Nextcomic-Festival in Linz mit Programm "über Freundschaft"

42 Ausstellungen von rund 160 Kunstschaffenden: Das Nextcomic Festival wird Jahr für Jahr üppiger

"Comic ist selten nur Unterhaltung, es geht fast immer auch um gesellschaftsrelevante Themen." Gottfried Gusenbauer ist nicht nur Direktor des Karikaturmuseums Krems, sondern auch Gründer des Nextcomic-Festivals, das heute, Freitagabend im Linzer Ursulinenhof eröffnet. Jedes Jahr wird das Programm größer und vielfältiger, heuer lautet das Motto "über Freundschaft."

Die Vielfältigkeiten und Intensitäten von Freundschaften spiegeln sich im Angebot wider: In Linz und Oberösterreich gibt es 42 Ausstellungen von rund 160 Künstlerinnen und Künstlern an 16 verschiedenen Orten, dazu jede Menge Begleitprogramm, wie Konzerte, Lesungen oder Workshops. Ein Überblick über die Highlights gefällig?

Werk aus der Ausstellung "Kompliz*innen" von Helga Schager

©Helga Schager

Da wäre etwa die Ausstellung der 67-jährigen Linzer Kümstlerin Helga Schager im Ursulinenhof. Unter dem Titel "Kompliz*innen" setzt sie sich verspielt, und trotzdem unmissverständlich mit Frauenbündnissen und -freundschaften auseinander, seziert humorvoll, wie Probleme gelöst werden können und zeigt selbstbewusste, respektvolle Frauenfiguren auf Leinwand und in - besonders gelungenen - Videoarbeiten.

„Ich habe mir die Videoproduktion während der Pandemie selbst beigebracht und bin seitdem süchtig danach: Dadurch kann ich uns Frauen noch stärker als lustvolle, rebellische Wesen zeigen“, so die Künstlerin, die sich und ihre Arbeiten immer als „politisch, feministisch und sozial“ bezeichnet.

Linzer Künstlerin Helga Schager

©Felix Schager

Das aktuelle Thema "Freundschaft" wird in den Ausstellungen und Veranstaltungen von vielen Seiten beleuchtet: "Es geht um neue und alte Bündnisse, um die Freundschaft zu sich selbst, um Beziehungen, die mit Nähe oder Distanz funktionieren, um toxische Verbindungen, Seelenverwandschaften, Freundschaft plus und auch um Freunderlwirtschaft", erklärt Kuratorin Katharina Acht die Vielfalt der Arbeiten.

"10fold - stories against discrimination" von Valerie Bruckbög

©Valerie Bruckbög

Die Linzer Künstlerin Valerie Bruckbög studierte in Barcelona Comicdesign und lebt nun in Wien. Bei Nextcomic erzählt sie mir ihren Arbeiten "10fold - stories against discrimination" Geschichten von zehn Frauen, die mit unterschiedlichsten Formen von Diskriminierung konfrontiert waren.

Hägar, der Schreckliche

"Wir präsentieren jährlich viele Newcomer, aber es sollen auch die Klassiker nicht fehlen", erklärt Festivalgründer Gottfried Gusenbauer. Seit 50 Jahren erscheint "Hägar" durchgehend, berufsbedingt muss er "schrecklich" sein, aber im Grunde ist er ein freundlicher, unbeholfener Mann mit diversen Eigenheiten. Mit Sven Glückspilz pflegt Hägar eine echte Männerfreundschaft. In der Ausstellung werden Originale aus einer privaten Sammlung zu sehen sein.

©Dik Browne/All Verlag

Nicht nur im Festivalzentrum, sondern unter anderem auch im Ars Electronica Center, in der Grottenbahn sowie in Traun und Steyr dreht sich alles um den Mikrokosmos Comic. „Die Szene ist nicht sehr groß, aber reichhaltig und divers. Und das Festival ist absolut für Comic-Neulinge geeignet. Ja, das „Lesen“ der Bildgeschichten ist anfangs ungewohnt, aber da steigt man schnell ein“, verspricht Gusenbauer.

Claudia Stelzel-Pröll

Über Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll schreibt seit 2003 im Chronik-Ressort des KURIER. Nach langem Einsatz in Wien, arbeitet die gebürtige Linzerin seit Mai 2015 in der Oberösterreich-Redaktion mit. Dabei ist sie immer auf der Suche nach spannenden Menschen mit ebenso spannenden Geschichten - bestenfalls berührend und packend, gerne anders als erwartet und dabei immer stilvoll unterhaltsam.

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