Ein Triumph der Paradiesvögel an der Volksoper
Jerry Hermans „La Cage aux Folles“ überzeugt an der Wiener Volksoper.
Die Narren sind zurück. Und das macht richtig Spaß. 1991 brachte die Wiener Volksoper Jerry Hermans Musical „Ein Käfig voller Narren“ erstmals heraus. Damals mit dem unvergessenen Karlheinz Hackl als Albin, der sich im von seinem Mann Georges geleiteten Club jeden Abend in die Drag Queen Zaza verwandelt. Den Georges gab damals Frank Hoffmann. Das Ergebnis: Insgesamt 187 vom Publikum gestürmte Vorstellungen. Ein richtiger Hit.
2022 kann das Haus am Gürtel an diesen Triumph anknüpfen, denn man verfügt über zwei großartige Darsteller in den Hauptpartien, die nicht nur bei den Hits („Ich bin was ich bin“, „Mascara“, „Die beste Zeit“ oder auch das titelgebende „La Cage aux Folles“) punkten, sondern bei allem Irr- und Aberwitz eine berührende Liebesgeschichte erzählen. Die Rede ist von Drew Sarich als Albin/Zaza und Viktor Gernot als Georges – ein so gleich-ungleiches Paar, das allmählich ein bisschen in die Jahre kommt, es sich in Saint-Tropez mit seinen Freunden und dem Butler Jacob („Ich bin eine Zofe!“) gut eingerichtet hat. Bis Georges’ Sohn Jean-Michel („ein Fehltritt“) erscheint und verkündet, dass er die schöne Anne heiraten will. Denn die Freude darüber schlägt bald in Chaos um, ist Anne doch die Tochter eines erzkonservativen Provinzpolitikers, der bunte, schwule Vögel so gar nicht leiden kann.
Revue mit Zwischentönen
Melissa King hat dieses schräge Treiben auf der Glitzerbühne von Stefan Prattes ohne tuntige Peinlichkeiten, dafür aber mit Witz und Schwung inszeniert und choreografiert. Die Pointen sitzen, lassen aber auch Platz für nachdenkliche Zwischentöne. Nur die Revue-Kostüme (Judith Peter) sind – höflich und auf Neudeutsch formuliert – keine Eyecatcher, sondern eher Eyecrasher.
Egal, denn die musikalische Seite ist fabelhaft. Drew Sarich singt und spielt einen Albin der Kategorie Weltklasse, Viktor Gernot als Georges steht ihm in Nichts nach. Als „Zofe“ Jacob brilliert Jurriaan Bles, der auch etwas an Jorge Gonzalez erinnert. Oliver Liebl (Jean-Michel) und Juliette Khalil (Anne) sind ein auch vokal entzückendes junges Paar. Als Annes spießige Eltern sorgen Hausherr Robert Meyer und Sigrid Hauser für ein Feuerwerk an Komik. Martina Dorak und Jakob Semotan führen das übrige Ensemble an.
Die Tanzeinlagen passen, das oft auch überhöhende Bühnenbild (ein riesiger Stahlring, eine überdimensionierte Katze) lässt Catwalks und Action zu.
Für die sorgt auch Dirigent Lorenz C. Aichner am Pult des exzellenten Orchesters, der Jerry Hermans Musik wunderbar und mit viel Verve zum Klingen bringt. Ein toller Abend, der zurecht mit minutenlangen Standing Ovations bedacht wurde.
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