Philatelie ist wieder populär: Dank Bowie feiern Briefmarken ein Comeback

Deutsche Post ehrt Popstar David Bowie, die Österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein.

Gerne wird ihr nachgesagt, dass sie zu spät kommt: die Post. In dieser Angelegenheit ist die Deutsche Post jedenfalls etwas zu früh dran. Am Samstag, dem 8. Juni, hätte der vor fünf Jahren verstorbene Popstar David Bowie seinen 75. Geburtstag gefeiert. Ihm zu Ehren erinnert die Deutsche Post bereits seit Montag mit einer eigenen Sonderbriefmarke an dessen besonders produktive Berlin-Ära.

Von 1976 bis 1978 wohnte der Musiker in Berlin Schöneberg und nahm in den Hansa Studios die drei legendären Alben "Heroes", "Low" und "Lodger" auf. Dank einer 1977 von Bowie in Englisch und Deutsch aufgenommenen Fassung geriet "Helden" auch hierzulande zu einer Hymne. Österreichische Fans, die das schöne Stück Postwertzeichen mit Kult-Potential erwerben wollen - um lediglich 85 Cent! -, müssen wohl die deutsche Bekannt- oder Verwandschaft bemühen. Oder selbst eine Postfiliale in grenznaher Region betreten. Denn der Online-Shop der Deutschen Post rechnet offenbar nicht mit Käufern aus Österreich und verlangt bei der Zustelladresse einen deutschen Wohnort.

Wittgenstein als Postwertzeichen

Im selben Jahrzehnt, als sich David Bowie von seinem spacigen Alter ego Ziggy Stardust zum Broadway-Schauspieler in "The Elephant Man" entwickelte, erlebte das Briefmarkensammeln auch seinen Höhepunkt. Der Beginn der Philatelie ist zwar wesentlich früher anzusetzen - mit dem ersten Auftauchen der Briefmarke in England  im Mai 1840 -, aber zum breitenwirksamen Hobby einer ganzen Generation wurde sie erst in den Sixties und Seventies des letzten Jahrhunderts.

©Österreichische Post

So gesehen, dürfte es einer Vielzahl älterer Semester gefallen, dass mit Ludwig Wittgenstein demnächst auch einer der populärsten Helden der Philosophie als Briefmarke vorliegen wird. Am 19. Jänner bringt die Österreichische Post ein Postwertzeichen mit dem leidenschaftlichen Denker in einer Auflage von 300.000 Stück auf den Markt. Nennwert: gewichtige 2,75 Euro.

Der Entwurf zur Wittgenstein-Marke stammt von Marion Füllerer aus St. Pölten. Die an Philosophie sehr interessierte Grafikerin bringt auch auf den Punkt, was die Faszination der Briefmarke ausmacht: "Sie repräsentiert ein kleines Stückchen Geschichte bzw. unsere Zeit und ist somit langlebiger als so manche Social Media Posts."

Briefmarken werden grüner

Nicht nur notorischen Sammlern sind die Rote und Blaue Mauritius - die ersten beiden Briefmarken aus der einstigen britischen Kronkolonie - ein Begriff. Bunt gibt sich ebenfalls die Zukunft der Briefmarke, allerdings in übertragenem Sinn. Markus Leitgeb von der Österreichischen Post stellte vergangene Woche mit Wettermann Marcus Wadsak eine "Stopp dem Klimawandel"-Briefmarke" vor und meint: "Das Ausgabeprogramm der Philatelie wird 2022 grüner und nachhaltiger werden."  

©Deutsche Post AG
Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

Kommentare