Queen und Rock-Musik: Zwischen Verehrung und Majestätsbeleidigung
Am Samstag bekommt die Queen ihr Jubiläumskonzert - die populäre Musik ging nicht immer zimperlich mit ihr um.
Irgendein fantasiebefreiter Gesellschaftsreporter hat einmal festgestellt, der Lieblingssong der Königin sei „Dancing Queen“ von Abba. Die Queen und die Pop- und Rock-Musik – das war schon immer ein eigenes Kapitel.
Eines, das am kommenden Samstag wieder millionenfach zelebrierter Schlager sein wird. Es steigt die „Platinum Party at the Palace“, das Konzert zu Elizabeths 70. Thronjubiläum. Und sie tanzen an. Aktuelle Stars, auch solche, die an glorreiche Zeiten erinnern. Duran Duran, Diana Ross, Alicia Keys, Elbow, Andrea Bocelli, Celeste und Sam Ryder bis zum Filmmusiker Hans Zimmer. Unvermeidbar: ein Ständchen der Band Queen. Die als Buckinghams Haus- und Hofkappelle ewig missverstandene Mogelpackung, weil Freddie Mercury einst weniger die Königin verehrte, sondern mit der Namensgebung seinen Hang zu grenzenlos theatralischer und majestätischer Performance erklären wollte.
Überhaupt blieb es Elisabeth nicht erspart, im Lauf der Jahrzehnte für die Krisenstimmungen in Großbritannien herhalten zu müssen. „God Save The Queen“, die Sex Pistols bedienten sich 1977 des hymnischen Titels, prügelten damit im Punk-Rhythmus ihre Kritik an der sozialen Ungleichheit, gar am „faschistischen Regime“ in die immer aufmüpfiger werdende Jugendkultur.
Die Single wurde von der BBC boykottiert, die A&M-Single-Ausgabe eingestampft, und die restlichen Exemplare wurden später um Rekordsummen versteigert. Exzellent war der Schachzug von Manager Malcolm McLaren allemal.
Kein Kniefall
The Smiths machten 1986 ihren Ärger über Margaret Thatcher Luft. „The Queen Is Dead“ heißt die Nummer und überhaupt das ganze Album. Sänger Morrissey, später zum Vertreter manch rechter Ansichten und der Brexit-Befürworter geworden, sicherte sich ab, wollte den Song eher als Statement zur angespannten Lage der Nation verstanden wissen. Weit weg vom royalen Kuschelkurs begaben sich auch die Stone Roses („Elizabeth My Dear“), die Manic Street Preachers (Repeat, UK) und später die Britpop-Könige Blur („This Is A Low“).
Zu musikalischen Ehren kam Elizabeth natürlich zur Genüge. Zwischen den Stühlen saß wahrscheinlich John Lennon, als er 1969 die Queen in „Her Majesty“ auf dem Beatles-Album Abbey Road als „pretty nice girl“ erkannte. Ozzy Osbourne, auf Konzertbühnen oft ein Bösewicht, bezeichnete die Queen vor 20 Jahren nach seinem Auftritt zum 50. Thronjubiläum als eine „schöne Frau“. Auch damals spielte die britische Rock-Prominenz reihenweise auf: Clapton, Winwood, Cocker‚ Collins, Ray Davies ...
Lennon und David Bowie haben es übrigens abgelehnt, von der Königin den Ritterschlag entgegenzunehmen. Bandkollege Paul McCartney sollte weniger Berührungsängste haben. Mick Jagger und Rod Stewart auch, Elton John sowieso, Richard Starkey (Ringo Starr) – sie alle sind zum „Sir“ geworden.
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