"Unzensiert": Wiener Museen werben bei Onlyfans
Die Idee, einen Kanal auf "OnlyFans" für Wiener Kunstschätze mit Erotikfaktor zu starten, kam vom Wien-Tourismus.
Das Phänomen, dass Social-Media-Plattformen mit ihren Reinheitsgeboten oft daneben greifen, ist nicht neu: Antike Statuen, weltbekannte historische Aktgemälde und andere sonst bildungsbürgerlich akzeptierte Inhalte wurden schon mit Pornografie in einen Topf geworfen - und von Seiten wie Facebook oder Instagram verbannt. Auch die Venus von Willendorf, die prähistorische Preziose des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien, war 2018 davon betroffen.
Der Wiener Tourismusverband trat jetzt die Flucht nach vorne an- und richtete auf der Plattform OnlyFans einen eigenen Kanal ein, um "18+"-Inhalte gefahrlos anzeigen zu können. Darunter etwa Werke von Amedeo Modigliani, die in der Albertina derzeit ausgesetellt sind, oder die Blätter von Egon Schiele aus dem Leopold Museum. Auch das Kunsthistorische Museum, das derzeit in seiner Tizian-Schau viel nackte Haut zeigt, ist auf dem Kanal vertreten; ebenso das NHM mit der Venus von Willendorf.
OnlyFans ist eine Plattform für Bezahl-Inhalte, die es ihren "Content Creators" auch erlaubt, Nacktheit und Pornografie zu publizieren. Für diverse Ein-Mann- und Ein-Frau-Unternehmen wurde die Plattform zuletzt zu einem einträglichen Hilfsmittel, wenngleich die Erzählung, dass OnlyFans zum "Empowerment" beitragen und SexarbeiterInnen aus Abhängigkeitsverhältnissen lösen könne, mittlerweile vielfach hinterfragt wird. Für die "unzensurierte" Sicht auf Wiens Tourismusattraktionen müssen Userinnen und User 3 US-$ (für 31 Tage) bezahlen - im Gegenzug erhalten sie, solange der Vorrat reicht, eine Vienna City Card oder freien Eintrit in eines der teilnehmenden Museen.
Der Wiener Vorstoß erntete jedenfalls international einige Reaktionen, u.a. berichteten der Guardian und das Branchenmedium artnet darüber. Zuletzt hatte die Plattform Pornhub - ohne Zustimmung der Museeen - versucht, aus erotischer Kunst Kapital zu schlagen, wurde aber von Museen wie dem Louvre mit Unterlassungsklagen bedroht.
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