Phänomen Sextape: Wer eins hat und wer wieviel damit verdiente

Die Liste von Promis, deren schlüpfrige Privat-Videos veröffentlicht wurden, ist lang. Manchen Karrieren hat es geholfen, manchen eher nicht.

Vor wenigen Tagen wurde auf dem Promi-Portal TMZ veröffentlicht, wie viel Kim Kardashian angeblich mit ihrem Sex Tape verdient hat. Zur Erinnerung: Vor 15 Jahren war die heute weltbekannte Unternehmerin noch eine eher Unbekannte, die eher im Schatten ihrer berühmten Freundin Paris Hilton die Nächte in Los Angeles durchfeierte. Auch wenn ihr Vater einer der Anwälte im berühmten Mordfall um O.J. Simpson war, konnte sich seine Tochter Anfang der 00er-Jahre noch keinen allzu großen Namen machen.

Durch ein privates Filmchen mit ihrem damaligen Freund Ray J wendete sich das Blatt. Auch wenn sie bis heute immer wieder klarstellt, die Veröffentlichung des anzüglichen Videos wäre gegen ihren Willen passiert, hat sie die Schlagzeilen um sich genutzt, um darauf eine große Karriere aufzubauen.

Ray J und Kim Kardashian waren in den 2000er-Jahren ein Paar.

©Stefanie Keenan/Patrick McMullan via Getty Image

Es folgte eine Reality-Show und damit der erste Schritt des mittlerweile Milliarden-Dollar-Imperiums der Kardashians. Wie TMZ nun berichtet, war das Sextape von Anfang an ein großer Erfolg. Eine dem Portal vorliegende Mail behauptet, allein im ersten Monat nach dem Erscheinen generierte es bereits über 1,4 Millionen Dollar durch DVD-Verkäufe.

Ray J meint bereits seit Jahren, Kardashian hätte etwas mit der Publikation des Videos zu tun gehabt. Diese bestreitet es jedoch. Ob kalkulierte Absicht oder nicht, ihrer Karriere hat es nicht geschadet. Über Nacht wurde sie vom Nobody zum Star und hat mittlerweile sogar den Promi-Status von Hilton übertroffen.

Serie über Pam Andersons Sextape

Andere Auswirkungen hatte ein privater Porno auf die Karriere von Pamela Anderson. In den 1990er-Jahren war ihr Sextape mit Tommy Lee das erste Promi-Video dieser Art auf dem Markt. Ein ehemaliger Angestellter hatte es aus dem Safe der beiden gestohlen und veröffentlicht. Ein Trauma, welches die ehemalige "Baywatch"-Darstellerin bis heute verfolgt. Die Gesellschaft drückte ihr einen Stempel auf und ihr Image konnte sich danach lange nicht vom Skandal erholen. Immer wieder wurde sie negativ mit den Aufnahmen in Verbindung gebracht, obwohl sie für deren Verbreitung nicht verantwortlich gewesen war.

Der "Mötley Crüe"-Schlagzeuger hingegen wurde in der Öffentlichkeit groß gefeiert - eine sexistische Doppelmoral, die schon damals schwer zu begreifen war. Die Ereignisse um das Promi-Paar dienten zuletzt sogar als Vorlage für eine Drama-Serie von Hulu und Disney+. In den Hauptrollen durften sich Sebastian Stan und Lilly James über positive Reaktionen von Lee freuen. Anderson hingegen wollte mit der Produktion nichts zu tun haben.

Zuletzt verkündete der Rock-Musiker sogar ein Comeback in die Branche für Erwachsene. Nachdem er ein Nacktbild auf Instagram geteilt hatte, war er der Plattform "Only Fans" beigetreten. Dort kann man seither laufend freizügige Bilder von Tommy Lee erwerben. Damit dürfte er mehr Geld verdienen als mit dem berühmten Sextape - für dieses hätten Anderson und Lee nämlich kein Geld bekommen, wie sie behaupten. Und das, obwohl die Einnahmen davon allein im ersten Jahr auf über 77 Millionen Dollar geschätzt werden.

