tiefrot, mal hellrosa, wie ein beleuchteter Theatervorhang.

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Normalerweise sind solche Naturschauspiele nur in den nördlichen und südlichen Breitengraden zu beobachten. Zum ersten Mal seit acht Jahren waren am vergangenen Sonntag wieder Polarlichter über Österreich zu sehen. Schuld daran waren besonders starke Sonneneruptionen.

Wer das rote Licht verpasst haben sollte, muss aber nicht verzweifeln. Denn norwegische Wissenschaftler prognostizieren, dass bis Ende nächsten Jahres so viele Nordlichter zu sehen sein werden, wie seit 20 Jahren nicht - auch in Mitteleuropa. Woran das liegt und wie Nordlichter überhaupt entstehen, lesen Sie hier:

So entstehen Polarlichter

Die bunten Nordlichter sind eigentlich das Ergebnis von Sonneneruptionen. Bei gewaltigen Explosionen der Sonnenoberfläche werden elektrisch geladene Teilchen (Protonen oder Elektronen) ins All geschleudert. Auf dem Weg zur Erde zieht deren Magnetfeld die Teilchen in Richtung Nord- und Südpol. Deshalb treten Polarlichter dort vermehrt auf.

An den Magnetpolen der Erde treffen die Teilchen dann auf Gasmoleküle in der Atmosphäre und entladen sich. Dabei entsteht Licht - und das sehen wir dann als bunte Farben im Himmel. Welche Farbe bei dieser Reaktion zu sehen ist, hängt von den Gasmolekülen ab, mit denen die Teilchen reagieren: Sauerstoff erscheint etwa grün, Stickstoff bläulich-violett.

Polarlichter, auch Nordlichter oder Aurora genannt, entstehen durch elektrisch aufgeladene Protonen und Elektronen, die bei Sonneneruptionen aus der Sonne geschleudert werden. Wenn diese Teilchen auf die Erde treffen, werden sie vom Magnetfeld des Planeten an den Nord- und Südpol gezogen und reagieren dort mit Molekülen in der Atmosphäre. Dabei entsteht auch Licht - und das sehen wir dann am Himmel.

Polarlichter, auch Nordlichter oder Aurora genannt, entstehen durch elektrisch aufgeladene Protonen und Elektronen, die bei Sonneneruptionen aus der Sonne geschleudert werden. Wenn diese Teilchen auf die Erde treffen, werden sie vom Magnetfeld des Planeten an den Nord- und Südpol gezogen und reagieren dort mit Molekülen in der Atmosphäre. Dabei entsteht auch Licht - und das sehen wir dann am Himmel.

©KURIER/Katrin Künz

Deshalb sehen wir gerade so viele Polarlichter

Sonneneruptionen treten gehäuft in Zyklen auf, die ungefähr elf Jahre dauern. Die aktivste Phase eines solchen Zyklus wird solares Maximum genannt - und genau in dieser Zeit tauchen vermehrt Polarlichter am Himmel auf. Auch die Fläche, auf der sie auf der Erde zu sehen sind, vergrößert sich.

"Es liegt hauptsächlich an diesem 11-jährigen Sonnenzyklus, dass die Aktivität jetzt ziemlich stark zunimmt", erklärte Njål Gulbrandsen, Raumforscher am Geophysikalischen Observatorium im norwegischen Tromsø, dem britischen Guardian

Aktuell befinden wir uns ganz nah an diesem solaren Maximum. Irgendwann zwischen Jänner und Oktober 2024 dürfte es erreicht sein. Es gebe aber noch einen weiteren Faktor: Das letzte solare Maximum, das bereits 2019 gemessen wurde, war auffällig schwach. "Also könnte es sein, dass die Aktivität jetzt die stärkste seit 20 Jahren ist", so Gulbrandsen.

Wie man die Nordlichter am Besten sieht

Das dürfte sich auch in Mitteleuropa bemerkbar machen, wie Katie Herlingshaw vom Forschungszentrum der norwegischen Inselgruppe Spitzenbergen erklärt: "Es wird spektakulärere Erscheinungen an den üblichen Orten geben, aber wenn wir diese großen Sonnenstürme haben, sollte man die Lichter auch in Europa und im Vereinigten Königreich sehen können."

Einen Tipp hat sie auch parat: "Der Schlüssel liegt darin, an einen dunklen Ort zu gehen. Wer Polarlichter sehen will, muss sich von den Lichtern der Stadt entfernen." Meotorologen halten über auftretende Nordlichter auf dem Laufenden.

Johannes Arends

Über Johannes Arends

Kam 2019 mit 23 Jahren zum KURIER, studierte zuvor Journalismus in Wien und Barcelona. Seit Oktober 2021 Außenpolitik-Redakteur und dabei vor allem für die China-Berichterstattung zuständig. Reiste für Reportagen unter anderem nach Saudi-Arabien, Taiwan sowie an die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Außerdem regelmäßig in KURIER-Podcasts zu hören und in Videobeiträgen zu sehen. Abseits von seinem Politik-Interesse begeisterter Hobby-Fußballer und Hip-Hop-Fan.

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