DJs sind die neuen Rockstars: Warum Models auf sie abfahren
Naomi Campbell turtelt mit DJ Rampa. Und sie ist nicht die Einzige. Früher flirteten die Models mit den Rockstars, heute sind DJs die Objekte der Begierde
Das wird wohl ein Kulturschock werden, wenn das Supermodel Naomi Campbell auf Berliner Dreck trifft. "Campbell, die als Oberdiva in Sachen Hygiene gilt, landet ausgerechnet in der Stadt, die Schmutz zur Kunstform erhoben hat", schrieb die deutsche Welt zuletzt.
Das Supermodel wurde nämlich im Sommer beim Schmusen mit dem 13 Jahre jüngeren DJ Rampa gesehen. Und der wohnt in der "Arm, aber sexy"-Partymetropole Berlin. Und damit muss sich halt auch eine Glamour-Lady abfinden. Für Gregor Sütterlin, wie Rampa mit bürgerlichem Namen heißt, soll Naomi um die halbe Welt gejettet sein.
"Sie ist überall hingeflogen, unter anderem nach Istanbul, Ibiza und Mykonos, um bei ihm zu sein", sagte ein namentlich nicht genannter Informant. Und das würde schon etwas heißen: "Naomi würde nicht so lange von zu Hause fernbleiben für einen Mann, der sie nicht wirklich interessiert."
Sie liebt den DJ
Da liegt offenbar etwas in der Luft, das der tief gefallene Schlagersänger Michael Wendler vor rund 20 Jahren schmetterte: Sie liebt den DJ. Die Paarung Model -DJ ist gar nicht selten. David Guetta hat sich die 25 Jahre jüngere Jessica Ledon geschnappt. Victoria’s-Secret-Engel Doutzen Kroes ist seit Ewigkeiten mit Sunnery James liiert. Calvin Harris führte nach seiner Trennung von Taylor Swift eine On/Off-Beziehung mit Aarika Wolf. Und es wirkt so, als habe sie eine andere Konstellation abgelöst. Der DJ von heute ist das, was einst der Rockstar war.
Es war einmal eine Ära, in der Models an den Händen böser Buben prahlten, deren raubeinige Ausstrahlung und zerfledderte Lederjacken das Bild von Rebellion und freigeistiger Unangepasstheit prägten.
Models wie Anita Pallenberg waren wilder als die Rolling Stones
Und auch die Models waren – wie Naomi Campbell in jungen Jahren – wild unterwegs. Mitunter sogar wilder als die Rocker selbst, was in den Swinging Sixties immer mal wieder vorgekommen ist: '"In Deutschland hatte ich ein paar Modeljobs, und der Fotograf fragte mich, 'Hast du Lust, auf ein Konzert mitzukommen?' Und nach dem Gig fragte er: 'Willst du die Jungs mal kennenlernen?‘ Ich hatte wie immer ein bisschen Hasch dabei, aber der Einzige, der darauf ansprang, war Brian. 'Klar, lass uns einen durchziehen', sagte er", erzählte Anita Pallenberg laut Deutschlandfunk Kultur.
Die Burschen, das waren die Rolling Stones. Brian Jones war ihr späterer Partner, und beim Haschisch sollte es nicht bleiben. Sie war in der Modewelt herumgekommen und zeigte den Burschen, wie sie sich zu kleiden hatten. Als Jones sie zwei Jahre später attackierte, ging Keith Richards dazwischen, und die beiden wurden ein Paar.
Zwischenzeitlich gab es ein Techtelmechtel mit Mick Jagger während der Dreharbeiten zu „Performance“ im Jahr 1968. Auch Marianne Faithfull, die der Band nahestand, soll Pallenberg begehrt haben.
Chris Isaak, Axl Rose, Pete Doherty und die Models
Viele, viele andere Paarungen aus der Mode- und Musikwelt sollten folgen. Helena Christensen und Chris Isaak, etwa, die sich sogar für das Video leicht bekleidet am Sandstrand wälzten.
