Zum 70er von Joesi Prokopetz: Die Lieder meines Lebens

Sich feiern zu lassen ist seine Sache nicht. Dennoch darf festgehalten werden: Viele Lieder, zu denen Joesi Prokopetz die Texte geschrieben hat, sind fest verankert in der populär-historischen Identität Österreichs. Für Wolfgang Ambros, mit dem er in dieselbe Klasse (auf der "Graphischen" im 14. Bezirk in Wien) ging, schrieb er 1971 etwa "Da Hofa" und hob damit den Austropop aus der Taufe. Auch die Lyrics von Liedern wie "Du bist wia die Wintersun", "Es lebe der Zentralfriedhof", "Die Blume aus dem Gemeindebau" oder "Baba und foi net" stammen von Prokopetz. Mit der Formation DÖF landete er die Hits "Codo" und "Taxi", als Solosänger verbuchte er mit "Sind Sie Single?" einen Erfolg. 

Ein Universaltalent ist der Mann. Als Buchautor trat er etwa ebenso in Erscheinung, als KURIER-Kolumnist beeindruckt er mit seinem pointierten Hintersinn. Seit den 1990er-Jahren hat Prokopetz sich als Kabarettist einen Namen gemacht, von 2015 bis vergangenes Jahr war er außerdem Intendant des größten österreichischen Kabarettfestivals, der Ybbsiade. Am 22. März wird übrigens sein neues Programm "Vienna Waits For You" im Wiener Orpheum Premiere feiern. Es geht um Wien und die Wiener und das ihren Einwohnern zugrunde liegende Lebensgefühl, verortet irgendwo zwischen missmutig und erquickender Dystopie. 

Davor darf aber noch gratuliert werden: Am 13. März feiert Joesi Prokopetz seinen 70. Geburtstag, alles Gute! 

Für die freizeit.at-Serie "Soundtrack meines Lebens" hat er zehn Lieder ausgesucht, die eine ganz besondere Bedeutung für ihn einnehmen.

1. "Marina" – Rocco Granata

"Meine erste 45er Schallplatte, von meiner Oma zum Geburtstag bekommen. Der Titel ist für mich - die Mutter aller Schlager."

2. "I'm A Believer" – The Monkees

"Spiegelte für mich das von Lebenslust geflutete Teenager-Leben wieder. Konnte ich als erstes Lied von Anfang bis Ende auf der Gitarre spielen und - weil Text so simpel - singen!"

3. "Death Of A Clown" – Dave Davies

"Ist mir bis zum heutigen Tag unvergesslich geblieben und mit mystisch-pubertärer Erotik verknüpft, war es doch Begleitmusik zu meinem ersten – richtigen – Kuss. Ob ich ihn gab oder bekam? Bei einem richtigen Kuss darf man das gar nicht wissen."

4. "Hold Tight" – Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich

Mit den Textzeilen "Hold tight sing and shout, Dance right up 'round about" ... ein Tanzflächenmagnet; konnten doch auch Bewegungstalente wie ich merkwürdige Fruchtbarkeits-Zuckungen dazu machen."

5. "I Feel Free" – The Cream

"Erster musikalischer Wirkungstreffer! Dachte damals, alles was Musik geben konnte, hat sie mit diesem Song jetzt hergegeben. (Bis „Sunshine of your love“ kam.)"

6. "Castles Made Of Sand" – Jimi Hendrix

"Für mich die stringenteste Hendrix-Nummer. Und die Zeilen: And so castles made of sand, fall in the sea eventually formulierten meinen damaligen (und teilweise noch den heutigen) Blick auf die Welt ziemlich präzise."

7. "The Spyder And The Fly" – Rolling Stones

"Damals (vielleicht sogar bis heute) der Inbegriff von cool."

8. "Making Your Mind Up" – Bucks Fizz

"Bester Song, der je im Rahmen des Eurovision Songcontest gesungen wurde. Bei aller „Einfachheit“ hochmusikalisch, perfekt durchkomponiert und arrangiert. Eines der wenigen Lieder, die mich heute noch ein wenig fröhlich machen können."

9. "Find My Love" – Fairground Attraction

"Kam in einer Zeit, wo kaum mehr „wirkliche“ Musikinstrumente verwendet wurden. Mutig! Stellt ganz viele Drumcomputer/Sequenzer-Nummern weit in den Schatten. All time hit!"

10. "Ohne jede Warnung" - Wolfgang Ambros

"In aller Unbescheidenheit: Der Text, den ich für den Wolfgang geschrieben habe, der über meine aktuelle philosophische Befindlichkeit umfassend Auskunft gab und gibt. Wird so gut wie nie im Radio gespielt. Komposition: Peter Koller."