Krimiautorin Constanze Scheib: „Ich habe jetzt richtig Blut geleckt“
Die Gnä' Frau als Ermittlerin ist eine Goldgrube. Ein Schweizer Verlag hält viel auf die Hobbydetektivin aus Hietzing und möchte mehr schrullige Fälle aus Wien.
Vor zwei Wochen ging wieder ein Traum von ihr in Erfüllung: Constanze Scheib konnte an der Wiener Kriminacht teilnehmen. Bereits zum zweiten Mal. Früher dachte die Neo-Schriftstellerin sehnsüchtig: „Einmal im Leben daran teilnehmen, das wär’s.“ Und dann war sie mit ihren Krimis über eine elegant gekleidete Ermittlerin aus dem Villenviertel gleich der Star des Abends. Schon das Debüt ihrer Frau Ehrenstein vor einem Jahr war ein Hit. Kein Wunder bei diesem Titel: „Der Würger von Hietzing“. Jetzt löst die Dame mit „Keine schöne Leich“ ihren zweiten Fall. Nicht der letzte, wie sie im Freizeit-Interview erzählt.
Meine Mutter hatte immer diese uralten Taschenbuchausgaben von Agatha Christie im Bücherregal stehen. Ich konnte noch gar nicht lesen, da fielen mir dieses Cover auf. Sobald ich mich dort bedienen durfte, haben mich diese „Cozy Crime“-Krimis gefesselt. Sie sind unterhaltsam, lustig und spannend. Und weisen viele interessante Figuren auf.
Stimmt, meine ersten Geschichten waren blutig und brutal, „Lauras Parfüm“ etwa. Aber ich lese Bücher aus sehr vielen unterschiedlichen Genres. Und das ist, glaube ich, auch der Grund, warum ich sehr unterschiedliche Stoffe schreibe. Ich schreibe jedenfalls gerne das, was ich auch selber lese. Und das meiste war von klein auf „Cozy Crime“. Bei der Schauspielerei war es ähnlich. Ich mag Komödien, ich mag Sachen, die mich unterhalten und mich ablenken vom Alltag.
Das freut mich ganz besonders, ich bin in Hietzing aufgewachsen. Die Buchhändlerinnen dort haben mir erzählt, dass sie dieses Buch wie heiße Semmeln verkauft haben.
Ich kann mich noch genau erinnern. Ich spielte einmal mit meiner Mutter Trivial Pursuit, als die Frage nach dem berühmten österreichischen Skirennläufer kam, der 1972 bei den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen worden war. Ich kannte die Antwort nicht, und meine Mutter war davon so schockiert, weil das doch zum Allgemeinwissen gehöre. Das müsse man doch wissen! Daraufhin habe ich begonnen, mich über die 1970er-Jahre zu informieren. Was da alles passiert ist!
Ja, stimmt schon. Doch ich erkenne viele Parallelen zu heute, etwa die Baustellen für den U-Bahn-Bau.
Möglich. Mein Vater war Musikchef im ORF und meine Mutter hat in den 1980er-Jahren Drehbücher für den „Leih- opa“, den „Seniorenclub“ oder „Die liebe Familie“ geschrieben.
(Lacht) Leider haben wir nicht ganz so gewohnt mit Dienstvilla in der Gloriettegasse samt Personal.
Am Spittelberg. Meine Überlegung ist, dass ich mit dieser Buchreihe ein bissl in Wien herumwandere und verschiedene Grätzel herauspicke, die interessant sind. Spittelberg in den Siebzigerjahren war ja ganz etwas anderes als jetzt. Diese Veränderung ist auch immer spannend.
Der Kampa-Verlag hat von Anfang an gemeint, sie möchten eine ganze Reihe daraus machen. Was ich von Anfang an wollte, ist, dass die Leser so mehr über die Hauptprotagonistin Gnä’ Frau Ehrenstein herausfinden können und sie auf diesem Weg begleiten. Mit dem dritten Buch der Reihe bin ich jetzt fertig, das zweite Buch stelle ich gerade überall vor und erfahre so, dass die Leser und Fans bereits fragen, wann denn das nächste Buch herauskomme. Ich habe jetzt richtig Blut geleckt und möchte ebenso wissen, wie es mit der Gnä’ Frau weitergeht.
Ich bin bei einer Literaturagentin in Deutschland, die viel mit dem Schweizer Kampa-Verlag zusammenarbeitet. Daniel Kampa, der Verlagschef, hat nach einem österreichischen Stoff gesucht. Und da bin ich mit meinem Manuskript vom „Würger in Hietzing“ zufällig gerade zur richtigen Zeit gelandet. Mein Traumverlag. Die haben dort eine tiefe Leidenschaft für den Krimi.
Nein, natürlich nicht.
Das habe ich gehofft. Ich bin schon ganz gespannt, wie das Cover vom dritten Fall aussehen wird. Der Chef setzt sich da mit der Grafikerin praktisch persönlich dahinter, dass diese Cover mit dem angeschnittenen Kopf ganz speziell werden.
Danke. Das war mir auch wichtig. Ich habe von Lesern gehört, die bewusst, in dem Moment, in dem ein bestimmtes Lied im Roman vorkommt, dieses zu Hause auflegen. Entweder als Schallplatte. Oder diesen Song auf Spotify anwählen. Ich wählte diese Musik, weil es einfach gerade zur Stimmung passt. Oder das Gegenteil. Passt’s nicht zur Stimmung, ergibt eben das die Spannung.
Weil dieses Lied eben so fröhlich und lustig klingt. „Auf an Gummigummiberg sitzt ein Gummizwerg“ und so weiter. Meine Frau Ehrenstein hört das in der Szene-Disko Voom Voom und denkt, das wäre ein nettes Lied für ihren kleinen Sohn.
Es funktioniert auch, wenn man bestimmte Hintergründe nicht kennt. Aber das sind eben die kleinen Sachen, die ich für Leser einstreue, die dazu auch noch recherchieren wollen.
Oktopus / Kampa
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