Filmkritik zu "Ein Mann namens Otto": Tom Hanks als Streithansl
US-Remake über einen lebensmüden Pensionisten, der mit seiner Nörgelei die Nachbarn nervt.
Schlechtgelaunte, ältere Männer, die dank ihrer freundlichen Umwelt (meist Frauen) doch noch zu besseren Menschen werden, besetzen im Kino eine eigene Filmgattung. Man könnte es das Grantler-Genre nennen: Vom alten Geizkragen Scrooge angefangen bis hin zu Jack Nicholson in „Besser geht’s nicht“ bekommen die alten Herren eine zweite Chance zur Resozialisierung. Nun ist Tom Hanks an der Reihe.
Eigentlich einer der nettesten Männer Hollywoods, übernimmt Hanks eine Remake-Rolle der schwedischen Tragikomödie „Ein Mann namens Ove“. Ove heißt jetzt Otto, und sein Lieblingswort ist Idiot. Alle Menschen sind Idioten, vor allem, seit Ottos geliebte Ehefrau gestorben ist. Verbittert, vereinsamt und mit allen verstritten, will Otto Schluss machen. Er kauft ein Seil und ist zum Sprung ins Lasso bereit. Aber natürlich reißt der Strick, und die neue Nachbarin klingelt an der Tür.
Tom Hanks spielt seinen pensionierten Streithansl mit steiler Stirnfalte, aber sein goldenes Herz strahlt ihm trotzdem durchs Flanellhemd. Daran ist vor allem die Regie schuld, die ihn mit überbordend gutmeinenden Menschen umlagert. Die redselige Nachbarin hat Ottos harte Schale schnell durchschaut und verwickelt ihn immer mehr in ihr Familienleben – bis er schließlich wieder nett wird.
Süßlich
In verklärten Rückblenden rekapituliert Regisseur Marc Forster Ottos Liebesgeschichte mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau. Hanks eigener Sohn Truman spielt den Vater als jungen Mann, zwar mit herzigen Pausbacken, aber spannungsloser Unbedarftheit. Die süßliche Love-Story lähmt die ohnehin schon vorhersehbare Geschichte zum verkitschten Feel-Good-Movie.
INFO: USA 2022. 126 Min. Von Marc Forster. Mit Tom Hanks, Mariana Treviño.
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