Ein neuer "Forrest Gump“ läuft durch die Geschichte Indiens
"Laal Singh Chaddah" ist das Bollywood-Remake eines Hollywood-Hits (Von Gabriele Flossmann).
Der Film "Laal Singh Chaddah" beginnt mit einer Daunenfeder, die in der Hand des Filmhelden landet. Er erzählt aus seinem Leben und seinem Gesichtsausdruck ist abzulesen, dass er ein schlichtes Gemüt hat. Ein Naivling, dessen Lächeln selbstgefällig wäre, wenn es nicht von totaler Unschuld zeugte. Als Kind war er Ziel der Aggressionen seiner Altersgenossen. Bis auf eine Mitschülerin, die ihm rät, trotz verkrüppelter Beine sein Heil in der Flucht zu suchen. Also rennt er. Über alle Hindernisse hinweg.
Falls die Geschichte bekannt erscheint – es handelt sich um das Bollywood-Remake eines Hollywood-Hits der 1990er-Jahre: „Forrest Gump“.
In seiner neuen, exotischen Umgebung heißt dieser „reine Tor“ Laal Singh Chaddah und trägt einen Sikh-Turban. Während Tom Hanks durch Amerikas bewegte Jahre zwischen den 1960ern und den 1990er-Jahren herumirrte, durchläuft Laal diese Epoche in Indien.
Forrest durchlebte Konflikte von der Kuba-Krise über den Vietnamkrieg während der Amtszeit Ronald Reagans. Mit Laal kann man als Zuschauer einen Nachhilfeunterricht in der Geschichte Indiens absolvieren. Von der Regierungszeit Indira Ghandis bis zu ihrer Ermordung und quer durch zahlreiche religiöse und nationalistische Konflikte zwischen Hindus, Sikhs, Muslimen und Christen. Laal kriegt alles ab, aber kaum etwas mit.
Als Soldat rettet er Freunde und Feinde aus dem Kugelhagel. Sikhs, Hindus, Christen und Muslime.
Gefühlvolles Remake
Für Laal sind alle Menschen gleich, was dieses Remake in der heutigen Zeit besonders relevant macht. Laal gewinnt mit seiner Toleranz Freunde, die ihn reich machen. Wo Forrest Gump mit einem angebissenen Apfel andeutete, welchen Computer-Konzern er sein Eigen nennen konnte, ist es bei Laal eine florierende Unterwäschefabrik. Ihm bedeutet das neue Luxusleben nichts. Wohl aber seiner Kindheitsgespielin, die als Möchtegern-Bollywood-Star ihrer Armut entkommen will.
Es ist eine einfache Geschichte, die der Film erzählt, aber auch ein Stück bewegter und bewegender Zeitgeschichte. Nach Bollywood-Manier gefühlsduseliger als das Hollywood-Original. Was aber diesem Wohlfühl-Kinoerlebnis keinen Abbruch tut.
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