Tate McRae kam im Lockdown zu ihrem ersten globalen Hit
Die 18-Jährige spricht mit uns über ihr erstes Album und den steinigen Weg dahin.
"Mein Song explodierte weltweit, und ich hab es gar nicht gemerkt.“
Tate McRae spricht im Interview vom April 2020. Ihr Song „You Broke Me First“ hatte sich innerhalb weniger Wochen von einem TikTok-Hit zu einem Streaming-Phänomen entwickelt, das jetzt bei 931 Millionen Abrufen allein auf Spotify hält.
Aber es war Lockdown. „Ich konnte mein Haus nicht verlassen und habe es erst gemerkt, als ,You Broke Me First’ im Radio Nummer eins war“, sagt die 18-Jährige. „Ich wusste damals auch noch nichts von der Musik-Industrie, hatte keine Ahnung, was es bedeutet, wenn Songs viral gehen.“
Jetzt weiß sie es. McRae hat soeben ein ausverkauftes Wien-Konzert gespielt. Und kommenden Freitag erscheint ihr Debüt-Album „I Used To Think I Could Fly“, bestückt mit Pop-Songs, die im Sound ein bisschen kantiger und verträumter und in den Themen häufig düsterer sind als die übliche Chartsware.
In „Hate Myself“ beschreibt McRae, wie ihr jemand nach einer Trennung die Schuld am Beziehungsende gab – so vehement, dass sie sich selbst hasste. Und „Chaotic“ handelt von ihr selbst. „Der Song entstand in einer Zeit, in der ich mental ziemlich ins Wanken gekommen bin“, sagt sie. „Ich hatte arge Ängste in Bezug auf die Zukunft und meine Freunde. Es geht um meine Probleme als Teenager auf dem Weg zum Erwachsenen.“
Der Hang zu ernsteren Themen liegt an der Art, wie McRae zum Musikmachen gekommen ist: „Meine Mutter war Tänzerin, und ich habe als Kind nur getanzt. Ich trainierte 30 Stunden in der Woche für Wettbewerbe und Auftritte. Es war wie ein Vollzeit-Job. Irgendwann kam ich drauf, dass ich dadurch aber keine Möglichkeit hatte, meine Gefühle auszudrücken. Also habe ich begonnen, Gedichte und kleine Geschichten zu schreiben.“
Die vertonte sie bald, weil ihr der Großvater ein Klavier geschenkt hatte, als sie sechs Jahre alt war. „Ich kann immer noch nicht gut Klavier spielen, aber damals lernte ich meine Lieblingslieder, nahm diese Akkorde her und machte dann mit meinen Texten meine eigenen Melodien dazu.“
Mit 13 stelle sie ihren ersten Song auf YouTube, mit 14 unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag. Dass es danach doch vier Jahre gedauert hat, bis sie ihr erstes Album veröffentlichen konnte, stört sie nicht. Sie sieht es sogar positiv.
„Ich habe in der Zeit mit den unterschiedlichsten Songwritern gearbeitet. Einige davon haben mir gesagt: ,So schreibt man keinen Song!’ Sie haben angezweifelt, dass das, was instinktiv aus mir rauskommt, richtig ist. Das hat mich total verunsichert, weil ich gar nicht anders schreiben kann. Ich kann mir keinen Blödsinn aus den Fingern saugen. Ich brauche ein reales Erlebnis und starke Gefühle als Basis eines Songs. Und diesbezüglich zu lernen, dass das, was ich will, richtig und gut ist und dafür einzustehen, war superwichtig.“
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