"Pam & Tommy": Die Geschichte hinter dem Sex-Tape

Lily James spielt in der neuen Serie Pamela Anderson, Sebastian Stan schlüpft in die Rolle von Tommy Lee.

„Was für eine Seite?“, fragt jemand ungläubig in der zweiten Folge von „Pam & Tommy“. „Eine Website. Das ist dieses Ding auf dem Computer.“

Wir befinden uns mitten in den 90ern, wo noch niemand ahnen konnte, wie dieses mysteriöse World Wide Web unser aller Leben verändern würde – im Positiven wie im Negativen. Pamela Anderson und Tommy Lee lernen die Schattenseiten kennen, als ein Video von den beiden an die Öffentlichkeit gerät, das eigentlich nicht für fremde Zuseher bestimmt war.

Die achtteilige Serie „Pam & Tommy“, im Erwachsenenangebot Star des Streamingdienstes Disney+ verfügbar, erzählt die wahre Geschichte hinter dem ersten Celebrity-Sex-Tape, das übers Internet viral ging.

Der „Baywatch“-Star und der Mötley-Crüe-Drummer (gespielt von Lily James, "Cinderella", und Sebastian Stan, "Falcon and the Winter Soldier") heiraten 1995 am Strand von Cancun – kurze Zeit, nachdem sie sich kennengelernt haben.

Es ist der Beginn einer turbulenten Ehe. Die Frischvermählten sind noch ganz im Liebestaumel, als sie ihr Anwesen in Malibu renovieren lassen. Lee ist unzufrieden, ändert ständig seine Pläne und feuert die Handwerker schließlich, ohne sie zu bezahlen. Als einer von ihnen, Unglücksrabe Rand Guthier (Seth Rogen), am nächsten Tag seinen Werkzeugkoffer holen will, bedroht ihn der größenwahnsinnige Rockmusiker mit einer Waffe. Rand sinnt auf Rache.

©HULU/Hulu/Erin Simkin

Einbrechender Hund

Mit einem Fellüberwurf als Hund getarnt (für damalige Überwachungskameras war das ausreichend) bricht er bei den Lees ein und stiehlt einen Tresor. Darin befinden sich Waffen, Schmuck, Andersons Hochzeitsbikini und jenes Band, das Anderson und Lee auf ihren Flitterwochen aufgenommen haben. Rand will den Fund gemeinsam mit dem schmierigen Pornoproduzenten Milton Ingley (Nick Offerman) zu Geld machen. Das Problem: Niemand möchte das gestohlene Tape vertreiben. Doch dann hat Rand die Idee mit dem Ding am Computer, um das Material direkt und anonym zu den Kunden zu bringen. Der geprellte Handwerker sieht sich schon im Reichtum schwimmen. Aber ihn überfordern die Regeln des Internets letztlich ebenso wie alle anderen Beteiligten, die glauben, dass man das Video einfach verbieten könne.

Die Serie von Regisseur Craig Gillespie („I, Tonya“) beginnt als amüsante Raubgeschichte und überdrehte Lovestory zwei entzückend verliebter Chaoten, verwandelt sich aber bald in eine ernsthafte Kritik an der Doppelmoral von Öffentlichkeit und Medien. Anderson erkennt schnell, dass das Video ihr als Frau mehr schaden wird als Lee. Während ihm wildfremde Männer auf die Schulter klopfen und zu seinem besten Stück gratulieren, muss sich Anderson permanent rechtfertigen, wird von Journalisten wie Anwälten gedemütigt: Weil sie ihr öffentliches Leben in einem Badeanzug verbracht und für den Playboy posiert hat, werde ihr nun jedes Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen, sagt sie verbittert.

Rand (Seth Rogen) und sein Kumpel Milton (Nick Offerman)

©HULU/Hulu/Kelsey McNeal

Sprechender Penis

James und Stan schauen Anderson und Lee in der Serie zum Verwechseln ähnlich, spielen sie bis in kleinste Gesten überzeugend, ohne sich je über sie lustig zu machen. (Und das gelingt, obwohl es eine Szene gibt, in der Lee mit seinem Penis spricht – steht schließlich so in seiner Autobiografie.) „Pam & Tommy“ will den Blick auf die Ereignisse von damals geraderücken. Getrübt wird das allerdings von der Tatsache, dass Pamela Anderson dem Serienprojekt nie zugestimmt hat.

Nina Oberbucher

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