Xavier Plus, Paul Buschnegg, Kilian Hanappi und Romy Jakovcic sind Pauls Jets

"Jazzfest" von Pauls Jets: "Macht mal blau!"

Pauls Jets sind eine der derzeit spannendsten und besten Bands am heimischen Popmarkt. Ihr neues und famoses Album „Jazzfest“ untermauert diese Position.

Pauls Jets reichen ihre Songs gerne mit einem Augenzwinkern. Auch wenn man die ironische Ebene, mit denen die Texte gerne versehen werden, oft nicht gleich auf Anhieb erkennen, deuten kann, es gibt sie – man muss nur genau hinhören. Und so sollte man dann auch den Titel ihres neuen Albums nicht allzu ernst nehmen: „Jazzfest“.

Nein, nur keine Angst, die Jets spielen jetzt keinen Jazz, sondern weiterhin lässigen Indie-Rock – mit Mehrwert. Soll heißen: Ihre dritte und beim Berliner Indie-Label Staatsakt erscheinende Platte bietet musikalisch mehr Facetten an als der bisherige Output. Die neuen Songs der von Wien aus agierenden Band machen es sich irgendwo zwischen Indierock, New Wave und Neue Deutsche Welle gemütlich, oszillieren zwischen Bauhaus, Fehlfarben und Element of Crime, zwischen Ja, Panik, Einstürzende Neubauten, Tocotronic und Grauzone.

Entstanden und aufgenommen wurden die 18 (!) neuen Lieder bei diversen Sessions im Studio von Herwig Zamernik alias Fuzzman. „Wir haben mehr als Band und weniger als Ein-Mann-Songwriting-Unternehmen gearbeitet“, sagt Paul Buschnegg, Sänger, Gitarrist und Textchef der Truppe. Ein Novum, wie Schlagzeuger Xavier Plus anmerkt. Denn das Debütalbum „Alle Songs bisher“ sei fast ausschließlich auf Pauls Computer im Homerecording-Verfahren entstanden. „Beim Nachfolger ,Highlights zum Einschlafen’ haben wir dann Pauls Songskizzen im Studio zu dritt umgesetzt und überarbeitet. ,Jazzfest’ ist die erste Platte, die wir von Anfang bis zum Ende als Band umgesetzt haben“, sagt Xavier Plus.

Mit dem Ergebnis, dass die Songs wesentlich experimenteller ausfallen, was zum Teil auch am neuen Bandmitglied liegt: Kilian Hanappi ist nun fixer Bestandteil der Jets. „Er hat soundtechnisch eine völlig neue Ebene reingebracht“, sagt Buschnegg und spricht danach von einer „strukturgeöffneteren Musik“, von „längeren Intros“, einer bewussten Abkehr von klassischen Strophe-Refrain-Popstrukturen. „Wir haben einfach einen offenen Arbeitsprozess geschaffen – die Maschinen laufen gelassen“, sagt Buschnegg. Mit Maschinen meint er jene elektronischen Klangerzeuger, die bei den Aufnahmesessions verstärkt zum Einsatz gekommen sind. Dementsprechend „elektronischer“ fallen viele der neuen Songs auch aus. Es rattert, brummt und surrt im Hintergrund. Die eingesetzten Synthesizer und Keyboards dienen oft als Harmoniekiller. Auf ihnen generiert die Band jene Störgeräusche, die sie dann mit metallischen wie hölzernen Perkussion-Elementen vorwärts peitschen.

In Love

Inhaltlich dreht sich vieles „ums Fliegen“, wie Sänger und Textchef Paul Buschnegg dem KURIER erzählt. Dieses „Fliegen“ ist natürlich als Metapher zu verstehen. Es steht für laue Sommernächte in Zeiten einer Pandemie, für eine Jugend zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, für den Blues nach der Berauschung am Wochenende, für gescheiterte Beziehungen und für die Frage, „ob wir überhaupt schon mal so etwas wie richtige Liebe gespürt haben“, sagt Buschnegg. „So richtig in Love ist sie nie“, heißt es dazu etwa im schön schwermütigen Song „So richtig in Love“. In „Lazy Generation“ wird zur Leistungsverweigerung aufgerufen: „Macht mal blau!“ Tja, einfach mal Nichtstun, nichts posten, liken und nach Anerkennung gieren. Das Problem dabei sei nämlich, so Buschnegg, „dass bei diesem Surfen auf der 24/7-Anerkennungswelle vieles auf der Strecke bleibt“. Im finalen Song „Schmetterling“ besingen Pauls Jets den Alltag, der nach dem Höhenflug oft ein harter Landeplatz ist. Wer fliegt, kann auch fallen: „Die Straßen sind hässlich / Düster und leer / Salzig und schwer / Kalt wie das Meer.“ Dazu wird herrlich lässiger Gitarrenrock gereicht. Gute Platte, das.

Pauls Jets

Neben Paul Buschnegg, Romy Jakovcic und  Xavier Plus ist nun auch Kilian Hanappi Teil der Wiener Band. „Jazzfest“ nennt sich ihr drittes und im Studio von  Herwig Zamernik (Fuzzman) eingespielte und in Eigenregie produzierte Album. In den 18 Songs  werden schräg programmierte Beats  mit  psychedelischen Synthieflächen, Schrammelrock und punkig-lärmenden Ausbrüchen kombiniert. Das gefällt und versprüht jugendlich- krachende Lebensfreude. Am Freitag (18. 2.) live in Linz, am 3. 6. in Wien und am 4. 6. in Wiener Neustadt. 

Marco Weise

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