ORF-Landkrimi "Immerstill": Ein Dorf schweigt

Im neuen Kärntner Landkrimi „Immerstill“ verschwinden mehrere Frauen. Die Bewohner des kleinen Ortes scheint das kaum zu interessieren.

Als ihre jüngere Schwester und deren Freundin spurlos verschwinden, kehrt Lisa (Christina Cervenka) aus der Großstadt zurück in ihr Heimatdorf – ins fiktive Kärntner Immerstill. Der Ort macht seinem Namen alle Ehre: Niemand will etwas gesehen haben, niemand will reden.

Auch nicht, als in der Drau eine tote Frau gefunden wird. Also beginnt Lisa, im neuen Landkrimi „Immerstill“ (Dienstag, 20.15 Uhr, ORF1) auf eigene Faust zu ermitteln – gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Patrick (Michael Glantschnig), einem Polizisten, und ihrer Tante Hannelore (Julia Cencig), die seit Jahren ihre beste Freundin vermisst und vergeblich auf deren Verschwinden aufmerksam macht.

Es geht um Femizide, Gewalt gegen Frauen und eine Schweigekultur, die all das ermöglicht. Diese Thematik habe beim Dreh alle bewegt, erzählt Hauptdarstellerin Cervenka im KURIER-Gespräch: „Es ist gar nicht so leicht, Distanz zu wahren und zu sagen: Ich leihe dieser Rolle meinen Körper und meine Sprache, aber zu Hause lasse ich all das los. Ich finde, das ist fast der schwierigste Prozess beim Drehen.“

Es sei jedoch wichtig, dass Spielfilme diese Themen aufgreifen. „Ich denke, dass ein Film eine große Immersion mit sich bringt“, so die gebürtige Klagenfurterin. „Es ist ein guter Weg, um sich nicht nur vom Kopf her mit gewissen Dingen zu beschäftigen, sondern auch mitzufühlen.“

©ORF/OrF

Marchfeld in Kärnten

„Immerstill“ ist der erste Landkrimi des Jahres (eine Übersicht über die nächsten Filme der ORF-Reihe finden Sie in der Infobox rechts). Für die Regie zeichnete Eva Spreitzhofer („Womit haben wir das verdient?“) verantwortlich, die gemeinsam mit Wolf Jakoby auch das Drehbuch schrieb. Die Vorlage lieferte der gleichnamige Thriller des österreichischen Autors Roman Klementovic, die Handlung wurde für den TV-Film jedoch vom Marchfeld nach Unterkärnten verlegt – wo Cervenka in der Nähe von Völkermarkt aufgewachsen ist.

„Die Drehorte befanden sich ganz in der Nähe meines Elternhauses. Es war etwas Besonderes, dort zu arbeiten“, erzählt die Schauspielerin, die derzeit zwischen Graz und Wien pendelt. „Ich bin wirklich in der Idylle aufgewachsen, verbinde sehr schöne Dinge mit der Kindheit dort und habe ganz andere Erfahrungen als Lisa gemacht“, so Cervenka. „Andererseits verstehe ich natürlich auch, worauf der Film aufbaut.“

Immerstill
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Herausforderung

Für Cervenka, die zunächst vor allem am Theater zu sehen war (u. a. im Schauspielhaus Graz und am Burgtheater), war es die erste große Rolle in einem Film. „Es war eine Herausforderung, das auch anzunehmen und zu sagen: Ja, ich traue mir das zu. Aber da wächst man hinein.“

Zuvor hatte sie u. a. in „Spuren des Bösen“ und „Das schaurige Haus“ Auftritte. Dass es sie zum Schauspiel verschlagen würde, sei ihr immer klar gewesen. Sie sei auch „familiär vorbelastet“, wie sie schmunzelnd anmerkt: Ihr Urgroßopa war der Dramaturg Erhard Buschbeck, auch ihre Oma und deren Schwester waren Schauspielerinnen.

Demnächst wird Cervenka im Austro-Tatort „Was ist das für eine Welt“ zu sehen sein. „Das ist eine kleinere Rolle und das Gegenteil von Lisa aus dem Landkrimi, die alles umhaut, wie ein starker Sturm“, so Cervenka lachend. Und dieser Sturm sorgt auch dafür, dass das Schweigen in Immerstill immer schwieriger wird.

Nina Oberbucher

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