Kleiner Mann, großer Komplex? Was man über Napoleon weiß

In den Kinos läuft der neue Historienepos über den wohl bekanntesten Franzosen: Was man über den Feldherr und Kaiser weiß.

Der Historienschinken Napoleon ist diese Woche in den Kinos angelaufen. Der ganze Film sei voller sachlicher Fehler, monieren Historiker. Ein Waterloo für Kult-Regisseur Ridley Scott: So hängen die französischen Flaggen bei der Hinrichtung von Marie Antoinette falsch herum, in einer anderen Szene raucht ein russischer Soldat eine Zigarette, die es damals noch nicht gab, und Napoleon reitet mit einem Säbel in der Hand den englischen Infanteristen entgegen, was so nie stattgefunden hat.

Über den wohl bekanntesten Franzosen ranken sich zahlreiche Legenden – hier einige überraschende Fakten.

Kleiner Mann

Der französische General und Kaiser Frankreichs maß 1,68 Meter – diese Körpergröße liegt sogar einige Zentimeter über der Durchschnittsgröße der damaligen Zeit. Warum er in die Geschichte als kleiner Mann einging? Daran haben die britischen Karikaturisten schuld, die ihn gerne als Giftzwerg darstellten.

Napoleonkomplex

Der Zusammenhang von kleiner Körpergröße und großem Geltungsdrang wurde von dem österreichischen Psychoanalytiker Alfred Adler geprägt. Doch auch dieses Bild geht auf Propaganda zurück: Napoleons Verstand und Gedächtnis sollen außergewöhnlich gewesen sein – und auch bei Frauen war er, wie man aus Liebesbriefen herauslesen kann, ein Charmeur.

Fakten über den General

Totenmaske
Napoleone Buonaparte kommt am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika zur Welt. Nach seinem Tod am 5. Mai 1821 in Longwood House auf St. Helena wird am selben Tag eine Totenmaske angefertigt und sein Leichnam obduziert

120 Napoleonshüte
Der Feldherr trug seinen berühmten Zweispitz – die Krempe ist so aufgestellt, dass sich zwei Spitzen bilden – quer und meist zu einer Gardeuniform

130 Millionen Euro
kostete der aktuelle Kinofilm von Altmeister Ridley Scott –  Joaquin Phoenix verkörpert Frankreichs Kaiser  

Sprache

Der wohl bekannteste Franzose sprach in seiner Kindheit nicht Französisch, sondern Korsisch. Als „Napoleone Buonaparte“ am 15. August 1769 in Ajaccio auf die Welt kam, gehörte die Mittelmeerinsel Korsika erst drei Monate lang zu Frankreich. Im Alter von neun Jahren lernte er Französisch – sein ganzes Leben soll er seinen Akzent nicht abgelegt haben, für den er auch verspottet wurde.

Markenzeichen

Vor wenigen Tagen wurde ein Filzhut des französischen Kaisers um 1,932 Mio. Euro versteigert. Während seiner Regentschaft soll Napoleon rund 120 solcher Hüte besessen haben, 19 davon sind bis heute erhalten. Die ikonische Kopfbedeckung entstand um 1790 aus dem früheren Dreispitz und wird noch heute von Bereitern der Spanischen Hofreitschule getragen.

Ägyptologie

Am 1. Juli 1798 tauchen vor Alexandria 400 Schiffe mit 36.000 Soldaten auf – 167 Wissenschafter, Ingenieure sowie Künstler sind Teil des Feldzugs, die das Land am Nil erkunden und damit eine neue Wissenschaft begründen: die Ägyptologie. Anders als oft behauptet, wurde die Nase der Sphinx nicht durch eine Kanonenkugel zerschmettert.

Anita Kattinger

Über Anita Kattinger

Leidenschaftliche Esserin. Mittelmäßige Köchin. Biertrinkerin und Flexitarierin. Braucht Schokolade, gute Bücher und die Stadt zum Überleben. Versucht die Welt zu verbessern, zuerst als Innenpolitik-Redakteurin, jetzt im Genuss-Ressort.

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