Interpol enttäuschen auf ihrem neuen Album "The Other Side of Make-Believe"
Die New Yorker Band Interpol sucht weiterhin nach der eigenen Zukunft.
Bei Interpol ist der Wurm drinnen. Schon länger. Genauer gesagt befindet sich die New Yorker Band um Sänger Paul Banks seit dem Ausscheiden von Bassist Carlos Dengler (2010) in einem Formtief. Die Alben, die einem seither gereicht werden, sind allesamt egal bzw. mittelmäßig; sie klingen unentschlossen, zu arty, zu gewollt. Und wer in der Schaffenskrise steckt, hinterfragt bekanntlich alles und verkrampft sich dabei nur noch mehr. Interpol haben, wenn man so will, das gleiche Problem wie einst der Skispringer Gregor Schlierenzauer, der plötzlich nicht mehr (weit) fliegen konnte. Zurück zum Start, zurück zu Zeiten von „Turn On the Bright Lights“ und „Our Love To Admire“, wo die Band erfolgreich als Nachlassverwalter von Bands wie Joy Division, die frühen The Cure unterwegs waren, will man auch nicht. Deshalb wurstelt man einfach weiter herum. Das jüngste Ergebnis dieses Findungsprozesses heißt „The Other Side of Make-Believe“.
In den elf neuen Stücken lassen Interpol nur gelegentlich die Sonne aufgehen. Das Trio kommt dabei auch nur selten richtig in Fahrt, stattdessen schlurft Banks Bariton lethargisch von Zeile zu Zeile. Das Klangbild ist düster, matt und depressiv. Die oft nur kurz angerissenen Gitarren wirken oft verloren, das Schlagzeug verzettelt sich gerne – nach einer Songstruktur, einer tragenden Melodie, einen tollen Refrain sucht man oft vergeblich. Nach 44 Minuten hat man alles und gleichzeitig nichts gehört. Eine Enttäuschung.
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