Axl Rose und Stephanie Seymour, die der schmuddelige Musiker mit viel Bombast und unter rauchenden Rockern in der Kirche im Video zu "November Rain" heiratete. Oder natürlich Kate Moss und Pete Doherty, deren Kokainkonsum im Tonstudio fotografiert wurde und deren Bilder an die britische Hyänenpresse verschachert wurden.
Aber die Rockstars sind heute – man muss schon anmerken, zu ihrem gesundheitlichen Vorteil – nicht mehr das, was sie einmal waren. Der in den 2000er-Jahren bleiche Pete Doherty etwa sieht heute aus wie ein Teddybär und hat illegale Drogen gegen Rotwein und Käse eingetauscht. Lenny Kravitz ernährt sich vegan.
Die Idole vergangener Zeiten, die mit verzerrten Gitarren und rebellischem Charme von den Bühnen dieser Welt strahlten, haben sich in den Hintergrund zurückgezogen. Die Musikbranche hat neue Helden hervorgebracht: die DJs.
Models kennen das Jetset-Leben
Diese eignen sich an sich jetzt nicht unbedingt als Partner in einer Beziehung. Sie sind oft unterwegs, werden von Fans angehimmelt und sie rauschen von einer Party zur nächsten. "Frauen im Modelbusiness kennen das Jetset-Leben und die Vor- und Nachteile eines Lebens in der Öffentlichkeit. Das kann für viele DJs befreiend sein", schrieb einmal das DJ Mag.
Wer als DJ Erfolg haben will, muss nicht unbedingt gut im Auflegen sein. Mixkünste sind mit den technischen Möglichkeiten nicht mehr notwendig. Es reicht ein Knopfdruck – und eine Nummer geht nahtlos in die nächste über. Was es braucht, ist Imagepflege. Die EDM- und Business-Techno-DJs von heute sind selbst so etwas wie Influencer. Sie posten Urlaubs- und manchmal auch Familienbilder in den sozialen Medien und zeigen sich mitunter im Privatjet.
Während ihre Vorfahren den Starkult der Rocker hinter sich lassen wollten und "Faceless Techno" propagierten, präsentieren sich DJs jetzt mitunter wie Popstars auf der Bühne. Sie dirigieren ihr Publikum von oben herab. Sie nehmen ein Mikrofon in die Hand, um der Meute zusätzlich einzuheizen. Sie reißen theatralisch die Hände in die Höhe, wenn der erwartete Bass einsetzt, während gleichzeitig ein Feuerwerk explodiert. Und das passt eben auch gut zum augenscheinlichen Glamour eines Modellebens.
Glitzernde Paris Hilton und Afrojack
Das mag sich auch Paris Hilton gedacht haben, als sie sich vor einigen Jahren den EDM-Star Afrojack schnappte. Die Liebe verglühte schnell, aber ihre eigenen Ambitionen als DJ wuchsen. Unter anderem hatte sie ein paar Jahre lang eine eigene Partyreihe in der Riesen-Disco Amnesia auf Ibiza namens "Foam and Diamonds". Und das gab es auch: Schaum und viel Glitzer – auch auf Paris' Handschuhen, mit denen sie die Regler bediente. Ihr früherer Galan Afrojack war von dem Dargebotenen nicht sehr beeindruckt, als er Aufnahmen davon sah.
Er sagte – wenig galant – in einem Interview: "Es ist nicht möglich, ein guter DJ zu werden, bevor man nicht Unmengen an harter Arbeit und Jahren voll Schweiß investiert. Ich fürchte, Paris hat das unterschätzt."
Sie wird es verkraftet haben. Dem V Magazine verriet Paris Hilton einmal: "Ich bin Geschäftsfrau, und das ist nur ein kleiner Teil von dem, was ich tue. Ich liebe Musik und Partys, also ist es ein Spaß-Job für mich."
Interessant wäre, mit wem der französische Techno-DJ I Hate Models liiert ist. Aber das herauszufinden wird sich wohl als schwierig gestalten. Der bei den Ravern der Gen Z sehr angesagte Bursche verbirgt Mund und Nase hinter einer Maske; da wird er wohl auch nicht verraten, ob er privat Models verachtet.
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