Kino-Doku über Prinzessin Diana: „Diana hält uns allen einen Spiegel vor“
Am 1. Juli hätte Prinzessin Diana ihren 60. Geburtstag gefeiert. Im August jährt sich ihr tragischer Unfalltod zum 25. Mal. Die Kino-Doku „The Princess“ wirft Fragen auf. Sind wir alle mit Schuld am Tod der berühmtesten Frau der Welt?
Wo waren Sie, als Prinzessin Diana starb? Den meisten hat sich der Zeitpunkt so eingeprägt, dass sie es noch genau wissen, wo sie von ihrem Unfalltod erfuhren und was sie getan haben. Im Juli wäre die „Königin der Herzen“ 60 Jahre alt geworden. Nun läuft mit „The Princess“ am 30. Juni die erste Kino-Doku über ihr tragisches Leben an. Mit dem Film nimmt uns der Oscar-nominierte Ed Perkins mit auf eine Zeitreise und erzählt Dianas Geschichte ausschließlich anhand von Archivmaterial. Im Interview spricht der Regisseur über seinen filmischen Zugang und was Diana ausmachte.
Diana ist auch heute noch unglaublich relevant. Das ist auch der Grund, warum sie 25 Jahre nach ihrem tragischen Tod noch immer auf den Titelseiten der Zeitungen zu finden ist. Dianas Geschichte ist archetypisch, erinnert an eine geheimnisvolle Märchenmythologie und ist beinahe von Shakespeare’scher Dimension. Was passiert ist, beschäftigt Volk und Menschen immer noch. Vielleicht sogar die Frage, welche Rolle sie selbst dabei gespielt haben. Viele haben das Gefühl, ihr Leben nicht nur passiv beobachtet, sondern in irgendeiner Weise aktiv daran teilgenommen zu haben. Selbst ich habe das Gefühl, eine seltsame Verbindung zu ihr zu haben. Obwohl ich Diana persönlich nie getroffen habe.
Sie besaß eine Kombination aus Schönheit und Verletzlichkeit, die sehr stark und entwaffnend auf die Menschen wirkte. Ich habe zwei Jahre lang hunderte Stunden an Archivmaterial gesichtet. Trotzdem habe ich nicht unbedingt das Gefühl, sie besser zu kennen als vorher. Diana hatte etwas Rätselhaftes an sich, etwas schwer Fassbares. Sie war in der Lage, viele verschiedene Dinge für viele verschiedene Menschen zu sein. Und sie besaß außergewöhnliche emotionale Fähigkeiten.
Als ich das Filmmaterial durchging, fiel mir ein bestimmtes Detail immer wieder auf: Wenn Diana einen Raum betrat, in dem mehrere Menschen auf sie warteten, suchte sie sich stets die scheinbar unwichtigste Person in diesem Raum aus und widmete ihr dann ihre ganze Aufmerksamkeit. Die meisten von uns hätten es genau umgekehrt gemacht. Das war etwas ganz Besonderes. Sie hatte die emotionale Intelligenz, sich mit Menschen zu verbinden und ihnen das Gefühl zu geben, einen Moment lang der wichtigste Mensch auf der Welt zu sein. Viele belächeln das zynisch. Doch diese Fähigkeit hatte sehr reale Auswirkungen auf das Leben Einzelner als auch der Welt, ob sie sich nun im Kampf gegen Aids oder gegen Landminen engagierte. Diana hatte enormen Einfluss.
Das ist das Problem dieser Geschichte, sie ist zu einer Art Seifenoper geworden, bei der man sich auf eine Seite schlagen muss. Mein Film versucht, keine Partei zu ergreifen. Er spekuliert nicht. Als Diana noch lebte, wurde ständig über sie spekuliert. 17 Jahre lang, seit sie mit 19 auf der Bildfläche auftauchte, wurde alles, was sie sagte, diskutiert, alles was sie trug, wohin sie ging, was sie tat. Ich möchte das lieber nicht.
Als Filmemacher möchte ich, dass das Publikum seine eigenen Schlüsse zieht. Aber es gibt eindeutig Parallelen. Als Prinz Harry und Meghan vor zwei Jahren in die USA zogen, gab es in Großbritannien monatelang kein anderes Gesprächsthema. Die gesamte Nation konzentrierte sich auf dieses eine Geschehen. Das erinnerte mich an die Art Debatten, als Diana noch lebte. Es gibt etwas an der königlichen Familie, dass uns unter die Haut geht.
Diana hält uns allen auf so viele Arten einen Spiegel vor. Deshalb wollte ich nicht über sie und ihre Psyche erzählen, sondern einen Film darüber machen, was ihre Geschichte über uns aussagt und über unsere Verantwortung darin. Es ist sehr einfach, der Presse die Schuld an Dianas Schicksal zu geben. Und natürlich beinhaltet es ausufernde Presse-Exzesse. Es ist aber auch richtig festzustellen, dass die Leute diese Zeitungen kaufen. Und darauf hinzuweisen, dass wir ein Teil von all dem sind. Die Besessenheit, das reale Leben von Menschen in Unterhaltung zu verwandeln, hat seinen Preis. Wir sollten uns fragen, ob es uns das wert ist.
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