"Queer as Folk"-Reboot: Martinis, Exzess und Südstaaten

Neuauflage der schwulen Kultserie, u. a. mit Kim Cattrall als Gaststar.

Als „Queer as Folk“ im Jahr 1999 TV-Premiere feierte, schrieb Schöpfer und Drehbuchautor Russell T Davies („Doctor Who“, „Years And Years“) Fernsehgeschichte. Es war die erste britische Serie mit einzig schwulen Hauptdarstellern und sorgte u. a. mit expliziten Sexszenen für Aufsehen. 2000 startete die gleichnamige US-Version beim Sender Showtime und begleitete fünf Staffeln lang eine queere Clique durch Höhen und Tiefen des Lebens.

HIV und Aids hatte Davies in der Ursprungsversion kaum behandelt, wofür er auch kritisiert wurde. Als Antwort darauf schuf er die hochgelobte Serie „It’s A Sin“ mit Olly Alexander und Neil Patrick Harris, die im Vorjahr on air ging.

Auch in Sachen Diversität hat „Queer as Folk“ Nachholbedarf. Dessen nimmt sich nun ein neues Reboot der Serie an: Ab Sonntag ist die mittlerweile dritte Version der Serie bei Starzplay bzw. Canal+ zu sehen.

Autor und Regisseur Stephen Dunn verlagert den Nachtclub „Babylon“ nach New Orleans. Im Mittelpunkt stehen People of Color, Menschen mit Behinderung, nicht-binäre und trans Personen.

Da wäre etwa der energiegeladene Brodie (Devin Way), der sein Medizinstudium abgebrochen hat und zurück in die Heimat gezogen ist – sehr zur Freude seiner Martini trinkenden Mutter Brenda, gespielt von „Sex and the City“-Star Kim Cattrall. Brodies feierwütige beste Freundin Ruthie (Jessie James Keitel), eine trans Frau, hadert mit der ihr bevorstehenden Elternrolle – Zwillinge sind unterwegs. Juliette Lewis gibt in einem weiteren prominenten Gastauftritt die stolze Mutter, die ihrem Kind vor einer Drag-Show Eyeliner-Tipps verrät.

©Peacock

Die Handlung dreht sich erneut um Herzschmerz und Techtelmechtel (inkl. viel nackter Haut), Selbstfindung und Akzeptanz, aber auch um ein traumatisches Ereignis: Gleich in Folge eins kommt es zu einer Schießerei – was an Orlando 2016 erinnert, wo in einem LGBTQ-Nachtclub 49 Personen getötet wurden. Die Verarbeitung beschäftigt die Clique in den weiteren Episoden. Platz für (schwarzen) Humor gibt es trotzdem (wenn auch anders als im britischen Original): Etwa wenn sich die Serie über Influencer lustig macht, die sich am Leid der Opfer bereichern wollen. 

Es ist eine warmherzige und lebensfrohe Serie. Beim Versuch, all den unterschiedlichen Personen Raum zu geben, kommen jedoch ebendiese manchmal zu kurz. 

Nina Oberbucher

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