"Neuland": Lügen hinter der perfekten Vorstadt-Fassade

Kluge ZDF-Serie über vier Frauen und ihre Familien

Am Anfang steht ein Vermisstenfall, doch es geht hier nicht um einen klassischen Krimi: In sechs Folgen seziert „Neuland“ (in der ZDF-Mediathek abrufbar) das Leben und den Moralkompass der Bessergestellten. Erzählt wird das anhand von vier Frauen aus dem fiktiven Hamburger Vorort Sünnfleth.

Als die alleinerziehende Buchhändlerin Alexandra verschwindet, kommt ihre Schwester Karen (Franziska Hartmann) aus dem Ausland zurück in die Heimat. Sie ist Berufssoldatin in Mali und will wieder abreisen, sobald eine Lösung für ihre Nichten gefunden wurde.

Sarah (Mina Tander) lebt in einer Patchworkfamilie und betreibt ein Onlinemagazin für Mamas aus der Region – trauert aber insgeheim den Zeiten nach, als sie große Stars interviewte. Miriam (Peri Baumeister) ist talentierte Architektin, bleibt aber auf Drängen ihres Mannes zu Hause bei den Kindern. Und Anke (Anneke Kim Sarnau) lässt als Verlagsleiterin Belastendes über ihre Feinde recherchieren, um die Familie zu schützen.

©ZDF und Georges Pauly/ZDF/Georges Pauly

Die Geheimnisse und Abgründe von Sünnfleth offenbaren sich erst langsam. Spätestens als Ankes Sohn und der aus Syrien geflohene Rami in eine Schulschlägerei verwickelt sind, zeigt sich so manch wahres Gesicht. Wenn der eigene Status in Gefahr gerät, sind bestimmte Werte auf einmal verhandelbar. „Neuland“ ergründet die Psychologie im Reichenviertel mit klugem Blick. Vor allem Franziska Hartmann als unnahbare Außenseiterin überzeugt. 

Nina Oberbucher

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