"Ich habe nicht einen Dollar verdient", erklärte Anderson im Zuge eines Auftritts in Andy Cohens Show "Watch What Happens Live" im Jahr 2015. "Es war gestohlenes Eigentum. Wir haben einen Deal gemacht, um alle Spielereien zu stoppen", fügte sie hinzu. Die Schauspielerin führte außerdem über ihre Entscheidung fort, weshalb sie keinen Gerichtsprozess wollte: "Ich war im siebten Monat schwanger mit Dylan und dachte, der Stress würde die Schwangerschaft beeinträchtigen, und sagte: 'Ich gehe nicht mehr vor Gericht. Ich werde nicht mehr von diesen geilen, seltsamen Anwaltsmännern herabgesetzt. Ich möchte nicht mehr über meine Vagina oder meinen Sex in der Öffentlichkeit sprechen."

Tommy Lee äußerte sich in seiner Autobiografie ebenfalls dazu, kein Geld für das gestohlene Video erhalten zu haben: "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir zuletzt gelacht und die Zukunft unserer Kinder von jemandem finanziert haben, der versucht, uns auszurauben - aber die Wahrheit ist, ich kann es nicht."

Auch in seinem 1999 veröffentlichten Song "Get Naked" thematisiert er im expliziten Songtext das Video. Zusätzlich singt er über die andauernden Schlagzeilen über die Größe seines Penis. Im Song dabei ist "Limb Bizkit"-Frontman Fred Durst, der ebenfalls geleakte Videos und Nacktfotos von sich im Internet beklagen musste, und Lil'Kim, die für ihre von manchen als provokativ gesehene Freizügigkeit in den Medien kritisiert wurde.

Hotel-Erbin Paris Hilton muss sich seit den 2000er-Jahren auch über die Veröffentlichung eines Sexvideos von sich ärgern. Ihr damaliger Partner Rick Salomon hatte das private Tape mit dem Titel "1 Night in Paris" in Umlauf gebracht. In einem Interview mit dem britischen "GQ"-Magazins erklärte Hilton 2006: "Ich habe nie einen Cent für das Video erhalten. Es ist nur schmutziges Geld und [Salomon] sollte alles einer Wohltätigkeitsorganisation für sexuell Missbrauchte oder so etwas geben." In einem Interview mit "Vanity Fair" meinte sie 2021 außerdem, das Band, das ohne ihre Zustimmung veröffentlicht wurde und eine Mediensensation auslöste, sei "demütigend" und "etwas, das mich für den Rest meines Lebens verletzen wird".

Promi-Sex erlebt neuen Aufschwung

In den letzten Jahren fanden immer wieder Nackt-Fotos und intime Videos von international bekannten Stars ihren Weg ins Internet. Während es bei vielen Promis durch eine unfreiwillige Enteignung des Materials passierte, haben andere absichtlich nachgeholfen, ihre Sexfilmchen zu verbreiten. Bisher kursieren Sexvideos von bekannten Namen wie etwa Colin Farrell, Hulk Hogan, Eric Dane, Rob Lowe und Bam Margera im Netz.

Stars wie Chris Brown, Tyga, Aaron Carter oder Tyler Posey begaben sich wiederum freiwillig mit ihrem nackten Körper vor die Kamera. Sie sind einige der Promis, die sich auf der Plattform "Only Fans" gegen Bezahlung freizügig ihren Fans zeigen. Schauspielerin Bella Thorne hat dort mit ihrem Content in nur einer Woche über 1,68 Millionen Euro verdient. Während es früher noch verpönt war, als bekannter Name Hollywoods nackt im Internet zusehen zu sein, ist es in Zeiten von Sex- & Body-Positivität ein neues Marketing-Tool geworden, um sich den eigenen Fans näher zu zeigen und sich zusätzlich das Bankkonto zu füllen.

Bella Thorne spielte im Film "Midnight Sun" an der Seite von Patrick Schwarzenegger mit.

©APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
Alexander Gutmaier

Über Alexander Gutmaier

Redakteur bei freizeit.at. Der gebürtige Wiener mit dem Spitznamen "Lex" studierte Werbung & Marktkommunikation und machte sich danach auf seinen beruflichen Weg in die großen Redaktionen Österreichs. Dabei war er bereits für Lifestyle- & Mode-Magazine als auch im TV-Bereich tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen Musik, Kochen sowie jegliche Art, sich selbst herauszufordern - besonders, wenn er dadurch Dinge zum ersten Mal machen kann.

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